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KNETZGAU: Augenzeuge im Audi: „Da wird viel Quatsch erzählt“

KNETZGAU

Augenzeuge im Audi: „Da wird viel Quatsch erzählt“

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    Beim Zusammenprall eines Mitsubishi und eines Audi nahe der gerne von Russlanddeutschen besuchten Diskothek in Knetzgau (Landkreis Haßberge) waren in der Nacht zum Sonntag acht Personen verletzt worden. „Alle sind außer Lebensgefahr“, sagte am Montag Pressesprecher Heiko Sauer vom Polizeipräsidium.

    Alle Unfallopfer sind russischer Herkunft. Während der Rettungs- und Aufräumarbeiten sollen aus der nahe gelegenen Disco 40 Personen herbeigelaufen sein. Zeugen berichten, es sei zu Beschimpfungen in russischer Sprache gekommen. „Es liegen gesicherte Erkenntnisse vor, dass aus dieser Gruppe Verletzte angegriffen wurden, die zum Teil noch neben den Fahrzeugen lagen“, bestätigt Polizeisprecher Sauer. Ein Polizist berichtet, sogar Unfallopfer hätten sich geweigert, Angaben zum Hergang zu machen: „Euch sag' ich keinen Ton.“

    Keine Hinweise auf Wettrennen

    Oberstaatsanwalt Joseph Düsel (Bamberg) sagte zum Stand der Ermittlungen: Es habe sich um einen „ganz normalen Unfall“ gehandelt. Für anfängliche Gerüchte, es habe ein Wettrennen gegeben, gebe es keine Anhaltspunkte. Dass „die Gerüchte ins Kraut geschossen“ sind, berichtet auch Peter Firsching von der Polizeiinspektion Haßfurt. Auch wenn eine Befragung von Verletzten noch ausstehe, zeichne sich ab, dass es sich „um einen typischen Disco-Unfall gehandelt hat“, so Firsching.

    Zur Unfallursache steht für Heiko Sauer fest, „dass der 25-jährige Fahrer des Mitsubishi nach rechts ins Bankett kam, dann offenbar das Steuer verriss und auf die Gegenfahrbahn geriet“. Dort prallte der mit drei Personen besetzte Wagen auf den Audi, in dem fünf Personen saßen.

    Möglicherweise hat die Fahrerin des Audi bei Nacht den entgegenkommenden Wagen nicht kommen sehen, obwohl die Strecke kerzengerade war. „Die Typen fuhren ohne Licht“, sagt eines der Unfallopfer, Alexander U. aus Marktheidenfeld. Er saß im Audi hinten in der Mitte, sein Bruder vorne rechts, dessen Freundin fuhr den Wagen.

    Alexander ärgert sich nicht nur über Reaktionen von Lesern, die nun über „die Russen“ schimpfen: „Da wird viel Quatsch erzählt, der nicht stimmt“, erregt er sich zunächst im Internet, dann am Telefon. Der Audi mit MSP-Kennzeichen, in dem er saß, war nicht auf dem Nachhauseweg, wie man vermutet hatte, sondern auf der Suche nach der Disco. Telefonisch versuchte ein Angestellter, sie zu lotsen. Sie wollten in Richtung Autobahn zurück, um sich zu orientieren. „Dann knallten die plötzlich in uns rein.“ Man habe Freunde über den Unfall verständigt, die ebenfalls Richtung Knetzgau unterwegs waren. „Unsere Leute sind gekommen und haben uns geholfen“, erinnert er sich. Von Übergriffen auf den Unfallverursacher las er erst in der Zeitung. „Das ist komplett falsch.“ Als die Verletzten in Rettungswagen geschoben wurden, hätten „unsere Leute gelästert“ und mit dem Finger hingezeigt. Da seien andere auf sie los, es habe „ein Geschubse“ gegeben, aber „eine Schlägerei war das nicht“, meint Alexander, der mit Schmerzen zu Hause liegt. „Ich mache mir Sorgen um meinen Rücken.“

    Diskussionen im Internet

    Alexanders Schilderung gibt seine subjektive Erinnerung des Hergangs wieder. Wie vollständig sie ist, wird sich erst herausstellen, wenn alle Beteiligten vernommen sind. Polizisten schilderten, sie hätten alle Hände voll zu tun gehabt, gewaltbereite Streithähne zu trennen.

    Der Vorfall führte zu lebhaften Diskussionen im Internet darüber, ob man eigens erwähnen soll, dass es sich bei allen Beteiligten um Russlanddeutsche handelt. Dabei zeigte sich eine offenbar latent vorhandene Ablehnung russischstämmiger Mitbürger in Teilen der Bevölkerung. Die Diskussion im Internet-Forum dieser Zeitung wurde zunehmend unsachlich, so dass das Forum aufgrund rassistischer Äußerungen vorübergehend eingestellt wurde.

    Um solche Effekte nicht zu fördern, mied die Polizei offiziell eine ethnische Kennzeichnung der Beteiligten: „Ein Unfall ist zunächst einmal ein Unfall – egal, wer daran beteiligt ist“, lautet die offizielle Linie.

    Online-Tipp

    Mehr zu den Vorfällen unter www.mainpost.de

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