„Nach 3000 Einzelwerken haben wir die Archivierung erstmal auf Eis gelegt“, sagt Peter Griebel. „Mit dieser Zahl haben wir uns einen groben Überblick über die künstlerische Vielseitigkeit meines Vaters gemacht.“
Und tatsächlich zeichnet Fritz Griebel eine große Spannweite künstlerischer Mittel aus: Scherenschnitte, Aquarelle, Porzellan, Gobelins und Werke der Ölmalerei sind von ihm erhalten. „Ich habe allerdings sicher weniger als die Hälfte der Gesamtwerke“, so Peter Griebel. Auch seine Frau Jutta ist von dem künstlerischen Ausstoß des Schwiegervaters schwer beeindruckt: „Man muss bedenken, dass er von 1946 bis 1966 Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg war. Dass er daneben noch Zeit für seine eigene Kunst fand, ist unheimlich beeindruckend.“ Bis 1957 war Fritz Griebel sogar der Direktor der Nürnberger Akademie.
Schon zu Lebzeiten war der Vater für den heute 67-jährigen Peter Griebel ein großer Mann: „Ich kann mich noch erinnern, dass ich mir zum Geburtstag immer ein Bild von ihm gewünscht habe, weil er so toll malen konnte. Nur ein Bild, mehr nicht.“ Er selbst schlug eine andere Richtung ein und wurde Diplomingenieur für Elektrotechnik. Er machte sich selbstständig und entwickelte bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren medizinische Geräte. „Erst dann begann ich, mich um den Nachlass meines Vaters zu kümmern, der bis dahin an verschiedenen Orten eingelagert war.“
Und je mehr er sich damit beschäftigte, desto tiefer zog in die Kunst in seinen Bann – genau wie seine Frau. „Ich hatte mit Kunst auch wenig zu tun, aber wenn man im Haus Bilder hängen hat, die regelmäßig ausgetauscht werden, fängt man automatisch damit an, sich mit ihr zu beschäftigen“, so Jutta Griebel. „Man betrachtet die Bilder täglich und lernt immer neu dazu, ein Entwicklungsprozess beginnt. Zudem strahlen die Bilder von Fritz eine wahnsinnige Harmonie aus.“
Sein Vater sei tatsächlich ein sehr harmonischer Mensch gewesen, bestätigt Peter Griebel. Dafür verantwortlich war besonders Ehefrau Gertrud, die sich um die Erziehung der Kinder und den Haushalt kümmerte und dafür ihren Beruf als Ärztin aufgab. Leicht hatten es die beiden nach ihrer Hochzeit in Unfinden anno 1939 nicht immer. Fritz Griebel wurde zum Kriegsdienst verpflichtet und durfte seine Werke nicht mehr ausstellen. Durch die Vermischung verschiedener Stilrichtungen warfen ihm die Nazis eine „Entartung der Kunst“ vor. „Sie trauten sich wohl nicht, ihn ins Arbeitslager zu stecken. Dafür war er in Nürnberg und Umgebung als ein zu anständiger Mann bekannt“, meint Peter Griebel.
Nach Kriegsende wurde er zum Direktor der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg ernannt und für die Planung und den Wiederaufbau derselben verantwortlich.
„Er hat sein ganzes Leben der Kunst gewidmet – sowohl der Kunst im allgemeinen als auch seiner eigenen Kunst“, sagt die 52-jährige Jutta Griebel. Und das blieb nicht ohne Spuren: In Nürnberg gibt es einen Kunsthändler, der Griebel-Werke kauft und verkauft. Zudem gibt es sowohl in Heroldsberg, wo seine Eltern kurz nach der Geburt hinzogen, als auch in Fürth eine Fritz-Griebel-Straße. „Von der in Fürth sind war aber noch nicht sicher, in welchem Jahr sie ihm gewidmet wurde“, sagt Peter Griebel. Sicher ist allerdings, dass sein Vater bereits 1932 den Albrecht-Dürer-Preis der Stadt Nürnberg verliehen bekommen hat.
Im Geburtsort Unfinden war das Ehepaar Griebel vor vier Wochen zum ersten Mal. „Ich wusste zwar, dass er dort geboren wurde, aber mehr auch nicht. Wir wollten sehen, ob Unfinden überhaupt noch existiert“, so Peter Griebel. Also fuhren sie von ihrem Wohnort Igensdorf im Landkreis Forchheim nach Unterfranken und besuchten Unfinden. Dort, im Pfarrhaus neben der Kirche wurde Fritz Griebel geboren, sein Vater war der damalige Pastor. „Und in der Kirche von Unfinden heiratete Fritz 1939 auch meine Mutter“, so Peter Griebel.
Mit ihren Nachforschungen über das Leben von Fritz Griebel sind die beiden aber längst noch nicht am Ende. „Wir erfahren bei unserer Recherche ständig Neues und kommen von einer Spur zu anderen, von einem Ort in den nächsten“, sagt Jutta Griebel.
Ein erstes großes Ziel ist aber erreicht, wenn Ende Mai die Ausstellung „Figuration und Abstraktion im Werk Fritz Griebel. Malerei – Grafik – Scherenschnitt“ in Nürnberg beginnt. „Die Ausstellung in den Räumen der Altstadtfreunde Nürnberg wird einen tollen Überblick über das Lebenswerk meines Vaters schaffen“, freut sich Peter Griebel.
Online-Tipp
Mehr Informationen über das Leben des Künstlers Fritz Griebel: www.fritzgriebel.de