Übernachten in Weinfässern, feiern in der Cocktailbar und einkaufen im Bioladen – das alles und noch viel mehr soll nach der Vorstellung von Ines und Detlef Skroch in den nächsten drei Jahren in der Alten Kaplanei in Königsberg möglich sein. Das Ehepaar hat die sanierungsbedürftigen Gebäude vor rund fünf Monaten gekauft und will ihnen nun neues Leben einhauchen. „Es soll eine Art Kaufhaus, eine Plattform und Kulturstätte entstehen“, zeigt Detlef Skroch seine Vision auf.
Etwa 30 Weinfässer a 1,20 Meter Durchmesser sollen als Schlafkojen für Besucher dienen. Zudem ist ein Seminarraum geplant und über der ehemaligen Stallung will Skroch einen großen Schlafsaal im Jugendherbergs-Stil einrichten. In letzterem könnten beispielsweise Fahrradtouristen günstig übernachten. Die neuen Besitzer der Alten Kaplanei wollen dazu beitragen, Königsberg zu beleben. Die Touristen sollen nicht nur durchreisen, sondern in der Stadt Halt machen und „Geld dalassen“. Einen Teil der 1500 Quadratmeter will das Paar als Wohnung nutzen. Bei der Umsetzung ihres Konzeptes geht es ihnen um Design und Ästhetik.
„Der Wahnsinn ist bis jetzt nur gezündet, es gibt noch kein Ende.“
Detlef Skroch, Besitzer der Alten Kaplanei
Der energische 48-Jährige redet ohne Punkt und Komma, spricht mal von der Vergangenheit, mal von der Zukunft und überrascht mit ausgefallenen Ideen. Wie der von der Cocktailbar im Gewölbe, die über eine Rutsche zu erreichen sein soll. „Der Besucher muss sich in ein dunkles Loch fallen lassen und kommt dann unten in der Bar auf einem Tisch an“, erklärt Skroch. Wer weniger mutig ist und es eher konventionell mag, könne das Lokal auf herkömmlichem Weg – durch die Tür – betreten. Das soll schon am 8. Juni der Fall sein. Dann findet im Innenhof unter dem Titel „City of Rock“ ein Konzert mit den Bands „Skip Rock“ und „Arising Fear“ statt, in dessen Anschluss die Gäste zur Party in die Kellergewölbe eingeladen sind. „Wir wollen etwas für die jungen Leute machen“, sind sich Ines und Detlef Skroch einig. Die Veranstaltung organisieren sie gemeinsam mit dem Hotel Goldener Stern und der Herrenschenke. Es scheint, als hätten sich die Skrochs bereits gut in die Kleinstadt eingefügt.
„Wir sind froh, dass sie eingestiegen sind“, erklärt Königsbergs Bürgermeister, Erich Stubenrauch, auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Stadt habe sich, nachdem sie die leer stehenden Gebäude 2009 vom Staat übernommen hatte, für einen Verkauf der Alten Kaplanei eingesetzt.
Zuvor, so berichtet es das Ehepaar Skroch, sei es in der Marienstraße 17 düster und chaotisch zugegangen. Die Wohnungen seien verwahrlost gewesen und tonnenweise hätten sie den Müll abtransportiert: „Wir haben etwa 40 Container bewegt.“ Jetzt soll die Zeit zurückgedreht werden. Skroch will im Haus nur natürliche und mineralische Baustoffe, also vor allem Holz und Zement, verwenden.
Das liegt nahe. Immerhin betreibt er mit seiner Frau in Fürstenfeldbruck eine Firma, die sich auf Zementveredelung spezialisiert hat. Mit ihrem Umzug in die Haßberge verlagert sich auch der Sitz der Firma nach Königsberg. „Wir bringen zehn bis zwölf Mann hierher“, kündigt Skroch an. Da die Firma bundesweit tätig sei und ihre Kunden hauptsächlich über das Internet akquiriere, sei der Umzug kein Problem. „Vom Ambiente her lässt sich hier besser arbeiten, weil hier alles entschleunigt ist“, zeigt sich Ines Skroch sicher. Bis August, so hofft das Ehepaar, soll der private Wohnbereich fertig sein. Momentan schlafen sie mit den beiden Hunden Samson und Lissi noch im provisorisch eingerichteten Wohnzimmer im Erdgeschoss.
Detlef Skroch scheint überzusprudeln vor Ideen und kann, so sagt er, drei Dinge auf einmal tun: „Der Wahnsinn ist bis jetzt nur gezündet, es gibt noch kein Ende.“ Er und Ines sind überzeugt: „Das Haus hat auf uns gewartet.“ Sie sehen ihren Umzug nach Königsberg als vom Schicksal vorbestimmt. Es sei ihre Berufung, die Alte Kaplanei der Bevölkerung zuzuführen: „Sollte das keinen Anklang finden, machen wir es für uns.“ Auch das Haus „Am Marktplatz 3“ hat das Ehepaar Skroch erworben und will dort einen Biker-Treff einrichten. Dabei soll allerdings nicht nur schnöde Kaffee und Kuchen, sondern auch Kunst und Kultur angeboten werden. „Nicht reden – machen. Das ist unser Motto“, erklärt Ines Skroch.