Der Mediziner Dr. Christoph Schindler referierte in einem von der Vhs Haßfurt organisierten Vortrag zum 50. Todestag des Haßfurter Ehrenbürgers und Stadtchronisten Josef Kehl über regionale Erdgeschichte. Im Mittelpunkt stand dabei Josef Kehl im Spiegel seines Briefwechsels mit bedeutenden Paläontologen. Kehl hatte sein Leben bekanntlich nicht nur der Heimatforschung gewidmet, sondern auch der Sammlung von Fossilien. So errang er bei den Experten seiner Zeit Ruhm und Anerkennung. „Co-legere – gemeinsam sammeln“ lautete demzufolge das exotische Thema, das Dr. Schindler gewählt hatte.
Kehl hatte um 1940 in Steinbrüchen bei Schmachtenberg etliche Fossilien geborgen, darunter auch große Platten mit eindrucksvollen Fußspuren urzeitlicher Reptilien. Diese Trittsiegel stießen rasch auf reges Interesse in der Fachwelt, da man anhand dieser Spuren bedeutsame Rückschlüsse auf Aussehen und Lebensweise längst verstorbener Tierarten erhielt.
Im Laufe der Jahre vernetzte sich Josef Kehl mit Experten an mehreren Universitäten, denen er seine Funde selbstlos zur wissenschaftlichen Auswertung überließ. Wie umfangreich diese Kontakte waren und wie bedeutend die „Sammlung Kehl“ in ihrer Zeit war, erfährt man aus zahlreichen an den Heimatforscher gerichteten Briefen, die dessen Enkel Tilman Kehl an Dr. Christoph Schindler übergab.
So hatte Josef Kehl auch zahlreiche Relikte von Pflanzen und Wirbeltieren der Keuperzeit gesammelt, die Grundlage vieler Veröffentlichungen waren. Namhafte Gelehrte wie der bekannte Bonner Geologe Hans Closs, der Paläontologe Werner Janensch, der die im Foyer des Berliner Naturkundemuseums ausgestellten großen Dinosaurierskelette ausgegraben hat, oder der Münchner Paläobotaniker Karl Mägdefrau waren dem Haßfurter Handwerksmeister freundschaftlich verbunden. Sie besuchten auch die Kreisstadt in den 1950er Jahren.
Ihre Briefe geben zudem auch ein beredtes Zeugnis über das Universitätsleben und den Alltag der Nachkriegszeit. In seinen späten Jahren schenkte Kehl seine umfangreiche Sammlung der Universität Erlangen, wo sie von Professor Bruno von Freyberg kuratiert und ausgestellt wurde. Durch etliche Fossilbenennungen wie etwa das Trittsiegel von Brachychirotherium haßfurtense wurde der engagierte Spender Kehl geehrt, aber auch Orte der Region sind so mit der Erdgeschichte dauerhaft verbunden.