Die öffentlichen Hegeschauen sollen eine Art Bilanz sein über Fauna und Flora. Die Kreisgruppe Ebern des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) kam dieser Verpflichtung nach und hatte zu ihrer Hegeschau nach Memmelsdorf in Räume der Firma Rösler eingeladen. Besondere Gäste waren Jäger aus Finnland, zu denen Kreisgruppenvorsitzender Helmut Sieghörtner aus Pettstadt seit Jahren besondere Kontakte pflegt. Die Finnen gaben den heimischen Jägern einen Einblick in das dortige Jagdwesen im waldreichsten Land Europas. 86 Prozent der Landfläche sind bewaldet. In Finnland steht nicht die Trophäe im Vordergrund bei der Jagd, sondern die Gewinnung von Fleisch. Und kein Geringerer als der Präsident des Landesjagdverbandes, Jürgen Vocke, war auch nach Memmelsdorf gekommen. Er bezog leidenschaftlich Stellung zu aktuellen jagdpolitischen Themen. Der Präsident verteidigte das geltende Jagdrecht, weil alles andere zum Nachteil des Wildes wäre.
Vertreten waren auch heimische Imker und Angler sowie der Bund Naturschutz, die mit Infoständen Einblicke in Aufgabengebiete gaben.
Bürgermeister Helmut Dietz aus Untermerzbach betonte, dass eine Zusammenarbeit der Kommune mit den Jägern unumgänglich sei.
Herbert Lang, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt, bekam von Sieghörtner eine Vorgabe: „Vielleicht können Sie etwas zu den Spannungsverhältnissen zwischen der Jägerschaft und Forstbeamten ihrer Behörde sagen. Herauslösung von kommunalen Jagdflächen aus dem Revier kann doch nicht Aufgabe der Forstbehörde sein.“ Lang antwortete nur indirekt: „Es ist richtig, dass wir an die Stadt Ebern geschrieben haben, über Eigenjagdreviere nachzudenken. Das sollte aber auf Dauer unsere Zusammenarbeit nicht in Frage stellen, vor allem, weil wir ab 2015 gemeinsam mit Förderprogrammen zu tun haben werden.“
Amtsveterinär Werner Hornung vom Landratsamt kritisierte, dass im Haßbergkreis viel zu wenig Jäger ihrer Verpflichtung nachkämen, sich beim Amt als Verarbeiter von Wildbret registrieren zu lassen. Nur etwa 25 Prozent seien dieser Verpflichtung nachgekommen.
Der Jagdberater, Forstdirektor Hans Stark, ging auf die Reh- und Schwarzwild-Strecken von 2012 ein. Der Abschuss sei zufriedenstellend erfüllt worden. Sauen wurden 408 (Vorjahr 280) erlegt. „Das ist eine deutliche Steigerung, wobei 2008 die höchste Zahl erreicht wurde.“
Martin Schrauder, Leiter der unteren Jagdbehörde, ging auf einen Vorwurf ein, der bei der Jahresversammlung der BJV-Kreisgruppe Ebern von Sieghörtner erhoben worden war. Dieser hatte angemahnt, dass in Obertheres ein Jagdpächter gleichzeitig Jagdvorstand sei. „Dabei hat der Beschwerdeführer aber übersehen, dass dies auch in seinem Bereich in Gleusdorf der Fall ist und in weiteren Revieren im Landkreis“, sagte Schrauder. Auch für ihn habe das ein „Geschmäckla“, wenn das in einer Hand liege. Allerdings sei das zulässig, weil das Jagdgesetz hier keine klare Aussage mache.
Von der BJV-Kreisgruppe Ebern wurden „sehr starke Trophäen“ aufgelegt. In den vergangenen fünf Jahren lägen diese 23 Prozent über dem Durchschnitt, so Sieghörtner. Mit Gold prämiert wurden: ein von Roland Rösler vorgelegtes Gehörn mit 360 Gramm sowie Trophäen von weiteren drei Jägern. Silber erhielt Hans-Peter Sachs aus Ebern für ein Gehörn mit 310 Gramm.
Mitglieder der BJV-Kreisgruppe Ebern wurden von Sieghörtner und Vocke geehrt. Für 50-jährige Mitgliedschaft erhielten Wolfgang Elflein und Siegfried Pachulski Urkunde und Ehrennadel. Roland Rösler ist 59 Jahre dabei und wurde hierfür und für sein besonderes Engagement um die Jagd von allen Rednern gelobt. Sieghörtner erhielt vom Präsidenten für seinen außergewöhnlichen ehrenamtlichen Einsatz den „Eichenkranz des BJV in Silber“.
Einer, der auch vom üblichen Engagement positiv abweicht, ist Michael Groß aus Pfarrweisach. Er rief das Projekt „Feuchtwiese Pfarrweisach“ unter Mithilfe der „Wildlandstiftung“ ins Leben und hat damit in den Baunachwiesen schon Achtbares mit Fauna und Flora erreicht. Dafür überreichte Vocke Auszeichnungen. Die Jagdhornbläser bekamen von Sieghörtner 500 Euro für ihren Einsatz bei Veranstaltungen der BJV-Kreisgruppe. Eine Tombola brachte einen Reinerlös von 395 Euro. Diesen überreichte Sieghörtner an Vocke für die „Wildlandstiftung“ mit dem Hinweis, dass dieses Geld doch dem Projekt „Feuchtwiese Pfarrweisach“ zufließen möge.
Stilgerecht wurde die Veranstaltung von der Jagdhornbläsergruppe Ebern umrahmt.