Rund um die Pferdehaltung und den Reitsport gibt es viele Geschichten zu erzählen. Einige davon bringt der Reit- und Fahrverein Haßfurt alljährlich bei seinem Haßfurter Pferdemarkt zu Gehör. Auch bei der diesjährigen Veranstaltung ließen sich bei schönem Wetter wieder viele Besucher vom Mythos des Pferdesports verzaubern.
Neben dem eigentlichen Pferdemarkt, bei dem elf Pferde einen neuen Besitzer suchten, hatte Ilona Scholl wieder ein attraktives, unterhaltsames und spannendes Rahmenprogramm auf dem Reitplatz organisiert, das Eva Gerhart moderierte. Sonja Finzel wiederum hatte dafür gesorgt, dass die Gäste bei vielen Ausstellern auch tüchtig Zubehör rund um das Pferd und den Reitsport, Schmuck, Pflanzen und anderes mehr einkaufen konnten. Zudem lockte der gastgebende Verein mit kulinarischen Angeboten.
„Kutschenfahren ist mein Leben“
Eine der besagten Geschichten gehört zum Leben von Hermann Müller aus Fatschenbrunn. Er war mit seiner Kutsche und seiner Friesenstute Riemke zwei Stunden lang von seinem Heimatdorf nach Haßfurt zum Pferdemarkt unterwegs. Als er dort ankam, erzählte er, dass er schon von Kindesbeinen an reite und Kutsche fahre. Früher habe er auch einmal Lipizzaner gezüchtet. „Kutschenfahren ist mein Leben“, sagte er schwärmerisch. Hauptberuflich sei er jedoch Hufschmied und könne davon „in gesicherter Armut“ leben, wie er humorvoll anfügte.
Nach Haßfurt war er gekommen, um am Kutschenrennen teilzunehmen. „Dabei kommt es zum einen auf die Genauigkeit an, da man die Kutsche ja zwischen zwei Kegeln durchlenken muss. Zum anderen spielt natürlich die Zeit eine Rolle. Außerdem muss man die Leistungsfähigkeit des eigenen Pferdes gut einschätzen können“, erklärte er.
Neben Hermann Müller nahmen auch Sigrid Balda, Peter Geb, Peter Werner, Thomas Christ und Sabrina Geb vom Reitverein RG Geldersheim, Melitta Braun aus Obbach und Matthias Vogt aus Werneck mit einem Pferd, mit zwei Pferden oder mit Ponys an den beiden Durchgängen mit jeweils zehn Hindernissen teil.
Eine andere Geschichte „erzählte“ der Metallbaumeister und staatlich geprüfte Hufbeschlagschmied Dieter Karg aus Oberschleichach durch eine Aktion. Denn er beschlug einem Pferd aus dem Haßfurter Reitstall die beiden Vorderhufe, während Eva Gerhart die einzelnen Schritte genau erklärte: vom Entfernen des alten Hufeisens über die Behandlung des Hufes bis hin zum heißen Anpassen des Eisens auf den Huf, das dem Pferd keine Schmerzen bereitet, und bis hin zum Annageln.
Eine besondere Geschichte, die ihre Wurzeln in der Römerzeit hat, schilderte Marco Zweig vom Friesenhof Zweig in Sassanfahrt (Landkreis Bamberg). „Unser Hof ist der einzige weit und breit, der eine zweirädrige Quadriga hat, die von vier Friesenhengsten gezogen wird“, teilte er mit.
Streitwagenfahrt
„Da meine Eltern schon immer Pferde hatten, kam ich schon sehr früh in Kontakt mit Pferden. Ich nahm frühzeitig Reit- und Springstunden, machte mein Reitabzeichen und nahm auf Turnieren an Springprüfungen teil. Jetzt reite ich unseren jungen Friesenhengst Sammy und fahre auch wie mein Vater gerne Kutsche, unter anderem mit meinen vier Minishettys, die ich vierspännig mit der Marathon-Kutsche fahre. Außerdem spanne ich immer wieder unsere vier Hengste vor die Quadriga, um den Menschen die schönen Pferde und die außergewöhnliche Streitwagenfahrt zu zeigen.“ Klar, dass da die Gäste staunten, als das Gespann über den Reitplatz „donnerte“.
Viel ruhiger ist die Geschichte von Christiane Göbel aus Geldersheim. Sie demonstrierte den Besuchern, wie sie, selbst auf dem Boden stehend, mit ihrem Pferd nur über Körpersprache kommunizierte und wie sie die Kunst des Horsemanship, des pferdegerechten und -verständlichen Umgangs, auch beim Reiten anwendet.
Es gab natürlich noch viel mehr zu sehen und zu bestaunen: die Quadrille des Reit- und Fahrvereins, vorgestellt von Michelle Krines, Christine Gerhart, Svea Prinz, Jasmin Meyer, Mike Neumann und Sonja Finzel, die auch die Einstudierung übernommen hatte, sowie die Vorführung des Voltigiervereins Bamberg und der Hindernisparcours mit der Hundestaffel des Bayerischen Roten Kreuzes. Zudem konnten die jüngsten Besucher auf den Ponys der Seufert-Ranch aus Hambach in der Reithalle am Reitsport „schnuppern“.