Sie kriechen gerne zwischen Steinritzen von Gewölbekellern – witterungsgeschützt, dunkel und ruhig muss es sein. Auf der Suche nach Fledermäusen leuchtet Ludwig Rehm vom Arbeitskreis Fledermaus des Bund Naturschutz in Begleitung von Freiwilligen mit einer Taschenlampe in die Steinritzen. Wir befinden uns im Keller der Ruine Schmachtenberg. Schon winkt mich Artur Scholl, Leiter der Fledermausnothilfe Haßfurt, zu sich. Er hat zwei eng nebeneinander hängende große Mausohren entdeckt. Nur kurz darf man sie anleuchten, denn die nützlichen Insektenjäger könnten durch den Strahl der Taschenlampe bei ihrer Winterruhe gestört werden.
Bei insgesamt fünf Touren in der Region überprüft der Arbeitskreis Fledermaus die Anzahl der Tiere, die sich in die Winterquartierte zurückgezogen hat. Bei dieser vierten Tour im Bereich des Maintals inspizierte Ludwig Rehm mit seinen Helfern insgesamt 38 fledermausfreundliche Keller und Gewölbe, die sonst nicht öffentlich begehbar sind. Das Ergebnis fiel eher mager aus. „Es ist viel zu warm“, so Ludwig Rehm.
In 14 Kellern konnten nur vier Arten identifiziert werden. Mit 19 Exemplaren machten die Helfer am häufigsten das große Mausohr aus, dicht gefolgt vom braunen Langohr, das zehnmal gefunden wurde. Die Mopsfledermaus wurde nur dreimal gesehen und nur eine Fransenfledermaus konnten die Tierschützer identifizieren. Die Identifizierung der Arten ist dabei nicht immer eindeutig. Damit die Tiere nicht lange gestört werden, muss sich schnell auf eine Art geeinigt werden.
Eigentlich unterscheiden sich die Tiere beispielsweise an den Ohren oder an der Körpergröße sehr deutlich. „Im Zweifel geben wir aber ?unbestimmbar‘ an“, erklärte Biologe Jürgen Thein, der auch beruflich mit Fledermäusen zu tun hat. Er prüft als Gutachter ob ein Gebäude, das umgebaut werden soll, als Zuhause von Fledermäusen genutzt wird. Die geflügelten Tiere fühlen sich nämlich in Dachstühlen oder Rollo-Kästen sehr wohl.
„Fledermäuse sind extrem nützlich für unseren Garten, weil sie Insekten- und Obstfresser sind“, erklärte Thein. Deshalb liegt ein Großteil seiner Arbeit auch in der Aufklärung der Leute. Darauf möchte auch das Engagement des Arbeitskreis Bund Naturschutz hinweisen. Bei vielen Bauarbeiten, beispielsweise Dorferneuerungen, würde einfach nicht an die Winterruhe gedacht und die Tiere werden gestört – ein Todesurteil für einige Fledermäuse, die sich nur wenige Reserven für den Winter anfressen können.
Zur Arbeit der Fledermausschützer gehört auch die Erhaltung der Winterquartiere, beispielsweise Gewölbekeller. „Wir pachten einige Keller und führen, wenn nötig, auch Renovierungsarbeiten durch“, so Jürgen Thein. Finanziert wird das teilweise vom Landratsamt und vom Bund Naturschutz. Das klappt so ganz gut. Auch das Verhältnis mit den Besitzern der Keller ist laut dem Arbeitskreis Fledermaus durchweg gut. Einziges Problem ist der fehlende Nachwuchs der Gruppe. „Momentan können wir mit unseren Leuten noch viel bei einer Instandsetzung selbst machen“, so Artur Scholl. Irgendwann wird das aber nicht mehr möglich sein und man muss Firmen dafür beauftragen. Das wird den Preis in die Höhe drücken. Doch diese Arbeiten sind für einen aktiven Tier- und Umweltschutz vor unserer Haustür notwendig. Denn Eingriffe durch Menschen in den Lebensraum der Fledermäuse werden immer häufiger.
Auch die Forstwirtschaft sollte sensibler mit dem Thema umgehen, findet der Arbeitskreis Fledermaus. Denn warme Winter wie diese bringen die Tiere dazu, sich erst gar nicht in die Winterquartiere zurückzuziehen. Die Tiere suchen eher Schutz unter der Rinde eines morschen oder abgeknickten Asts. „Die meisten Tiere sind auch zu klein, um große Baumhöhlen zu nutzen. Teilweise werden dann die falschen Bäume zum Schutz stehen gelassen“, erklärte Jürgen Thein. Den Aufklärungsbedarf in der Bevölkerung möchte der Arbeitskreis Fledermaus anpacken. Deshalb können Interessierte bei den Kontrollen mitgehen. Außerdem sind im Sommer einige Informationsveranstaltungen rund um das Thema „Fledermaus“ geplant.
„Fledermäuse sind extrem nützlich für unseren Garten“
Jürgen Thein, Biologe und Gutachter