Dabei widerfährt ihnen allerhand. Diese Erlebnisse sind der Anlass für eine 21-teilige Serie, die ab heute in dieser Zeitung täglich bis Weihnachten erscheinen wird. Jeden Tag ein neues Türchen, jeden Tag eine neue Geschichte – zum Schmunzeln, zum Mitfühlen, zum Nachdenken. Allesamt von den Personen selbst erlebt und in Zusammenarbeit mit den Redakteuren dieser Zeitung verfasst.
Ob als Notarzt, beim Abschleppdienst oder bei der Sozialstation – in diesen Berufen weiß man: Notfälle kennen keine Feiertage, auch nicht an Heiligabend. Ihre Geschichten an Heiligabend stehen im Fokus der Serie. Daneben kommen Menschen zu Wort, die eine besondere Aufgabe in der Adventszeit erfüllen: Als Märchenerzählerin, als Gänsezüchter oder als Nikolaus. Weiterhin berichten Menschen, wie die Weihnachten im Kindergarten, im Altenheim oder auf einem Schloss gefeiert wird.
Nachgefragt wurde bei Personen und Berufsgruppen aus dem Landkreis, die allesamt ihre ganz persönliche „Weihnachtsgeschichte“ erlebt haben. So wie das Erlebnis des Hofheimer Tierarztes Dr. Mathias Roth, der sich an Heiligabend um einen „vergifteten“ Dackel kümmern musste.
Noch heute denkt er schmunzelnd an den Vorfall zurück:
„Manchmal ereignen sich die seltsamsten Geschichten, so wie am Heiligen Abend vor rund zehn Jahren. Zusammen mit meiner Familie saß ich in festlicher Stimmung zu Hause, wir hatten gerade zu Abend gegessen. Vor dem Tannenbaum hatten wir es uns gemütlich gemacht und begannen mit der Bescherung. In dem Moment klingelte das Telefon.
Ein Notfall, schoss es mir durch den Kopf – und das an Weihnachten! Ich griff zum Hörer und hörte die aufgelöste Stimme einer älteren Dame. Mit zitternder Stimme hörte ich sie sagen: „Mein Hund verhält sich komisch, helfen Sie mir, ich glaube, er ist vergiftet worden!“ Keine Zeit war zu verlieren, ich verabredete mich mit ihr, zog mich an und stapfte durch die kalte Weihnachtsnacht hin zu meiner Praxis.
Gerade für allein stehende Menschen, die sonst keine Angehörigen mehr haben, stellen Tiere häufig einen unerlässlichen Sozialpartner da. Sie sind immer da und hören ohne Murren zu. Die allein stehende Frau am Telefon muss an diesem Tag wohl sehr einsam gewesen sein. Im Verlauf des Telefonats erwähnte sie, dass sie in ihrer unglücklichen Stimmung eine Schachtel „Edle Tropfen“-Pralinen verspeist hatte. Ich dachte mir zunächst nichts dabei.
Kurze Zeit später stand ich in meiner Praxis. Als die Frau mit ihrem Dackel eintraf, machten beiden einen unglücklichen Eindruck. Der Hund bot zudem einen jämmerlichen Anblick: Mit halb geschlossenen Augen versuchte er sich aufrecht zu halten, nachdem ihn sein Frauchen auf den Behandlungstisch gesetzt hatte. Doch alle Anstrengung half nichts – er torkelte und fiel immer wieder um. Sichtlich von den Anstrengungen ermüdet, streckte der Dackel bald alle vier Pfoten von sich.
Die Diagnose fiel mir dann auch nicht schwer: Der Hund war nicht vergiftet, sondern sturzbetrunken! Wie die ältere Dame berichtete, hatte sie die Schachtel alkoholhaltiger Pralinen zusammen mit ihrem Hund verspeist – abwechselnd eine Praline für sich und eine Praline für den Hund.
Über Nacht behielt ich das Tier in meiner Praxis, um es auszunüchtern. Am nächsten Tag war der Dackel wiederhergestellt und die Freude des Frauchens übergroß – ihrem Liebsten war nichts passiert. Der Dame erklärte ich ihren Fehler, doch sie wollte es nicht hören. Gelernt hat sie aber anscheinend dennoch daraus, denn seitdem war nie wieder ein betrunkener Dackel an Weihnachten zu Gast in meiner Praxis...“
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