„Für mich ist nie ein anderer Beruf in Betracht gekommen, was Schöneres gibt es eigentlich nicht“ – diese Aussage von Fritz Göller und die Tatsache, dass auch seine beiden Brüder Max und Felix die Zeiler Traditionsbrauerei weiterführen wollen, wurde am Samstag mindestens ebenso gefeiert wie das Jubiläum 500 Jahre Brauchrecht für die Alte Freyung – und der 60. Geburtstag von Franz-Josef Göller.
Seit über 100 Jahren ist die Brauerei im Familienbesitz und zum Jubiläum hatte die Familie ihre Mitarbeiter, Geschäftspartner und Freunde in das Rudolf-Winkler-Haus geladen, wo Dirk Denzer und sein Team von „Performing Arts“ mit Varieté, Live-Musik und Illumination einen festlichen Abend gestalteten.
In lockeren Gesprächsrunden mit Eva und Franz-Josef Göller, dessen Mutter Maria, den drei Söhnen und einigen Gratulanten ging der Blick zurück auf die 500 Jahre Brautradition in der Alten Freyung, auf die ständige technische Weiterentwicklung der Brauerei, die Glanzzeiten des Göller-Saals ab den 1920er Jahren und in der Nachkriegszeit als kulturelles Zentrum eines ganzen Landkreises. Hier sprachen Willy Brandt und Franz-Josef Strauß, hier spielten die Mambo, aber auch Rockbands, Theater, sogar Operettenaufführungen und Varieté lockten Hunderte von Gästen. „Der Saal war eigentlich immer voll“, so Maria Göller im Rückblick. „Und wie war die Musik damals?“, wollte Dirk Denzer wissen, „besser als heut“, war Maria Göllers lapidare Antwort.
Der Gesangverein, die Schützen, die Kegler, alles traf sich früher „beim Göller“. Der Schwerpunkt des Betriebes lag bis in die 1970er Jahre auf der Gastwirtschaft und dem großen Biergarten, die beide heute noch eine große Anziehungskraft haben. Als Franz-Josef Göller 1976 einstieg und mit seiner Frau Eva im Jahre 1986 das Unternehmen vom Vater übernahm, vergrößerte er Zug um Zug die Bedeutung der Brauerei. Verzehnfacht hat sich der Ausstoß seitdem, Göllerbier gibt es in verschiedenen Rezepturen vom „Göller Original“ bis zum Kaiser-Heinrich-Urstoff zu Ehren Kaiser Heinrichs, der der Alten Freyung vor 500 Jahren das Schank- und Braurecht verlieh. Franz-Josef Göller modernisierte die Brauerei hinter historischer Kulisse. „Wenn wir die Entwicklung damals hätten absehen können, hätten wir das nicht in der Altstadt gemacht“, meinte Eva Göller im Interview. 1995 wurde ein Teil des Betriebes ausgelagert, eine neue Filtration, Flaschen- und Fassabfüllung sowie der Vertrieb wurden an den Wildgarten ausgelagert. Hier besitzt Göller inzwischen weitere 4000 Quadratmeter, auf denen im Sommer das Jubiläumszeltfest stattfand „und wo unsere Söhne die Möglichkeit haben, den Betrieb irgendwann wieder zusammenzuführen.
Viele Gratulanten kamen auf die Bühne. HWK-Präsident Hugo Neugebauer hatte das Siegel der Handwerkskammer in Silber dabei, Schirmherrin MdB Dorothee Bär einen handsignierten Glückwunsch des Ministerpräsidenten. 40 Stunden Anreise nahm Ma Wen auf sich, er ist einer der Geschäftspartner, die sich Göller in Shanghai erschlossen hat. Auch die Chinesen entdeckten Bier und Wein als Getränke – und auch das Qualitätsbewusstsein wachse mittlerweile, berichtete er. Und Göller-Bier, das sei „Very high quality“.
Die Qualität regionaler Brauereien gewinne wieder an Bedeutung trotz aller Globalisierung, stellten auch Stefan Stang vom Verband mittelständischer Privatbrauereien und Peter Sagasser als Vertreter des Getränkegroßhandels fest. Begleitet wurden sie von der Bayerischen Bierkönigin Tina-Christin Rüger aus Kronach, die als erste Fränkin diesen Titel errungen hat.
Landrat Wilhelm Schneider und Bürgermeister Thomas Stadelmann würdigten neben der klugen Betriebsführung auch das soziale und kommunalpolitische Engagement der Göllers.