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AUGSFELD: Böhmisch-mährisches Fieber

AUGSFELD

Böhmisch-mährisches Fieber

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    Dem Namen nach gibt es die „Augsfelder Musikanten” erst seit 2013. Seitdem strahlen die Westen der Herren und die Schürzen der Damen in leuchtendem Rot.
    Dem Namen nach gibt es die „Augsfelder Musikanten” erst seit 2013. Seitdem strahlen die Westen der Herren und die Schürzen der Damen in leuchtendem Rot. Foto: Repro: Gudrun Klopf

    Am liebsten würde ich ja selbst mitspielen“ gesteht Hubert Müller. „Ich hätte nie gedacht, dass es jemals so toll klingen würde“, blickt er auf seine Anfänge als Dirigent der Augsfelder Musikanten im Jahr 2009 zurück. Inzwischen hat der 51-Jährige viel Zeit und Herzblut investiert und ist stolz auf die musikalische Leistung der Kapelle.

    Auch wenn es die „Augsfelder Musikanten“ dem Namen nach erst seit 2013 gibt, reichen ihre Wurzeln doch weit zurück. In Augsfeld sei schon immer Musik gemacht worden, belegt Tubist Reinhold März mit alten Fotos. Ein Foto von 1904 zeigt die „Kapelle Schneier“. „Da haben mein Uropa Peter Schneier und mein Opa Felix Schneier mitgespielt“, sagt März stolz. Ab etwa 1957 sorgte die „Kapelle Michael Beck“ für Musik – in der Kirche, bei Festen und zum Tanz. Besonders gut sei diese Kapelle nicht gewesen, erinnern sich die alten Hasen. „Die kamen beim Spielen öfters mal raus“, weiß März, der schon als kleiner Junge bei der Kapelle einstieg. „Tanzt weiter, wir kommen schon wieder rein“, sei da von den Musikanten nicht selten mal in den Tanzsaal gerufen worden.

    1969 wurde die Jugendblaskapelle Augsfeld gegründet. Der nach Augsfeld eingeheiratete Haßfurter Braumeister Erhard Bulheller dirigierte die Kapelle und bildete die jungen Musiker aus. Über 30 Musiker zählte die Kapelle, die rasch bekannt wurde und zu vielen Auftritten unterwegs war. 1980 wechselte Dirigent Erhard Bulheller zur Stadtkapelle Haßfurt und mit ihm auch einige der Musiker. Den Taktstock bei der Jugendblaskapelle Augsfeld übernahm für ein Jahr Robert Niklaus, der zuvor die Lyra gespielt hatte. Schließlich aber wurde die Kapelle mangels Musikern und Dirigenten aufgelöst. Lediglich die Kirchenmusik führte man weiter fort. 1995 kehrte Erhard Bulheller zu den verbliebenen Augsfelder Kirchenmusikanten zurück und kümmerte sich um deren Erhalt. „Als ihm dies gesundheitlich nicht mehr möglich war, fragte seine Frau Inge bei mir an, ob ich die Gruppe nicht übernehmen könne“, erinnert sich Hubert Müller. Der war bei der Kapelle St. Johannes in Hofheim und bei den Happertshäuser Musikanten aktiv und half bisweilen bei der Augsfelder Kirchenmusik aus. Nach und nach trommelte Müller ehemalige Spieler der früheren Jugendkapelle zusammen. Langsam erwachte die Blasmusik in Augsfeld zu neuem Leben.

    Premiere beim Weihnachtskonzert

    Ein Anfang wurde 2009 in der Kirche mit einem Weihnachtskonzert zusammen mit der Flötengruppe des Kindergartens gemacht. Als „Kirchenmusikkapelle Augsfeld“ spielte man 2010 bereits beim Festkommers zum 60-jährigen Bestehen des FC Augsfeld auf. Die 18 Musikanten fingen Feuer und probten nun regelmäßig. 2011 wurde der inzwischen zum Anziehungspunkt für Blasmusikliebhaber gewordene „Augsfelder Blasmusikabend“ ins Leben gerufen. Von anfangs weißen, über zwischenzeitlich weinroten Hemden gelangten die Musikanten schließlich 2013 zum jetzigen Outfit: In strahlendem Rot leuchten nun die Westen der Herren und die Schürzen der Damen. Auch der Name der Kapelle wurde der Musik angepasst – aus der „Kirchenmusikkapelle Augsfeld“ wurden die „Augsfelder Musikanten“. „Alle wunderten sich immer, wenn wir spielten“, sagt Müller lachend, „denn bei dem Namen ,Kirchenmusikkapelle' rechnete niemand mit so flotter Blasmusik“.

    Nach und nach gesellten sich Musiker aus anderen Kapellen und Ortschaften, die in irgendeiner Weise einen Bezug zu Augsfeld hatten, zur Augsfelder Kapelle hinzu. Und auch Kinder aus dem Ort spornte die Kapelle an, ein Instrument zu erlernen und mitzuspielen. Die intensive Probenarbeit trug Früchte – Anspruch und Qualität stiegen. Zur Vorbereitung auf die jährlichen Konzerte holte man sich die Unterstützung externer Profis. Auch Reinhold März, der zuvor lange bei anderen Kapellen aktiv gewesen war, schloss sich den Musikern seines Heimatortes wieder an. „Wenn es diese tolle Entwicklung nicht gegeben hätte, würde ich heute keine Musik mehr spielen“, sagt er. Musik auf dem jetzigen hohen Niveau habe es in Augsfeld zuvor noch nie gegeben, ist März überzeugt. Die stetig wachsende Zahl an Musikanten und Auftritten machte Anfang November 2015 die Gründung eines Vereins notwendig.

    Inzwischen sind die „Augsfelder Musikanten“ nicht mehr aus dem Gemeindeleben wegzudenken: Ihre Musik erklingt beim Blasmusikabend und beim Musikfest im Lindenhain, zur Augsfelder Weihnacht, zum Patrozinium und zu vielen anderen kirchlichen Anlässen.

    Einzig die Nachwuchsarbeit macht dem Verein Sorge. „Um gut ausgebildeten Nachwuchs zu bekommen, braucht es eine qualifizierte Ausbildung“, ist Müller überzeugt. „Bloß weil man ein Instrument spielen kann, kann man noch lange nicht unterrichten“, sagt der Dirigent. Was die Nachwuchsarbeit betrifft, hoffen die Augsfelder auf Unterstützung der Stadt Haßfurt – etwa durch ein gemeinsames Konzept für alle Musikkapellen der Stadtteile.

    Heute brennt das Musikfieber bei den aktuell 28 Musikanten im Alter zwischen 14 und 65 Jahren lichterloh. Alles steht in den Startlöchern für den achten Augsfelder Blasmusikabend. Müller gibt zu, seinen Musikanten viel abzuverlangen. „Streng ist er“, wirft März ein, „aber das muss sein.“ Der Dirigent komme stets gut vorbereitet in die Probe und „er weiß genau, was er will“. Neben den Gesamtproben stehen Extraproben für das hohe und tiefe Blech und das Holzregister auf dem Plan. „Und es gibt einige Musikanten, die zuhause viel für ihr Können tun“, freut sich Müller.

    Das gilt auch für Eugen Matern, seines Zeichens seit 2015 Vorsitzender der Musikkapelle. „Als ich gefragt wurde, ob ich mitspielen würde, hatte ich meine Trompete 30 Jahre lang nicht mehr in die Hand genommen.“ Sich reinbeißen und täglich eine Stunde üben, war angesagt, bis es wieder lief. „Ich bin froh, wieder angefangen zu haben. Bei den Stücken geht mir das Herz auf.“ Da kann Dirigent Reinhold März nur zustimmen: „Wir haben auch einen wunderbar weichen 'Moschgesang'. Wenn Martina Bayer und Werner Rottmann singen, da läuft es einem eiskalt den Rücken runter.“

    Wer sich selbst vom Können der Augsfelder überzeugen will, kann dies beim anstehenden Blasmusikabend tun. Unter dem Motto „Musikantenfreundschaft“ gestalten die „Augsfelder Musikanten“ den Abend gemeinsam mit dem amtierenden Europameister der Böhmisch-Mährischen Blasmusik, der „Trachtenkapelle Elters“ aus der Rhön. „Wir sind absolut stolz darauf, die Kapelle mit ihrem Dirigenten Markus Arnold bei uns als Gast zu haben“, freut sich Hubert Müller auf das musikalische Highlight. Mit dem ehemaligen Radioreporter Wolfgang Reichmann habe man einen wortgewandten Moderator für den Abend gewonnen. Der Blasmusikabend findet am Sonntag, 22. April, um 17 Uhr in der TV-Halle in Augsfeld statt. Kartenvorbestellung unter Tel. (01 75) 221 42 17 oder unter Tel. (0 95 21) 14 88.

    Augsfelder Musikanten Gründungsjahr: 1969 als Jugendblaskapelle Augsfeld Namensgebung „Augsfelder Musikanten“: 2013 Vereinsgründung: 2015 Dirigenten: 1969 bis 1980 Erhard Bulheller, 1980 bis 1981 Robert Niklaus, 1995 bis 2009 Erhard Bulheller, seit 2009 Hubert Müller Mitglieder: 60, davon 28 aktive Musiker im Alter von 14 bis 65 Jahren Repertoire: traditionelle böhmisch-mährische Blasmusik, Kirchenmusik, moderne Arrangements und Medleys Auftritte: Blasmusikabend, Musikfest, Weihnachtskonzert, kirchliche Veranstaltungen, Auftritte bei Festen und Feierlichkeiten, Ständchen

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