Mit einer Wurfleine saust das Seil nach oben bis in die höchsten Baumwipfel der Birken am Lendershäuser Kindergarten. Und dann geht alles ganz fix. Daniel Bergmann aus Eichelsdorf klettert geschickt am Seil nach oben und beginnt, die morschen Äste der Birke zu entfernen. Dabei muss er natürlich ständig den Kindergartenkindern, die die Kletteraktion von den Fenstern aus gespannt beobachten, Rede und Antwort stehen.
„Hallo“, tönt es von unten. „Hallo“, ruft Daniel zurück. Dabei muss er sich durch das Gewirr der Äste vorarbeiten und nicht nur auf seine Sicherheit, sondern auch auf die korrekte Baumpflege achten.
Daniel stutzt an diesem Tag mit seinem Kletterkollegen Michael Rühl aus Nürnberg, bei dem er das Klettern gelernt hat, nicht nur einen, sondern gleich mehrere Bäume im Garten des Kindergarten. Beim Forstunternehmen Bergmann aus Eichelsdorf wurden die Baumpfleger angefordert, weil die Bäume an teilweise unzugänglichen Stellen stehen.
Für Daniel und Michael ist das kein Problem. Sie entfernen Totholz aus den Bäumen und müssen auch einige Bäume komplett entfernen. Da diese wegen dem nahe stehenden Gebäude nicht einfach gefällt werden können, werden sie von den beiden Kletterern von oben her Stück für Stück abgetragen.
Bei den Arbeiten finden sie auch noch eine große Faulstelle an einer Birke direkt an der Straße. „Die muss komplett weg“, so das Fazit der beiden, nachdem sie festgestellt haben, dass die Faulstelle bis tief in den Stamm reicht. Denn die Verkehrssicherheit ist bei diesem Baum nicht mehr gewährleistet. Nach einem klärenden Telefongespräch mit der Unteren Naturschutzbehörde können sie auch diese Birke abtragen. Kein einfaches Unterfangen, denn mitten durch die Zweige des Baumes verläuft ein Kabel. Das müssen die beiden bei den Arbeiten berücksichtigen.
Vor der Aktion in Lendershausen haben die beiden die alten Bäume im Birkenfelder Schlosspark ausgeschnitten. „Das war drei Tage harte Arbeit“, erklären die zwei sportlichen Kletterer. Und es kann nicht einfach jeder Gärtner diese Arbeiten durchführen. Zu den Baumpflegekenntnissen muss man auch eine spezielle Kletterausbildung absolviert haben.
Das Beurteilen der richtigen Sicherung in den Bäumen gehört natürlich ebenso dazu wie Vorsicht. Denn wenn ein Baum keine Standfestigkeit mehr vorweisen kann, müssen auch die Kletterer sehr vorsichtig agieren. Und die Kletterer müssen auch mindestens zu zweit sein, damit im Notfall der Kollege eingreifen kann.
Auch wenn, wie Daniel Bergmann zugibt, die Baumpflege in luftiger Höhe eine „Quälerei“ ist – über mangelndes Training können sich die beiden nicht beklagen. Während viele andere Berufstätige nach der Arbeit im Fitnessstudio den Kampf gegen die Fettpölsterchen aufnehmen, haben Daniel und Michael damit kein Problem. Ihre Arbeit ist alles in einem - Job und knallhartes Ganzkörpertraining.