Längst sind die Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen nicht nur der Geheimtipp unter Sammlern erlesener Kunstobjekte: „Der Zulauf und das Interesse werden jedes Jahr größer“, freut sich Fiona Freifrau Loeffelholz von Colberg. Die Sprecherin der Händlergemeinschaft macht sogar eine „extreme Steigerung in den vergangenen Jahren“ aus.
Was das Antiquitätenviertel unterhalb des Dombergs – „das größte Museum im Weltkulturerbe“ – zu immer neuen Leistungsschauen anspornt. Dabei stehen die zwölf teilnehmenden Galeristen in gesunder Konkurrenz zueinander. Natürlich will jeder verkaufen. Und doch treibt sie dabei das Bemühen, auch ausgefallene Kundenwünsche zu erfüllen: „Die Händler empfehlen sich untereinander weiter, so dass der Kunde vor Ort fündig wird und zufrieden ist“, betont Fiona von Colberg.
Einheit in der Vielfalt
„Einheit in der Vielfalt“ nennt sie dieses einmalige „Bamberger Modell“, zu dem auch die kostenlose Schätzung mitgebrachter Kunstwerke und fachkundige Beratung bei Restaurierungsfragen gehören.
Traditionell laufen die Kunst- und Antiquitätenwochen parallel zu den Wagner-Festspielen in Bayreuth. „Unser hochrangiges, internationales Publikum kommt von dort nach Bamberg“, weiß Renate Ströhlein. Die alteingesessene Geschäftsfrau betreibt ihren Kunst- und Antiquitätenhandel nach einem Umzug im Viertel nun im ehemaligen Tassenkabinett von Istvan Csonth an der Karolinenstraße 14. „Wir haben jetzt Hochsaison“, erzählt Ströhlein weiter und verweist auf die Einzeltouristen im Herbst, „die gezielt etwas suchen und schon für die Söhne und Töchter kaufen“. Auch Renate Ströhlein hat ihre Stammkunden.
Doch wenn diese in ihrem Sortiment von Möbeln, Porzellan, sakralen Objekten oder Antikschmuck aus dem 18. und 19. Jahrhundert einmal nichts Passendes finden, schickt sie die Suchenden an ihre Nachbarn weiter: zur Linken Christian Eduard Franke mit seinem Mobiliar aus sechs Jahrhunderten, oder zur Rechten Michael Mühlberger mit seinen Unikaten wie historische Waffen und Interieurs vergangener Zeiten.
Bevor Michael Mühlberger sich nach dem Ende der Kunst- und Antiquitätenwochen aus Bamberg nach Zapfendorf zurückzieht, setzt er einen exklusiven Akzent. Und zwar eine „spannungsgeladene Symbiose zwischen Antikem und stilvoller Gegenwartskunst“, wie er sagt. Unter dem Titel „Kunst & Kunst“ präsentiert Mühlberger moderne Malerei und Skulpturen des Künstlers Gerd Kanz. „Der Antiquitätenmarkt hat sich verändert, es werden mehr Stilrichtungen gemischt“, meint Kanz, der in Untermerzbach lebt. So könne auch neue mit alter Kunst gemischt werden. Sinnigerweise heißen denn auch zwei seiner Skulpturen aus Holz, Beton und Öl „Brückenschlag“.
Filigrane Gebilde
Die filigranen Gebilde erinnern an südfranzösische Aquädukte, an die Fensterbögen des römischen Kolosseums – und das alles aus zeitgenössischem Material. Gerd Kanzs Werke können natürlich auch erstanden werden. Zwischen 180 bis 7500 Euro müssen dafür berappt werden.
Wer das kostbarste Exponat dieser Kunst- und Antiquitätenwochen erstehen möchte, darf für die vier Tafelbilder aus einem Marienzyklus der Lucas Cranach-Werkstatt 1,6 Millionen Euro hinblättern. Doch auch für den schmalen Geldbeutel gibt es ab 25 Euro Schätze, die neben Werthaltigkeit einen ästhetischen Genuss verschaffen. Und die Hemmschwelle überwinden helfen, eines dieser Geschäfte in denkmalgeschützten Häusern zu betreten.
Etwa das Barockpalais Freyhaus auf dem Brand in der Karolinenstraße 16, in dem Matthias Wenzel die älteste Bamberger Kunsthandlung führt. Oder das Silber-Kontor Heiss in der Dominikanerstraße 11 gegenüber dem Schlenkerla. Feines skandinavisches Silber aus der Zeit des Art déco oder Silberschmuck des 19. Und 20. Jahrhunderts locken Liebhaber an.
Oder die Glaserie Pusch am Katzenberg 6, die eine große Auswahl an Jugendstilglas sowie antike Lüster, Lampen und Bleiverglasungen feilbietet.
In ihrem neuen Ladengeschäft im mittelalterlichen „Haus zum roten Hahn“ in der Herrenstraße 4 zeigen Markus und Claudia Schmidt-Felderhoff hochwertige alte Kunst von der Antike bis zum Klassizismus sowie ihre Restaurierungswerkstatt.
Neue Kunst
Erstmals ist Gregor Freiherr von Seckendorff bei den Kunst- und Antiquitätenwochen dabei: Erst vor kurzem hat er in der Karolinenstraße 12 seinen Handel für alte und neue Kunst sowie Antiquitäten eröffnet.
Apropos neue Kunst: Zum dritten Mal stellen Stipendiaten der Villa Concordia in einigen Läden der Kunst- und Antiquitätenhändler aus. Für Direktorin Nora Gomringer geht damit „moderne Kunst auf Begegnungskurs“: „Es findet zusammen, was zusammengehört: Bewunderung, Schöngeist und das kritische Auge. Nichts anderes sind die wirklichen Werkzeuge des Kunstliebhabers durch die Jahrhunderte.“
Begleitprogramm
Das Begleitprogramm zu den Kunst- und Antiquitätenwochen richtet sich nicht nur an Kenner und von Haus aus Interessierte. So bietet etwa Walter Senger (Senger Kunsthandel, Karolinenstraße 8) an den Samstagen 27. Juli und 17. August jeweils um 16 Uhr Kinderführungen unter dem Titel „Antiquitäten zum Anfassen“ an. Weitere Führungen und Vorträge im Internet unter www.bamberger- antiquitaeten.de