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HASSGAU: Der Mensch konnte sesshaft werden

HASSGAU

Der Mensch konnte sesshaft werden

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    Die Primaten, die Vorfahren der Menschen, entwickelten sich bereits im Tertiär. Der Homo sapiens trat erst nach einer langen Entwicklungsperiode auf. Spuren dieser ältesten Form des Menschen fand man an einigen Stellen der Erde. Der berühmteste Fund wurde im Neandertal bei Düsseldorf gemacht.

    Die Zeiler Chronik berichtet vom Fund eines Faustkeils und eines derben Kratzers aus Kieselschiefer, deren Herstellung in die Zeit der Neandertaler hineinreichen könnte. Eine scharfkantige Klinge dürfte der Zeit um 30 000 vor der Zeitrechnung zuzuordnen sein. Ob diese Geräte von durchziehenden Jägerhorden oder von bereits bodenständigen Höhlenbewohnern stammten, ist nicht festzustellen. Die sonstigen Anzeichen auf erste Menschen in unserer Gegend gehen jedenfalls nicht soweit zurück. Hornsteinfunde, Waffen und Werkzeuge weisen auf Menschen hin, die vor 10 000 Jahren in der so genannten Altsteinzeit gelebt haben. Von einer geregelten Besiedelung wird aber auch da noch nicht zu sprechen sein.

    Die Anfertigung von Handwerkszeug aus Stein verbesserte sich von Jahrtausend zu Jahrtausend. Die Natur bot gute Lebensbedingungen für eine Ansiedlung, so etwa den fruchtbaren Lößboden, die fischreiche Nassach und den Main. Der Waldbestand auf den Höhen, die Steppenheide im Tal, die Grünflächen mit Wasser begünstigten den Wildbestand und die Vogelwelt. Der Mensch konnte sesshaft werden und Ackerbau betreiben.

    Spuren dieser Steinzeitmenschen fanden sich nicht nur in den Tälern, sondern auch auf den Haßberghöhen. Im Vorland des Mittelgebirges und im Einzugsgebiet der Nassach sind die Zeugnisse aus der Jungsteinzeit besonders zahlreich. Auch in Hellingen und Unfinden wurden Steinbeile gefunden, die auf bereits sesshafte Menschen schließen lassen. In Holzhausen siedelten Bandkeramiker. Dass ähnliche Funde in der Gemarkung Königsberg fehlen, zumindest nicht registriert wurden, dürfte mehr auf die Nachlässigkeit zurückgehen, mit der man früher mit diesen Dingen umging.

    In Holzhausen ließ sich auch eine Siedlung der Rössener-Kultur nachweisen. Gefäßscherben, Pfeilspitzen aus Stein und kleine, flache Steine mit durchbohrten Löchern (Schmuckstücke?) geben Hinweise auf die Menschen, die dort um 2500 v. Chr. gelebt haben. Wertvoll ist weiter der Fund eines Mahlsteines, auf dem Getreidekörner zerrieben wurden. Bei dieser Verarbeitungsweise blieb es nicht aus, dass sich der Sandstein abnutzte und das grobe Mehl sich mit Sand vermischte. Für die Zähne der Menschen in der Jungsteinzeit war das keine erfreuliche Beigabe.

    Die Träger der Rössener-Kultur kamen aus dem Becken der Thüringer Saale. Sie waren auf verschiedenen Wegen in das Land eingedrungen und verschmolzen allmählich mit den Ansässigen.

    Welle der Zuwanderer

    Die wendigen und kampfgeübten Streitaxtleute, die als letzte Welle der Zuwanderer nachstießen, übernahmen die Führung der Siedler. In der ausgehenden Jungsteinzeit setzte sich demnach der Menschenschlag, der das Gebiet Königsberg-Unfinden-Hellingen-Holzhausen wahrscheinlich nur dünn besiedelte, aus Resten der Ureinwohner, Bandkeramikern, Rössener-Leuten und Schnurkeramikern (Streitaxtleute) zusammen.

    Um 2000 v. Chr. hatte es der Mensch gelernt, aus der Erde Metall zu gewinnen. Es begann die Kultur der Bronzezeit, die in Unterfranken spät, erst ab dem 16. Jahrhundert v. Chr. einsetzte. Kupfer als Material für Schmuckstücke war schon einige Zeit bekannt, musste aber auf dem Handelsweg von weit her bezogen werden. Die Verwandten der im Haßbergbereich ansässigen Schnurkeramiker stießen in der Jenaer Gegend auf kupferführende Erdschichten. Sie wurden Meister im Schmelzen und Gießen und stellten Waffen und Geräte her, die durch eine bestimmte Legierung mit Zinn einen hohen Härtegrad erhielten.

    Bis 1200 v. Chr. überschichteten fremde Eroberer aus dem Ostalpenland die nördlichen Siedlungsgebiete und zerschlugen den aufgebauten, von mächtigen Häuptlingen geführten Bauern- und Handwerkerstaat. Die Hügelgräberleute, nach ihrer Totenbestattung so genannt, waren keine Ackerbauern, das überließen sie den beherrschten Volksteilen. Sie jagten und trieben Viehzucht. Das bei Holzhausen gefundene, von Oelenheinz erwähnte, aber nicht mehr auffindbare Lappenbeil (Bronzekelt) dürfte aus dieser Zeitperiode stammen.

    Aber auch die Hügelgräberleute konnten nicht sehr lange im eroberten Land verbleiben. Wiederum aus dem Südosten, diesmal aus dem Balkanraum, drang nach 1200 v. Chr. eine andere Völkerwelle nach Mitteleuropa vor. Dieses Volk hatte die Gepflogenheit, die Toten zu verbrennen und die Asche in einer Tonurne beizusetzen. Die Anlegung ganzer Gräberfelder verlieh der Epoche die Bezeichnung Urnenfelder-Kultur. Die erste Befestigungsanlage auf der Schwedenschanze bei Hofheim wurde in der Urnenfelderzeit angelegt. Tongefäße und Schmuck zeigen künstlerischen Geschmack eines Volkes, dessen Name unbekannt geblieben ist.

    Im 5. Jahrhundert vor der Zeitrechnung war unser Raum durch Kelten (die Tapferen) besiedelt. Dieses Volk, das mehrere Völker, Urnenfelderleute und die mit den Germanen verwandten Illyrier, aufgenommen und zu einer Einheit zusammengefasst hatte, prägte mehrere Jahrhunderte unser Land.

    Die Eisenverhüttung löste die Bronzegewinnung ab. Das Handwerk erreichte eine erstaunliche Höhe. Ackerbau und das Leben auf den Einzelhöfen regelte eine Agrarverfassung, die Herren und Leibeigene unterschied. Das keltische Volk sicherte sein Territorium durch Viereckschanzen (wie z. B. bei Willanzheim) und durch Höhen- und Wallburgen an strategisch wichtigen Punkten, südlich des Mains beispielsweise auf dem Schwanberg oder auf dem Kleinen Knetzberg bei Knetzgau.

    Gegen Norden entstand auf dem Höhenzug der Haßberge die "Mainlinie" (Schwedenschanze-Wildberg bis zum Gleichen) als ein Teil der keltischen Verteidigungsanlagen zur Absicherung gegen das Vordringen germanischer Stämme.

    Die Unruhe trieb um 400 v. Chr. keltische Stämme nach Westen bis zum Atlantik, von Gallien aus bis zu den britischen Inseln und nach Iberien. Die innere Festigung des Landes war für die Kelten eine Nebensache geworden. Das neue Land lockte, Wandertrieb und die Raublust hatte sie erfasst. Sie eroberten auch Oberitalien und versetzten die römischen Legionen in Angst und Schrecken.

    Bei der Expansion des keltischen Volkes, das um diese Zeit von Irland bis Kleinasien die Kultur der unterworfenen Völker bestimmte, war es kein Wunder, dass elbgermanische Einwanderer bereits um 100 v. Chr. über den Hercynischen Wald in das menschenarme, keltische Gebiet um den Main einsickern konnten. Unter Umgehung der Befestigungen drängten sich zunächst Sweben vor.

    Um die Zeitwende saßen dann Markomannen im Mainland, bis sie nach Böhmen wanderten. Nachher durchzogen Burgunder Mainfranken in Richtung Rhein. Alamannen, Angeln und Warnen nutzten dieses Land, bis sich der Machtbereich der Hermunduren ausbreitete und festigte. Aus diesen Völkerschaften entstand das Thüringer Reich.

    Die Kelten hatten bis zur Zeitwende das Land geräumt. Möglicherweise waren wenige Ansiedler zurückgeblieben. Ganz spurlos ist die keltische Kulturepoche jedenfalls nicht vorübergegangen. Viele Ortsnamen deuten auf diesen Ursprung hin. Der keltische Flussname Moin wurde zu Main.

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