(mw) Wie mehrfach berichtet, hat sich mit dem Jahresablauf 2010 in Sachen Hartz IV einiges geändert: Aus der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) zwischen dem Haßbergkreis und der Schweinfurter Arbeitsagentur (AA) wurde das Jobcenter. Und nicht bloß das Schild an der Tür, auch der Kopf an der Spitze wurde ausgetauscht: Geschäftsführer Dieter Sauer scheidet aus, an seine Stelle tritt Werner Mahr, der bislang das Sozialamt führte.
Laudationes mit dermaßen großen Lorbeeren hört man meistens an Gräbern – diesmal jedoch war der Anlass weniger dramatisch. Dieter Sauer wurde anlässlich seines Ausscheidens als ARGE-Geschäftsführer von allen Rednern ob seines hervorragenden Einsatzes hoch gelobt.
Eigentlich hätte Sauer das Jobcenter gerne weiter geleitet, und eigentlich wollte auch Landrat Rudolf Handwerker nicht die Pferde wechseln – allein, das „Joch der Bürokratie“ (Handwerker) machte diesen Wunsch zunichte. Die Juristen aus dem Bayerischen Innenministerium ließen sich nämlich nicht umstimmen: Der Jobcenter-Geschäftsführer, so ihre Diktion, muss beim Landkreis oder bei der Arbeitsagentur beschäftigt sein – Sauer aber ist Staatsbeamter.
2005 verschmolzen in der ARGE die bis dahin getrennten Systeme der Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe. Dass von Anfang an die Chemie zwischen den Mitarbeitern der Agentur und des Landratsamtes stimmte, sei maßgeblich Sauers Verdienst, betonte der Kreischef. Er wies darauf hin, dass der damalige Start unter „schwierigsten Rahmenbedingungen“ erfolgt sei: „Wenn es Probleme gab, lagen sie nicht an Ihnen“, so der Landrat an Dieter Sauer gerichtet.
Eine in weiten Bereichen versagende Software und „eine Flut von Weisungen der Bundesagentur, die ihre Regelungswut hemmungslos austobte“ – und das auch heute noch praktiziere. Für Handwerker ein Grund für die Flut von Prozessen gegen Hartz-IV-Bescheide. Allerdings gebe das viel gescholtene Hartz-IV-Gesetz die Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt als entscheidendes Ziel vor.
Und gerade da habe Sauer mit seiner Mannschaft beeindruckende Erfolge erzielt, was sich auch in Zahlen widerspiegele. So nahm die Zahl der erwerbsfähigen Hilfsbedürftigen von 2005 auf 2010 von 2269 auf 1978 ab: ein Rückgang um 13 Prozent. Ebenso positiv sei das Bild bei den Langzeitarbeitslosen (2005: 1194, 2010: 986, 17 Prozent weniger) und bei den jungen Arbeitslosen (2005: 164, 2010: 81, 51 Prozent weniger).
Nachdem Renata Häublein, die Leiterin der Arbeitsagentur Schweinfurt, dem Geehrten eine gute Führungsfigur bescheinigte, erklärte Wilfried Reus, der stellvertretende Geschäftsführer des Jobcenters, dass die Hartz-IV-Behörde Sauers Handschrift trage.
Werner Mahr, der neue Leiter des Jobcenters in der Haßfurter Promenade, fand nach seinen Worten ein eingespieltes Team vor, das gut in Tritt sei. Ironisch schmunzelnd parodierte er abschließend die „Aküfi ohne Ende“ – das Kürzel steht für den Begriff „Abkürzungsfimmel“.
Auf der Zither umrahmte Jochen Hutzel die Veranstaltung mit beschaulichen Weisen.