Hassfurt (sg) In allen Religionen gibt es Fastenzeiten. Aber auch bei nicht religiös motivierten Menschen ist Heilfasten in Mode.
Heilfasten bedeutet aber nicht einfach, weniger zu essen, sondern vielmehr den absoluten Verzicht auf feste Nahrung. Fasten entschlackt den Körper und lässt ihn gesunden, versichert Dr. Heike Mohler-Riegel aus Haßfurt. Sie betreut in ihrer Praxis so manchen Fasten-Eifrigen.
Wichtig dabei: Der Gesundheitscheck vor dem Fasten. "Ältere Leute, Kinder und Schwangere sollten nicht fasten", gibt die Ärztin zu bedenken. "Genauso wie insulinpflichtige Diabetiker und psychisch labile Menschen." Bei letzteren kann der Verzicht auf Nahrung im Extremfall in Magersucht enden. "Wo hingegen Fasten bei Menschen mit Bluthochdruck, Stoffwechselerkrankungen, Rheuma und Hautkrankheiten durchaus heilende Wirkung haben kann." "Und deshalb ist eine ärztliche Betreuung so wichtig."
Positive Einstellung zum Fasten sei das A und O. Wer fastet, um nur schnell mal abzunehmen, geht den falschen Weg, erläutert die Spezialistin. Denn ohne anschließender Kost- und Lebensumstellung kommen die Pfunde mit dem Jo-Jo-Effekt schnell zurück.
"Während des Fastens muss auf Genussgifte wie Nikotin, Kaffee und Alkohol verzichtet werden, da sie die Entgiftung des Körpers blockieren. In der Fastenzeit sollte die Uhren langsamer gehen. Das heißt, sich selbst aus der Reizüberflutung unserer Zeit herausnehmen, weniger Fernsehen, mehr lesen."
Medizinisch erfolgt in unserem Körper eine Regulierung des Säure/Basehaushaltes. "Wir nehmen viel zu viel Nahrung auf, die unseren Körper übersäuert, wie Fleisch, Wurst, Käse oder Kaffee", erklärt die Ärztin. Wichtig ist der Entlastungstag vor Fastenbeginn. Das heißt leichte Sachen wie Suppe, Obst und Joghurt essen.
Am ersten Fastentag erfolgt die Darmentlehrung mit Glaubersalz oder F.X. Mayer Passage Salz. Und dann heißt es, wenn man nach Lützner fasten will, nur noch Gemüsebrühe, Wasser, Kräutertee und, ab und zu einen Obstsaft. "Mindesten drei bis vier Liter muss dem Körper an Flüssigkeit zugefügt werden", erklärt Dr. Mohler-Riegel.
Am zweiten Tag kommt es zu Blutdruckabfall und verstärkten Ausschüttung von Giftstoffen (Abbauprodukte), die nicht nur über den Urin ausgeschieden werden, sondern auch über die Haut (verstärktes Schwitzen), Lunge und Schleimhäute (Mundgeruch möglich) den Körper verlassen." Der Körper schaltet auf die Ernährung von innen um. Wer da viel trinkt, baut viel ab. Ein kleiner Tipp von der Spezialistin: Mittagsruhe und ein heißer Wickel auf die Leber hilft und tut gut.
Man glaubt es kaum, aber diese Tortur macht wirklich glücklich. Eine Studie des Stressforschers Prof. Dr. Gerhard Hüther von der Uni Göttingen belegt, dass während des Fastens der Blutspiegel des Stresshormons Kortisol bis zu 50 Prozent sinkt und etwa ab dem dritten Fastentag der Serotoninspiegel im Gehirn steigt, wodurch sich ein richtiges Glücksgefühl einstellen kann.
"Ab dem vierten Tag fühlt man sich dann erleichtert und sportlich leistungsfähig", versichert die Ärztin. Der Körper hat sich umgestellt. Deshalb fasten viele länger als eine Woche. Aber man sollte es nicht übertreiben, 14 Tage bis drei Wochen sehe ich als ausreichend an."
Das Fastenbrechen ist dann ein besonderes Erlebnis. "Beginnen sollte man mit einem Apfel oder Rohkost", so Mohler-Riegel. "Langsam wird dann der Kostplan aufgebaut." Vielleicht hat man sich ja in der Zeit des Fastens überlegt, was alles anders laufen soll. Zeit hat man ja genug. Wer allerdings eine Familie zu versorgen hat oder in der Zeit arbeiten muss, sollte den Fastenbeginn auf das Wochenende verlegen und seine Umgebung informieren. Denn besonders glückliche Menschen werden oft verkannt.