„Sei dankbar für die Prüfungen in deinem Leben.“ Vor einer Woche noch hätte Elke Schwender den Spruch auf dem aktuellen Kalenderblatt, das sie in der Hand hält, wohl schnell wieder vergessen. Am Mittwochvormittag liest sie den Satz in Großbuchstaben sowie die Zeilen mit den kleingedruckten Gedanken darunter komplett durch. Die Eingangstür zum Wohnhaus der beiden im Hintergrund steht offen. Der Geruch von kaltem Brandrauch liegt in der Luft.
Wer die Rückseite des Hauses im Elsaweg in Königsberg sieht, weiß auf den ersten Blick, warum es so riecht, und versteht, warum der Satz von den Prüfungen Elke und Bernd Schwender mehr beschäftigt als andere. Die Hauswand ist aufgerissen, Bretter der Dachverschalung liegen herum, dazwischen Dämmmaterial. Am vergangenen Samstag hatte es dort, wie berichtet, gebrannt. Bis unters Dach hatten die Flammen sich ausgebreitet, auch das Kinderzimmer im ersten Stock brannte. Ruß verteilte sich im Haus. Die komplette Elektroinstallation muss ausgetauscht werden, ebenso die Heizung. 80 000 Euro beträgt der Schaden am Haus, nennt Bernd Schwender die vorläufige Schätzung eines Gutachters. Hinzu kommt der Schaden an der Einrichtung, mindestens 18 000 Euro.
Elke Schwender ist Kosmetikerin und Fußpflegerin, Bernd Schwender Herausgeber eines Magazins. Vor sechs Jahren waren sie in mittlerem Alter aus Würzburg nach Königsberg gezogen, in das Haus, das sie sich dort gebaut hatten. Die beiden Selbstständigen haben dort auch ihre Arbeits- und Büroräume, die jetzt quasi unbenutzbar sind.
Am Samstagmorgen hatte Bernd Schwender die Asche aus dem Kaminofen in die Biotonne geschüttet, die an der Rückseite des Hauses, an der Hauswand unterm Dachvorsprung, stand. Die Asche war kalt, sagt er. Dennoch schließt er nicht aus, dass er fahrlässig gehandelt hat, dass in der Asche doch Glut schlummerte, die die Tonne in Brand gesetzt hat. Dies habe er auch der Polizei gesagt, die die genaue Brandursache noch ermittelt. Die Polizei geht nach ihren Angaben derzeit davon aus, dass die Tonne zuerst brannte, von der nur verkohlte Reste der Räder übrig sind.
Straße voller Feuerwehrfahrzeuge
Gegen 10 Uhr war die Familie mit ihrem siebenjährigen Sohn Leon nach Bamberg zum Einkaufen gefahren. Dort erfuhren sie im telefonat mit Elke Schwenders Mutter: „Mensch, bei euch brennt's!“ Als sie um 14 Uhr zuhause ankamen, war die Straße vorm Haus voller Feuerwehrfahrzeuge. Nachbarn standen da – „blankes Entsetzen war ihnen ins Gesicht geschrieben“, erinnert sich Elke Schwender. „Mein erster Gedanke, als ich das alles sah: Das darf nicht wahr sein“, sagt ihr Mann. Erst vor zwei Wochen hätten sie sich gesagt, dass es in diesem Jahr, nach Hausbau und beruflichem Neuanfang in Königsberg, das erste „schöne“, ruhige Weihnachtsfest bei ihnen im Elsaweg werden würde.
Obwohl sie Zugezogene sind, berichten Elke und Bernd Schwender, erlebten sie nach dem Brand in Königsberg eine nicht geahnte Hilfsbereitschaft. Eine Nachbarin brachte einen Korb, zum Transport von Sachen, eine andere wusch zuhause verrauchte Kleidung, junge Männer kamen auf das Ehepaar zu und boten handwerkliche Hilfe an, dann, wenn es ans Renovieren geht.
Hans-Georg Piechaczek kannte die Schwenders nur vom Sehen her. Dennoch trat er Samstagmittag spontan an die Familie heran und bot ihr an, vorerst in seinem Haus in Königsberg zu wohnen. Ein Glücksfall, über den die Schwenders noch heute heilfroh sind, denn ihr Haus wird monatelang unbewohnbar bleiben. „Der Familie musste schnell geholfen werden“, begründet Hans-Georg Piechaczek sein großzügiges Angebot. Sein Vater habe nach dem Krieg als Heimatvertriebener erlebt, wie es ist, plötzlich auf der Straße zu stehen. Deshalb habe er sich in die Lage der Schwenders hineinversetzen können. Solange die dreiköpfige Familie bei ihm wohnt, schläft er im Gästezimmer. Die Wohnräume teilen sie sich.
„Wie ein Horrorfilm“ spielten sich in ihr die Erlebnisse vom Samstag immer wieder ab, sagt Elke Schwender, zugleich sei man fassungslos, stimmt ihr Mann zu. Die beiden danken den hilfsbereiten Königsbergern, „sichtbaren und unsichtbaren“ Helfern und der Feuerwehr, die verhinderte, dass das ganze Haus abgebrannt ist. Man muss Bernd Schwender extra fragen, bis er sagt, was ihnen jetzt helfen würde: Geld – mindestens 40 000 Euro wird die Familie, die noch Schulden vom Hausbau hat, selbst für die Sanierung zahlen müssen – oder Handwerker, die günstige Angebote machen. Wer helfen möchte, erreicht die Schwenders unter Tel. 0 174 - 8 68 90 73.