Aus einem Lautsprecher schallt dramatische Musik: "Carmina Burana" von Carl Orff. Aus dem Dunkel bewegt sich langsam Jongleur Detlef Vogt auf der Bühne in Richtung Zuschauer, die gespannt zu ihm hoch blicken. Der 36-Jährige erscheint ganz in schwarz gekleidet. Seine langen blonden Haare sind nass, streng zurück gekämmt und hinten zu einem Zopf zusammengebunden. In seinen Händen hält er drei brennende Fackeln. Das Spiel mit dem Feuer kann beginnen.
Detlef Vogt tanzt mit dem Feuer. Mit brennenden Fackeln, Seilen und Fächern malt er Elemente und Figuren in die Nacht. Gänsehaut-Stimmung kommt auf. Das Publikum hält vor Begeisterung den Atem an, bevor sich die Anspannung in tosendem Applaus entlädt.
Der Jongleur könnte eigentlich zufrieden sein. Aber: "Mir ist der viele Beifall schon fast wieder peinlich," erzählt der eher schüchterne Mann am Tag nach dem Auftritt bei sich im heimischen Garten in Obertheres und nippt an seiner Tasse Rotbuschtee. Den Rummel um seine Person mag er nicht. "Andererseits brauche ich aber den Kontakt zum Publikum für einen guten Auftritt," macht er deutlich. Es sei wichtig für seine Konzentration und er mag die Interaktion mit dem Publikum, das heißt, wenn er spürt, wie die Zuschauer mitgehen, wie er sie mit seiner Show verzaubern oder einfach nur zum Lachen bringen kann.
Jonglierend auf der Bühne oder sonst wo, da fühlt sich der 36-Jährige so richtig wohl. Sobald er vom Jonglieren spricht, leuchten seine Augen vor Begeisterung und die Zurückhaltung verschwindet. Mit der Jonglage und Artistik verdient der gelernte Heilerziehungspfleger jetzt seit dreieinhalb Jahren sein Geld. Seine Firma heißt "Der Flammenwerfer". Er tritt allein oder mit seiner Freundin Dasha bei Stadtfesten, Festivals, Varietebühnen, Firmenfesten oder Privatveranstaltungen auf. Seine Fähigkeiten gibt er zudem in Workshops an Kinder und Jugendliche weiter, was ihm besonders viel Spaß mache.
Mit Reisigbesen oder Trompete
Der vielseitige Künstler ist dabei unter anderem als mittelalterlicher Spielmann unterwegs, kombiniert Jonglage mit Artistik. Wie läuft das ab? Der Jongleur fackelt nicht lange, steht vom Gartentisch auf und ist einige Minuten später in seinem Element, balanciert eine goldene Trompete auf dem Mund, entlockt ihr Töne und jongliert gleichzeitig mit drei weiteren goldenen Trompeten.
Schwupps, tauscht er die goldene Trompete auf dem Mund gegen einen Reisigbesen auf der Nase aus und hält diesen im Gleichgewicht. Der 36-Jährige schmeißt Keulen, Pfannen, Tennisbälle, Hüte und vieles mehr in die Luft. Er fährt Einrad, lässt das Diabolo kreisen oder tritt auf riesigen Stelzen auf, wobei er seiner Marionette, dem riesigen Hund Bruno, per Fäden Leben verleiht.
Acht Stunden Training
Hinter dem, was so leicht aussieht, steckt viel Arbeit. Vogt jongliert seit elf Jahren, übt mittlerweile zwischen einer und acht Stunden pro Tag. "Nur so zum Spaß jonglier ich derzeit eher selten, das fehlt mir fast ein wenig," erzählt der Jongleur, nippt mal wieder an der Teetasse und erinnert sich, wie alles - nur so zum Spaß - mit einem kleinen Zaubertrick während der Zivildienstzeit begann. Den bekam er vorgeführt, zeigte diesen seinem Nachbarn und der drückte ihm drei Bälle in die Hand.
"Anfangs fand ich das voll langweilig," so der 36-Jährige. Er brauchte auch viel länger als seine damalige Freundin, die die drei Bälle recht schnell in der Luft halten konnte. Aber: Gerade das spornte ihn an, er wollte es unbedingt auch können und übte und übte, kaufte sich weitere Bälle, ein Diabolo und bastelte sich Keulen. Mit denen jongliert er heute noch am liebsten.
Bei seiner Feuershow werden dann aus Keulen Fackeln. "Dabei bekomme ich auch schon selber mal eine Gänsehaut," macht er deutlich. Sicherheit geht bei ihm dabei vor, da lasse er auch schon mal einen Showteil weg.
Doch dann sitzt Detlef Vogt schon wieder zu lang am Gartentisch, um auf eher unangenehme Fragen antworten zu müssen. Der Jongleur steht auf und zeigt ganz einfach, was er drauf hat: Er schnappt sich drei Jongliertiere, wirft sie in die Luft, schneidet Grimassen und reimt sich selbst eine Geschichte dazu.