So richtig begann es 1989. Da stieß der begeisterte Liebhaber der Countrymusic zum Rodeo-Chapter in der Schweinfurter US-Kaserne. Hier erlernte er das traditionelle Handwerk der berittenen Viehhirten Amerikas und nahm – zusammen mit den US-Boys – an Wettbewerben in ganz Deutschland teil.
Das Einreiten von wilden Pferden oder das Einfangen von Rindern gehörte zum Alltag im Wilden Westen. Rodeo ist deshalb auch die einzige Sportart, die aus einer realen Arbeitssituation abgeleitet wird.
Dementsprechend gibt es bei den Rodeo-Reitsportturnieren verschiedene Disziplinen: Reiten von Wildpferden mit und ohne Sattel, Bullenreiten oder Kälberfangen per Lasso – um nur einige zu nennen. Nach genau definierten Kriterien werden dabei die Punkte vergeben.
Beim Bullen- oder Wildpferdritt etwa muss sich der Reiter acht Sekunden auf dem Tier halten – ohne mit seiner freien Hand das Tier, sich oder seine Ausrüstung zu berühren. Während dieser Zeit wird von Preisrichtern der Reitstil des Reiters bewertet.
„Ich habe als erster Deutscher die Amerikaner geschlagen“
Toni Engelbrecht, Hobby-Cowboy aus Dörflis
Im Kälberfang – im Amerikanischen calf-roping genannt – dagegen, kommt es nur auf die Zeit an, die man dafür braucht. In dieser Sportart hat es der in Aidhausen aufgewachsene Engelbrecht zu wahrer Meisterschaft gebracht. Dreimal schon in den Jahren 1991, 1995 und 1998) feierte er als Mitglied seines Schweinfurter Teams die Europameisterschaft und 1999 setzte er sich als Einzel-Europameister selber die Rodeo-Krone auf. Seine fantastische Siegerzeit: 1,5 Sekunden. Dann lag das Kalb an der Leine.
Als erster Deutscher – und darauf ist er besonders stolz – hat er in diesem amerikanischen Ursport die US-Boys geschlagen.
Übrigens: Das Jungvieh wird bei der Prozedur nicht verletzt oder stranguliert, weil die Wurfschlinge mit einem Bindfaden am Sattelhorn befestigt ist. Sobald das Kalb mit dem Lasso gefangen wird, reißt der Bindfaden ab und die Zeit wird gestoppt.
Seine Brötchen verdient Engelbrecht in der Schweinfurter Großindustrie. Aber seit er 2003 in South Dakota in den Staaten eine pädagogische Weiterbildung absolviert hat, ist er in seiner Freizeit als Reit- und Lassowerferlehrer tätig. Bei interessierten Reitställen bietet er deutschlandweit entsprechende zweitägige Kurse an.
In der ersten Lernstufe – so verrät uns der Nachfolger von Buffalo Bill – übt man Lassowerfen ohne Pferd vom Boden aus mit einer Kuh-Attrappe, in der zweiten wird das Gelernte dann auf dem Pferd umgesetzt, wieder an einer Holzkuh. Erst in der Endstufe im Fortgeschrittenenkurs übt man vom Pferd aus denn mit dem echten Kalb.
Wer Toni Engelbrecht mit seiner Araber-Quarter-Mix Stute Jenna mal persönlich kennen lernen will, vereinbart am besten unter Tel. (0 95 36) 92 11 20 über die Sunshine Hill Ranch bei Dörflis einen Termin, wo sein Pferd steht.