Leidenschaft bliebe in der Gesellschaft zunehmend auf der Strecke, meinte Markus Stadler, der Vorsitzende des Fotoclubs Zeil, in seiner Rede zur Eröffnung der Vernissage des Fotoclubs am Samstag im Rudolf-Winkler-Haus in Zeil. Dabei war er umgeben von Leidenschaft, zumindest von dem, was diese an fotografischer Leistung hervorgebracht hatte. Das Ergebnis? Ebenso umfangreich wie stilvoll.
Voller Leidenschaft dabei ist seit 1973 Karl-Heinz Vogt. Seine Quelle sind die Lebenswelten seiner unmittelbaren Umgebung: Die Lego-Eisenbahn des Enkels, das Gehörn eines Rehbocks oder auch Raritäten vom Wertstoffhof, die er stilvoll komponiert seiner Linse zukommen lässt. Der 69-Jährige verfügt aktuell über circa 100.000 Bilder, wie er erklärt, und es kommen immer wieder Neue hinzu.

Von Leidenschaft erfüllt zeigt sich auch ein junges Vereinsmitglied: Alex Köpf, der gerade aus der TV-Show "Das perfekte Dinner" als Sieger hervorging. Der 26-Jährige taucht ein in die Musik, die Fotografie, das Kochen, das Komponieren, den Sport und die Videografie. Er sprudelt vor Ideen und hat sich einen Namen gemacht als Fotograf bei Hochzeiten, für Porträts und kunstvolle Bilder. Köpf stellt seine Werke regelmäßig ins Netz. Er hat aktuell über 1500 Follower, denen er circa drei neue Motive pro Woche liefert.
Fotoclub Zeil erlebt den digitalen Wandel
Markus Stadlers Credo lautet: "Fotografieren muss wehtun." Mal liege er im Wald auf dem Boden, um ein Makrobild zu erhaschen, mal ahme er die Perspektive eines Kaninchens nach, dann seien Verrenkungen gefragt, um dem erwünschten Motiv den geeigneten Blickwinkel zu verpassen. Doch Spaß mache jede dieser zweckgebundenen Körperübungen allemal, Leidenschaft sei die Triebfeder für jeden Hobbyfotografen.
Gemeinsam schauen sich die Aktiven des Clubs von zuhause aus regelmäßig per Zoom Bilder an: "Wenn wir alle gemeinsam vor dem Bildschirm ein ausgewähltes Motiv betrachten und bewerten, kommt richtig was an konstruktiven Anregungen zusammen", sagt Stadler zum neuesten Trend des Vereinslebens. Klassische Fotokurse seien in Zeiten von Youtube hingegen kaum noch gefragt.
Die Zukunft des Fotoclubs, meint Stadler, stehe unter dem Einfluss des Internets. Dort würden sie zusammengeführt und Bildideen gesammelt. Doch nie dürfe die Wurzel der Vereine, das menschliche Miteinander, vernachlässigt werden, denn dies sei, was die Leidenschaft kröne. "Und das höchste der Gefühle ist und bleibt, die Werke auszustellen." Die Ausstellung läuft noch bis Sonntagabend, 17 Uhr.