„Vergessen ist Schuld“ – diese Worte des Philosophen Karl Jaspers identifizierte die Bibliothekarin und Historikerin Cordula Kappner als Motivation für die jungen Menschen der Realschule Ebern, eine Dokumentation über der jüdischen Friedhof von Ebern zu erstellen. In den Jahren 2007 bis 2009 haben Schüler mit ihren Lehrkräften Christian Fackler und Manfred Eller mehr als 1000 Grabsteine fotografiert. Kappner, die besonderen Wert darauf legt, junge Leute mit ihrer Arbeit zu erreichen, freute sich über den Einsatz der Schüler, der Lehrer und der Schulleitung mit Rektorin Birgit Wedl und Konrektor Herbert Koller.
Heute leben wieder Menschen mit anderen Religionen in Deutschland, sagte sie. Wie es diesen ergehe, hänge von den künftigen Generationen ab. Sie zitierte eine Jüdin, die als Kind vor den Nazis versteckt worden war und bei einer Lesung in einer Schule gefragt wurde, was sie tun würde, wenn es wieder einen Holocaust geben würde: „Es wird eure Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passiert. Wir Überlebende können die Geschichte unserer Vergangenheit erzählen. Was aber in Zukunft geschehen wird, ist eure Angelegenheit.“ Die Schüler hätten damit einen Anfang gemacht und die Erinnerung als ihren Auftrag gesehen.
So sahen es auch Christian Lurz und Dominik Schunk in einer kurzen Anmerkung zum Grund ihres Handelns. Anschließend überreichten sie die Arbeit, die sie mit sieben weiteren Schülern erstellt hatten. Sie bedauerten dabei, dass sie nicht hebräisch können, denn dann hätten sie durch die Grabinschriften mehr über das Schicksal der Juden erfahren können.
Die Übergabe fand im Rahmen der von Cordula Kappner konzipierten Ausstellung über das jüdische Leben in Altenstein statt. „Buchführung des Todes“ nannte Kappner den Katalog zu ihrer ersten Ausstellung, die sie im November 1983 im Bibliotheks- und Informationszentrum in Haßfurt eröffnete. Seitdem hat die ehemalige Bibliothekarin nicht nur die verbrecherische Deportation und Ermordung der jüdischen Bürger in 37 Ausstellungen dargestellt und veröffentlicht, sondern ihre Forschung auch auf das Leben der Juden in den Dörfern und Städten ausgeweitet.
Jetzt wurde ihre wohl letzte Ausstellung, wie sie meinte, von Bundestagsabgeordneter Susanne Kastner eröffnet. Die Ausstellung soll das jüdische Leben und Schicksal aus der Geschichte von Altenstein dem Betrachter näher bringen und zum Nachdenken anregen. Ein weiteres Thema der Ausstellung ist die Geschichte der Familie Goldmann aus Zeil.
Kastner dankte für die wichtige Ausstellung, denn auch in dieser Region nähme Fremdenfeindlichkeit und nähmen Zeichen von Antisemitismus wieder zu. Der ehemalige Rektor und Rabbiner der unterfränkischen US-Garnisonen, Israel Schwierz, würdigte die Arbeit, die Kappner in 37 Ausstellungen für die Öffentlichkeit sichtbar machte. Er wies die Kollektivschuld aller Deutschen zurück. Auch in der Nazizeit habe es Menschen gegeben, die nicht mitgemacht hätten.
Zuvor hatte Peter Pratsch die Geschichte des Zeilbergs und der ehemaligen Einrichtung zur Betreuung psychisch kranker Menschen vorgestellt. Kappner hatte auf Schwierigkeiten hingewiesen, ihren ursprünglichen Plan, die Ausstellung schon vor zwei Jahren in Altenstein zu zeigen. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz habe sie das Gefühl gehabt, dass viele in Altenstein nichts von ihrer jüdischen Vergangenheit wissen wollten, resümierte sie enttäuscht.
Ein zweiter Punkt der Ausstellung ist die Geschichte der Familie Goldmann, wobei Kappner sich nur auf die direkte Linie beschränkte, die zu dem in Trappstadt geborenen Marcus Goldmann führt, dem Gründer der amerikanischen Großbank Goldmann-Sachs.
Musikalisch wurde die Eröffnung der Ausstellung von „Intermusica“ aus Rentweinsdorf gestaltet.
Geöffnet ist die Ausstellung bis 22. November, jeweils samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Am Sonntag, 8. November, um 14 Uhr spricht Pfarrerin Barbara Ehrhardt aus Fürth über die Synagogen im Landkreis Haßberge. Am 22. November ist um 14 Uhr Finissage. Elisabeth Singer referiert über ihre Arbeit am Genesia Projekt in Veitshöchheim und über einen Fund in einem Haus in Ermershausen.