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HASSFURT: Dazu braucht's keine Italienischkenntnisse

HASSFURT

Dazu braucht's keine Italienischkenntnisse

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    So sieht echte Begeisterung aus: schon beim letzten Lied im offiziellen Programm von Pippo Pollina und seinem Palermo Acoustic Quintet in der Stadthalle erhob sich das Publikum zu Ehren des charismatischen Künstlers von den Plätzen und klatschte leidenschaftlich im Rhythmus mit. Diese Begeisterung steigerte sich noch bei den Zugaben und so folgten viele Zuhörer der Aufforderung von Pippo Pollina: „Beenden wir das Konzert wie ein Rockkonzert“ und tanzten ausgelassen vor der Bühne.

    Zum wiederholten Mal war der italienische, seit fast 30 Jahren in der Schweiz lebende Sänger und Liedermacher Pippo Pollina beim Kulturamt Haßfurt zu Gast. Dabei erfüllte sich wieder einmal sein großer Wunsch, in Kontakt mit den Gästen zu treten und eine besondere Beziehung zu ihm aufzubauen. Doch sein größter Wunsch ist es, dass möglichst viele Zuhörer auch italienisch verstehen. Ob aber dieses Mal mehr Gäste als beim letzten Auftritt die Sprache beherrschten, ließ sich nicht eruieren. Doch sangen viele die bekannten Songs von Pippo Pollina eifrig mit.

    Andererseits sind Italienischkenntnisse nicht unbedingt notwendig, um sich von dem charmanten Sänger und seiner Musik mitreißen zu lassen. Schließlich ist es sein „Markenzeichen“, die Entstehungsgeschichten seiner Kompositionen und den Inhalt seiner Lieder auf Deutsch zu erklären und manchmal auch seinen Gesang mit deutschen Untertiteln zu versehen. Denn Pippo Pollina, der zurzeit auf seiner Tournee seine neue CD „Il Sole Che Verra“ vorstellt, möchte, dass man ihn und seine Anliegen versteht. „Wir leben in rasanten und schwierigen Zeiten, wir werden informiert, aber auch manipuliert und die Politik hat deutlich versagt, weil sie alles der Wirtschaft überlässt. Daher sollte die Kunst eine wichtige Rolle spielen und unsere Werte in die Welt bringen“, erklärte der stets kritische Künstler. „Aus diesem Grund rede ich auf meiner neuesten CD von der Hoffnung, die nicht passiv ist, sondern die durch unsere Überzeugung und Gesten lebt, und von der Kritik an der Gesellschaft mit dem Blick auf das Licht am Ende des Tunnels.“ So spricht er in dem Lied „Andarsene d'estate – Im Sommer gehen“ davon, dass „jetzt die Zeit der Gesänge kommt“.

    Und singen kann Pippo Pollina, der mit einer faszinierenden Stimme und einer unermüdlichen Energie gesegnet ist, dessen Poesie in den Bann zieht und der seine Gefühle und seine Kritik über die Ungerechtigkeit der Welt, an der Politik und der Wirtschaft, seine Trauer, aber auch seine Hoffnungen mit großer Leidenschaft verkündet; in Liedern voller wunderschöner Melodien, voller Leben, Rhythmus, Sehnsucht und Melancholie.

    So haben ihn der nicht enden wollende Flüchtlingsstrom, die „verzweifelte Migration“, und die Tatsache, dass das Mittelmeer zu einem Riesenfriedhof geworden ist, zu einer Art Gebet mit dem Titel „La citta di bianchi – die Stadt der Weißen“ inspiriert. Unter anderem zollt er auch dem Boxer Muhammed Ali mit dem Lied „A mani bassi“ und mit Filmausschnitten von dessen Verweigerung, in den Krieg zu ziehen und unschuldige Menschen zu töten, seine Reverenz. Er bringt seine Liebe zum Meer in „Mare mare mare“ und in „E laggiu le lampare“ zum Ausdruck, philosophiert über die „Cento chimere“, die Hundert Chimären des Lebens, oder stellt in dem Lied „Eppure si muove“ freudig fest: „Und doch, sie bewegt sich, entfaltet die Flügel: die Hoffnung!“

    War der Applaus für seine enthusiastische Sangeskunst und für seine musikalischen Begleiter Michele Ascolese (Gitarre), Roberto Petroli (Saxophon/Klarinette, Flöte/Electric Wind Instrument, Piano), Fabrizio Giambanco (Schlagzeug/Percussion), Filippo Pedol (Bass) und Gianvito Di Maio (Keyboards/Akkordeon) den ganzen Abend über schon groß, steigerte er sich beim letzten Lied „Camminando“ und den Zugaben nochmals, bis er bei „Bella ciao“ auf dem Höhepunkt ankam und in stehenden Ovationen endete.

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