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BAMBERG: Bamberger Hilfe für Berlin

BAMBERG

Bamberger Hilfe für Berlin

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    An der Rekonstruktion des Berliner Schlosses arbeiten verschiedene Firmen aus verschiedenen Teilen Deutschlands mit. Eine davon ist das Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser.

    Das Bauvorhaben ist ein gewaltiges Vorhaben. Es ist auch ein umstrittenes Vorhaben, gibt es doch Stimmen, die den „Neubau der Schlossattrappe“ auf der Berliner Spreeinsel im ehemaligen Ostberlin als eine Art Siegeszeichen über die untergegangene DDR bezeichnen. Damit verweisen sie auf die Tatsache, dass es nach Abriss der Kriegsruine des Berliner Hohenzollernschlosses und dem 1973 bis 1976 gebauten „Palast der Republik“ auf diesem Platz gebaut wird.

    Vorausgegangen ist ein Beschluss des Deutschen Bundestages von 2003, der den Abriss des DDR-Palastes veranlasste, was in den Jahren 2006 bis 2008 dann auch geschah. Im März 2013 begann auf dem Schlossplatz, der zwischenzeitlich Marx-Engels-Platz hieß, der Wiederaufbau des Berliner Barockschlosses mit drei Fassaden nach historischem Vorbild. Bis 2019 soll der Bau abgeschlossen sein und mit dem „Humboldt Forum“ ein Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung mit internationaler Ausstrahlung beherbergen.

    Berliner Tageszeitungen berichten seit Beginn des Baus teils konträr über Zustimmung und Ablehnung von Teilen der Bevölkerung zur Schlossrekonstruktion. Ungeachtet dessen gibt es einen eifrigen Förderverein, der eine nicht unbedeutende Gruppe von Spendern aktiviert hat. Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind von ihm 63 Millionen Euro aufgebracht und damit 60 Prozent der Fassadenrekonstruktion finanziert worden. „Das Schloss wird das vertraute Bild Berlins wiederherstellen, die historische Mitte vervollständigen und das Stadtbild heilen“, verkündet der Förderverein für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses auf seiner Webseite.

    Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Vereins, stellt an gleicher Stelle fest: „Das Schloss begeistert die Berliner.“ Kulturstaatsministerin Monika Grütters nannte den Neubau öffentlich das „bedeutendste Kulturprojekt Deutschlands, auf das die ganze Welt schaut“. Ein Journalist erklärt in einer Tageszeitung den Bau zum „Symbol für einen neuen Historismus“ und will das nicht nur auf die Architektur bezogen verstanden wissen. Er meint, es spiegle eine Weltanschauung wieder. Kunsthistorisch bedeutet Historismus das Aufgreifen und Verwenden vorangegangener Stile.

    Zeitgleich mit den Diskussionen in der Berliner Bevölkerung sowie zum Teil in Fachkreisen wird das neue Schloss gebaut. Die originalen Fassaden des Schlosses hatten einst die Baumeister Andreas Schlüter (1664-1714) und Eosander von Göthe (1669-1728), Hofbaumeister nach Schlüter, entwickelt. Die Aufträge für die Fassadenrekonstruktionen einschließlich kunstvoller Sandsteinskulpturen und weiteren barocken Gestaltungselementen sind nach öffentlichen Ausschreibungen vor Jahren vergeben worden. Sie bringen fünf ausführenden Natursteinbetrieben samt ihrer Beschäftigten Arbeit, Lohn und Ehre für die Fertigung unter Einsatz ihrer handwerklichen Kunst. Es sind die bayerischen Unternehmen Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser, zuständig für die Ausfertigung der Nord- und Südfassade, die Hofmann Naturstein GmbH aus Werbach-Gamburg im Main-Tauber-Kreis, die in Arbeitsgemeinschaft mit dem Bamberger Unternehmen die Portale 1 und 5 fertigt, sowie das Münchener Unternehmen F. X. Rauch, das vollständig mit dem Bau des Schlüterhofes beauftragt ist. Zwei Unternehmen aus Dresden fertigen weitere Außenportale, die Dreßler Bau GmbH, die für das gewaltige Portal 3 (Eosanderportal) an der Kuppelfassade zuständig ist, und der Betrieb Schubert Steinmetz- und Steinbildhauer GmbH.

    Dass eine Bamberger Firma beteiligt ist, bedeutet allerdings nicht, dass auch die verwendeten Steine aus der Bamberger Region stammen. Das Natursteinwerk Hermann Graser verwendet in Berlin Baumaterial aus Sachsen und Polen, denn hier stammten auch die Steine her, aus denen seinerzeit das originale Schloss gebaut wurde.

    Wie vor Ort zu sehen ist, sind die Arbeiten weit vorangeschritten. „Bei allen Arbeiten liegen wir im Zeitplan“, erklärt Geschäftsführer Martin Graser auf Anfrage dieser Zeitung. „Das bedeutet dass die beiden Aufträge Nord- und Südfassade bereits komplett fertiggestellt sind.“ Bei Portal 1, das ist das dem Dom gegenüberliegende Eingangstor zum berühmten „Schlüterhof“, werde gegenwärtig begonnen, große Kolossalsäulen mit Adlerkapitellen zu versetzen. Er gehe davon aus, dass das Portal 1 bis zum Ende des laufenden Jahres fertiggestellt sein werde. Bei Portal 5 an der südlichen, der Schlossplatzfassade, werden laut Graser aktuell die Versetzarbeiten im Erdgeschoß abgeschlossen. „Historische Hermenpilaster (Halbfiguren auf sich nach unten verjüngenden Pfeilern) wurden bereits restauriert und warten auf die Montage“, informiert der Bamberger Unternehmer. Die komplette Fertigstellung erfolge aller Voraussicht nach im Jahr 2017.

    Beim Besuch der Baustelle wird ersichtlich, dass auch mit dem Aufmontieren der Balustrade begonnen wurde, was Graser in Bamberg bestätigt. „Erste Teilbereiche der Balustrade haben wir versetzt“, sagt er und informiert: „Insgesamt sind unsere Aufträge also alle im Plan und die Abwicklung klappt gut.“

    Das Berliner Schloss Das Residenzschloss der Hohenzollern wurde 1442 im Auftrag der Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg auf der Berliner Spreeinsel im heutigen Stadtbezirk Mitte gebaut. Nach barocken Erweiterungen war das Schloss ab 1702 königlich-preußische und ab 1871 kaiserliche Residenz. Es galt wegen seiner hauptsächlich von Andreas Schlüter geschaffenen Fassaden und Innenräume als ein bedeutendes Bauwerk des norddeutschen Barock. An der Rekonstruktion des im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten und danach gesprengten Gebäudes sind fünf Natursteinbetriebe, darunter das Bamberger Werk, beteiligt. Es werden etwa 9000 Kubikmeter Sandstein als Rohmaterial in die zu rekonstruierenden Fassadenflächen eingebaut. Fast 3000 Bildhauerstücke werden die Schlossfassaden schmücken. Drei historische Außen- und Innenfassaden im Schlüterhof ergeben insgesamt Rekonstruktionsfassaden auf 750 Meter Länge. 513 historische Fenster mit Sandsteingewänden, darunter prächtige Bukranionfenster, werden in die Fassaden eingepasst.

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