Der Freundeskreis Haßberge-Tricastin hat das Buch „Schweigende Helden 1939 - 1945“ des französischen Autors Michel Lefevre über die Lebensgeschichte des Eberner Arztes Dr. Wilhelm Baumann in deutscher Übersetzung herausgegeben. Das berichtete das Landratsamt in einer Pressemitteilung. Der Mediziner hat, ohne jemals selbst darüber gesprochen zu haben, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges in Frankreich durch seinen persönlichen Einsatz Tausenden von Zivilisten und Soldaten – eingekesselten Deutschen wie auch angreifenden Alliierten – das Leben gerettet. Entgegen aller Befehle brachte er im August 1944 mit dem französischen Pfarrer Launay die Einstellung der Waffenhandlungen zuwege und war so am Ende einer mörderischen Schlacht in der Normandie beteiligt, die von vielen „das französische Stalingrad“ genannt wird.
Eines der ersten Exemplare der deutschen Ausgabe überreichte der Vorsitzende Kurt Sieber dieser Tage an Landrat Wilhelm Schneider. Sein besonderer Dank galt der Übersetzerin Elisabeth Kreidler, die aus Ebern stammt und den Helden des Buches, Dr. Wilhelm Baumann, noch persönlich kannte. „Er war mein unmittelbarer Nachbar und der Hausarzt unserer Familie“, erzählt Elisabeth Kreidler. „Es war mir eine Herzensangelegenheit, das französische Buch von Michel Lefevre zu übersetzen, weil es wichtig und notwendig ist, dass die friedenstiftende Leistung von Wilhelm Baumann nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland und vor allem im Haßbergkreis bekannt wird.“
Das Buch beschreibt das heldenhafte Handeln von Dr. Wilhelm Baumann in den dramatischen Kriegstagen. Erst durch die hartnäckigen Nachforschungen des französischen Autors war die bis dahin unbekannte Identität von Dr. Baumann bekannt geworden.
„Die Geschichte ist gleichzeitig ein beredtes Zeugnis dafür, dass der unerschrockene Mut eines Einzelnen Tausenden von Menschen das Leben retten und einen wichtigen Beitrag leisten kann, auch in mörderischen Kriegsereignissen der Humanität zum Sieg zu verhelfen“, macht Kurt Sieber deutlich.
Der Autor Michel Lefevre soll bei der Aufarbeitung der kriegerischen Ereignisse in seiner Heimat auf einen Eintrag in einem handschriftlichen Brief des Abbé Launay aufmerksam geworden sein, der bis dahin als alleiniger „Held“ für die Beendigung der Kämpfe in der Normandie in Frankreich hoch geehrt worden war. Dieser Hinweis soll ihm schlagartig bewusst gemacht haben, dass noch ein Zweiter, einer aus dem Feindeslager, beim erfolgreichen Beenden der Kampfhandlungen und Übergabe der eingeschlossenen deutschen Armee beteiligt gewesen sein musste.
So begannen seine Recherchen nach der Identität des dort erwähnten „Major“, der im Range eines Stabsarztes in der deutschen Armee gedient hatte. Der gesuchte Name war Wilhelm Baumann. Weitere Nachforschungen führten nach Ebern.
2011 besuchte eine kleine Delegation aus der Normandie unter Leitung des Autors die Stadt, um Dr. Baumann an dessen Grab zu ehren. In der Tat war dort ein Dr. Wilhelm Baumann bekannt. Nach seiner Kriegsgefangenschaft hatte er sich in Ebern niedergelassen und war dort 1997 verstorben.
Großes Staunen herrschte vor Ort, denn Dr. Wilhelm Baumann hatte nie auch nur mit einem einzigen Wort von seinem Handeln auf den Schlachtfeldern der Normandie gesprochen. Er hatte sein Geheimnis mit ins Grab genommen.
Das Buch „Schweigende Helden“ ist ab sofort für 12,95 Euro in allen Buchhandlungen im Landkreis Haßberge erhältlich.