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Das Auf und Ab der Sulzenmühle

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Das Auf und Ab der Sulzenmühle

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    Fährt man von Goßmannsdorf nach Ostheim, dann liegt auf der linken Seite die Sulzenmühle. Viel hat die Mühle im Laufe ihrer Geschichte erlebt. Sie diente als Sägewerk, war eine Ferienpension mit Reiterhof und beheimatet heute Serviceleistungen rund um die Tierhaltung. Das alte Mühlrad klappert freilich schon lange nicht mehr. Am Eingang zeugt noch der alte Mühlstein von einer langen Tradition.

    Unklar ist, wann die Mühle gebaut worden ist. Die älteste Aufzeichnung, die sich im Hofheimer Stadtarchiv findet, geht auf das Jahr 1840 zurück. In diesem Jahr übernahm ein gewisser Josef Firsching, der am 7. April 1820 das Licht der Welt erblickte, die Sulzenmühle in Goßmannsdorf von seinem Schwiegervater Josef Lurz. Firsching heiratete eine Tochter von Lurz und damit begann die Ära Firsching in der Sulzenmühle, die jedoch nur zwei Generationen andauern sollte.

    Mit dem Tod eines Sohnes von Josef Firsching, ebenfalls ein Josef, brachen für die Mühle neue Zeiten an. Das war im März 1901, als Josef Firsching starb, und wie es dazu kam, ist noch heute bekannt. Der Goßmannsdorfer Theobald Berwind, ein Enkel dieses Müllers, erinnert sich noch gut an die Geschichte, die seine Großmutter Babette ihm erzählt hat. Josef Firsching sei im Winter 1901 in Uchenhofen gewesen, um Mehl zu verkaufen. Es war sehr kalt und so kehrte er unterwegs ein.

    Dabei habe er sein ganzes Geld ausgegeben und kam mit leeren Händen wieder zurück, erinnert sich Berwind an Erzählungen. Seine schwangere Frau Babette hat sehr geschimpft und Josef ging noch in dieser Nacht hinaus, seinen Mühlstein zu schleifen. "Dabei holte er sich eine schwere Lungenentzündung, von der er sich nie mehr erholte", erzählt Berwind. Er verstarb, bevor seine Tochter Anna - sie wurde im Juni 1901 geboren - auf die Welt kam.

    Aus erster Ehe mit einer Bundorferin - an den Namen konnte sich keiner mehr erinnern - hatte der verstorbene Josef noch fünf Kinder. Die Mutter aus erster Ehe ist sehr früh gestorben und so war es zur Hochzeit mit der Dienstmagd Babette gekommen, die Großmutter von Theobald Berwind. Nach dem Tod des Müllers zog Babette Firsching mit ihrer kleinen Tochter Anna ins Dorf. Die Kinder aus der ersten Ehe wurden aufgeteilt. So wie auch das Erbe.

    Lange Zeit finden sich im Hofheimer Stadtarchiv keinerlei Einträge mehr unter der Sulzenmühle. Es hat damals einige Erbstreitigkeiten mit Babette, der zweiten Frau Josefs, gegeben, erzählt Rosa Völkel, die Tochter von Alois Firsching. Anzunehmen ist, dass die Sulzenmüle einige Zeit verwaist war.

    Etwa 1908 wurde die Mühle an Georg Schweinfest, seines Berufes Kleber, verkauft. Dieser betrieb sie als Müller in den folgenden Jahren weiter. 1921 baute Georg in Goßmannsdorf ein Haus, damit seine Familie nicht so weit ins Dorf laufen musste. Später übernahm sein Sohn Hans das Unternehmen. Er stellte jedoch kein Mehl mehr her sondern Parkett und Brennholz.

    Über die Kriegsjahre wurde die Säge stillgelegt. Nach der Währungsreform ging es im Jahr 1949 weiter. Das Geschäft ging eine Zeit lang gut. Es standen bis zu 50 Leute in der Sulzenmühle in Lohn und Brot. Neben Hans waren auch die anderen Söhne Fritz, Josef, Ludwig und Robert Schweinfest zeitweise in der Sulzenmühle beschäftigt. Dann geriet das Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten und kam 1954/55 unter den "Hammer". Hans Schweinfest musste damals sogar für einige Zeit ins Gefängnis, erinnert sich Franz Schweinfest, einer der Nachkommen, der damals noch ein kleiner Bub war.

    Horst Marggraff ersteigerte die Mühle und richtete sich dort ein Feriendomizil ein. Er gab durch den Bau des Turmes, den das Gebäude noch heute ziert, der Mühle ein völlig anderes Gesicht. Seine Frau Anni zog mit den fünf Kindern in die Sulzenmühle. Der Vater war viel unterwegs, berichtete sein Sohn Johannes Marggraff. In Haßfurt betrieb das Familienoberhaupt ein Filmstudio und produzierte Kultur- und Wirtschaftsfilme.

    In der Sulzenmühle ließ der Hausherr ein Schwimmbad bauen. Zunächst als Freischwimmbecken, dann als Hallenbad. Anni Marggraff richtete auf der Sulzenmühle eine Ferienpension ein. Zahlreiche Gäste wurden hier bewirtet. Die Sulzenmühle entwickelte sich zum Ferienhotel.

    1971 gab die Familie die Sulzenmühle auf, das Ehepaar trennte sich und die Familie Tölle erwarb das Anwesen. Sie ergänzten das Ferienhotel um eine Reithalle. Nach der Wende übernahm diese Familie jedoch in Blauental ein Unternehmen - und zog sich aus der Sulzenmühle zurück.

    Aussiedler fanden danach eine erste Heimstatt. Über den Winter 1996 campierte einmal ein Zirkus auf dem Gelände, für manche Leute ein Ärgernis. Ansonsten war die Sulzenmühle mehr oder weniger verwaist.

    2000 kam wieder Leben in das verlassene Gebäude. Mathias Roth übernahm das Anwesen, allerdings ohne die Reithalle. Die wurde 2001 an Bertram Reußenzehn verkauft. Inzwischen sind in der Sulzenmühle eine Tierarztpraxis, ein Tier-Physiotherapeut und eine Hundepension beherbergt. In der Reithalle und auf den Koppeln sind wieder Pferde anzutreffen. Manja Mehner gibt Reitunterricht und die Hundeschule Dietz hat einen Trainingsplatz.

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