Von wegen vertracktes Internet: In Knetzgau ist dies nicht der Fall, denn dort gibt es eine ganz besondere Form von Bürgerhilfe, die landkreisweiten Zuspruch findet. Im Rahmen des Bündnisses für Familien und Senioren hilft man sich gegenseitig beim Arbeiten am Computer. Dabei kann so manch „alter Hase“ noch einiges von den Jungen lernen.
Seit April 2011 werden in regelmäßigen Abständen im Schnitt 24 Teilnehmer – aufgeteilt in zwei Gruppen – in den PC-Räumen der Dreiberg-Schule durch ehrenamtliche Helfer mit der Technik des Computers vertraut gemacht. Beim Surfen im Netz konnte man den „Usern“ passend zur Jahreszeit beim Einholen von Gartentipps mal so richtig über die Schulter schauen.
Klaus Riegler, ehrenamtlicher Referent des Abends, arbeitet als EDV-Administrator im Krankenhaus St. Josef (Schweinfurt) und geht gerne auf seine Schützlinge ein. Der 48-Jährige bietet immer aktuelle Themenbereiche an. Zum Einstieg in das Gartenthema klicken alle nach dem Zugang über „Firefox“ die Seite „Bayerische Landesgartenschau“ an. Besucherinfo, Eintrittspreise und Anfahrtswege für die Gartenschau in Deggendorf recherchiert Ida Pataky. Als ältester „PC-Freak“ der Gruppe ist die rüstige Rentnerin aus Hainert von Anfang an mit Begeisterung bei den PC-Abenden dabei. Vor ein paar Wochen hat sich die 80-Jährige beim Themenbereich „Spiele“ bei „Wer wird Millionär“ bis zur Millionen-Frage durchgeklickt – und das alles ohne Joker.
Beim Gartenthema stehen die Probleme im eigenen Garten an. „Blumenkrankheiten“ tippt Hermann Merz auf der Tastatur ein, um gleich darauf im aufgehenden Fenster zu erfahren, warum die Radieschen ihre Köpfe hängen lassen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Erika ist Hermann Merz ebenfalls von Anfang an dabei und als Gartenliebhaber klickt das Rentnerehepaar aus Knetzgau weiter zur „Schädlingsbekämpfung“. Es hat alles geklappt und Hermann Merz hat das gefunden, wonach er gesucht hatte. „Die Arbeit am Computer ist sehr komplex, man lernt nie aus, weil sich immer alles verbessert und erneuert“, verrät der 73-Jährige. Wie in der Schule auch, arbeitet er zu Hause an seinem eigenen PC und setzt das Erlernte in die Tat um. Dafür hat er sich eigens einen Merkzettel mit Markierung vorbereitet. Denn alles kann er sich nicht merken, dessen Motto lautet: „Ohne Fleiß kein Preis.“
Damit die „User“ ihren Kurs auch richtig genießen können, gibt es einige ehrenamtliche Helfer, die für die Organisation bereits im Vorfeld ihre Fäden spinnen. Werner Burger hat eine Checkliste als Gedächtnisstütze für den einzelnen Teilnehmer vorbereitet: Vom Einschalten über Schaltfläche, Start, Benutzername und Kennwort wird mit einem „OK“ mit der linken Maustaste „Bestätigung“ angeklickt. Mögliche Fehlerquellen hat der Elektriker im „Unruhestand“ unter Anleitung zusammengestellt und in einem eigenen Ordner hinterlegt.
Der 65-Jährige kommt als Erster – meist eine Stunde vorher – und geht als Letzter, um nach dem gemeinsamen Herunterfahren der PCs den Raum wieder ordnungsgemäß zu verlassen. Aber auch für Getränke sorgt Werner Burger, denn die Gemütlichkeit wird allgemein in der Gruppe großgeschrieben. Hubert Schwab arbeitet ebenfalls im Organisationsteam mit und sorgt unter anderem dafür, dass jeder Teilnehmer durch die Presse erfährt, wann der nächste Kurs stattfindet. Und damit auch immer ein Referent die nötigen Anleitungen parat hat, dafür setzt sich Marion Hellmuth ein, die zwischen der Gemeinde und den Teilnehmern vermittelt.
Um die zweite Gruppe kümmern sich Anna Dingler und Papa Michael, dessen verstorbener Vater Rudolf den Kurs überhaupt ins Leben gerufen hat. Die Räume in der Dreiberg-Schule werden momentan von der Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt.
Bange stellt sich allerdings die Frage, wie es in Zeiten der bevorstehenden Schulrenovierung mit dem Kurs weitergeht. Über Vorschläge für geeignete Räume, in denen die PCs mitgenommen werden können, würde sich die Gruppe riesig freuen. Denn das Arbeiten am Computer macht allen sichtlichen Spaß.
„Sie sind alle mit großem Engagement dabei“, lobt Referent Klaus Riegler die Gruppe. Dabei ist für den Fachmann die Wiederholung des Gelernten Sinn und Zweck des Ganzen. Und so können sich die „User“ zum Ende der Stunde noch eine kurze Filmsequenz auf „You tube“ anschauen, um zu erfahren, wie sie im Frühjahr ihre Rosen im Garten so zurückschneiden, damit diese im Sommer wieder üppig blühen.