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Bamberg: 75 Jahre Diakonie: Regionaler Stützpfeiler im sozialen Bereich

Bamberg

75 Jahre Diakonie: Regionaler Stützpfeiler im sozialen Bereich

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    Dem neunjährigen Ruihac machen selbst Hausaufgaben in Mathematik, bei denen Lisa im Familientreff Löwenzahn hilft, Spaß.
    Dem neunjährigen Ruihac machen selbst Hausaufgaben in Mathematik, bei denen Lisa im Familientreff Löwenzahn hilft, Spaß. Foto: Marion Krüger-Hundrup

    Ein fröhlich-buntes Ambiente herrscht im Familientreff Löwenzahn im Bamberger Malerviertel: Spielzeug, Regale voller Kinderbücher, Kinderzeichnungen und -fotos an den Wänden, Blumen auf den Tischen. Hier fühlt sich Ruihac einfach wohl, obwohl die Mathematikaufgaben den neunjährigen Viertklässler nicht gerade leicht fallen. "Mir gefällt es im Löwenzahn sehr!", strahlt der Bub und schenkt auch Lisa ein warmes Lächeln. Die junge Frau begleitet Ruihac, dessen Familie aus Kurdistan stammt, ehrenamtlich bei den Hausaufgaben. Eine Arbeit für Gotteslohn, die die hauptberufliche pädagogische Fachkraft in einer Kita seit 2013 zwei Stunden wöchentlich auch für andere Kinder im Löwenzahn leistet – "weil es mir Freude macht", wie Lisa sagt.

    Diakonie-Chef Norbert Kern.
    Diakonie-Chef Norbert Kern. Foto: Ute Nickel

    Der Löwenzahn ermöglicht seit nunmehr 20 Jahren gemeindenah, stadtteilorientiert und nachhaltig Familien mit Migrationshintergrund und Alleinerziehenden mehr Chancen zur Teilhabe und Bildung. Leiterin Theresa Banzhaf listet auf: Neben der Hausaufgabenbegleitung organisiere sie mit zehn Ehrenamtlichen Offene Treffs, Sprachkurse für Erwachsene, Vorträge und Informationsveranstaltungen, Feste und mehr – "alles niedrigschwellig und kostenlos", erklärt die Sozialpädagogin zu diesem sozialen Angebot in Trägerschaft des Diakonischen Werkes Bamberg-Forchheim e.V. auf dem Gemeindegebiet der Erlöserkirche.

    "Für uns als Kirchengemeinde ist der Familientreff eine ganz besondere Möglichkeit, unser diakonisches Profil zu leben", sagt Pfarrerin Anette Simojoki. Aus der Idee des damaligen Kirchenvorstands, eine Hausaufgabenbetreuung in Bamberg-Ost zu beginnen, sei eine vertrauensvolle Beziehung vor allem zu Frauen und den Müttern der Kinder gewachsen, dann auch Unterstützung und Hilfe, die Integration und Bildung vereinen.

    Wirtschaftsbetrieb, aber nicht renditeorientiert

    Diakonie-Vorstandsvorsitzender Norbert Kern weist darauf hin, dass der Familientreff Löwenzahn ohne staatliche Zuschüsse auskommt, also nicht refinanziert wird. Wie auch weitere Bamberger Diakonie-Einrichtungen wie die Kulturtafel oder die Fachstelle für pflegende Angehörige ausschließlich von Kirchensteuer- und Spendenmitteln existieren. Natürlich sei die Diakonie bei aller Zuwendung zu Menschen in Nöten ein Wirtschaftsbetrieb, allerdings kein Rendite orientierter: "Wir müssen unsere wirtschaftlichen Hausaufgaben erledigen, um gute Arbeit liefern zu können", freut sich Norbert Kern im Jubiläumsjahr sagen zu können: "Das Diakonische Werk Bamberg-Forchheim ist gesund und blüht und ist ein verlässlicher Sozialpartner." Einer, der mit Herz und Hand seit nunmehr 75 Jahren aus der Region Bamberg nicht mehr wegzudenken ist dank seiner Kindergärten, Seniorenzentren, Behinderten-Hilfen oder sozialpsychiatrischen Diensten.

    Rund 1500 Hauptamtliche besetzen derzeit 950 Teil- und Vollzeitstellen: "Sie sind das Gesicht der Diakonie", betont Kern. Ihm sei trotz des vielzitierten Fachkräftemangels für die Zukunft nicht bange: "Man findet noch Leute, wenn man sich um sie kümmert", führt der Vorstandsvorsitzende übertarifliche Lohnabschlüsse, Familienförderungen oder Zuschüsse für Kindergartenbeiträge an. Ein "gutes Gehalt und ein Plus bedeuten Personalpflege", so Norbert Kern. Auch das gehöre zum christlich-diakonischen Profil, zu diesem etwas Mehr und Anders im Unterschied zu nichtkonfessionellen Organisationen.

    1948 als "Innere Mission" gegründet

    So war es für das "alte und doch jung gebliebene Geburtstagskind" eine Selbstverständlichkeit, mit einem festlichen Gottesdienst am Sonntag, 16. März, in der Erlöserkirche am Kunigundendamm der Gründung des Diakonischen Werkes zu gedenken. Am 13. April 1948 war die offizielle Geburtsstunde der "Inneren Mission", wie das Werk zu Beginn hieß. Dem Vorstand gehörten außer dem geborenen Vorsitzenden Dekan Otto Dietz die Vorstandsmitglieder August Hornig, Pfarrer Erwin Trautner und Otto Stern an. Geschäftsführer wurde Diakon Willi Bonacker, der bis 1977 den Ausbau der "Inneren Mission" betrieb und ihre Entwicklung stark prägte. 1949 zählte der Verein bereits 95 hauptamtliche Mitarbeiter.

    Doch schon vor der Vereinsgründung 1948 stellten sich die evangelischen Kirchengemeinden im Diaspora-Dekanat Bamberg der Hochflut an Not nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Weit über ihren Bevölkerungsanteil hinaus teilten sie sich die Arbeit mit der katholischen Caritas. Auf vielen Gebieten firmierten beide als "Christliches Hilfswerk – Innere Mission – Caritas". Das war eine frühe, gut funktionierende ökumenische Zusammenarbeit etwa in der Bamberger Bahnhofsmission oder in der Großküche in der Unteren Königstraße, die vor allem Flüchtlinge aus den fast 30 Lagern in der Stadt versorgte.

    Ökumenisch geht es in die Zukunft

    Ökumenisch geht es auch in die Zukunft: Im Jahr 2024 startet in Hallstadt der Bau einer Pflegeschule, die gemeinsam vom Diakonischen Werk Bamberg-Forchheim und dem Caritasverband in der Erzdiözese Bamberg getragen wird: "als gleichberechtigte Partner", wie Norbert Kern erklärt.

    Mit ureigenen fünf Baumaßnahmen begann das Jubiläumsjahr 2023. Die größte Maßnahme ist ein "zukunftsweisendes, innovatives Altenpflegezentrum für 16 Millionen Euro in Frensdorf".

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