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Die Ähnlichkeit ist verblüffend

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Die Ähnlichkeit ist verblüffend

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    Die Ähnlichkeit ist verblüffend
    Die Ähnlichkeit ist verblüffend Foto: FOTO MP

    Anhand der vorhandenen Archivalien kann man konstatieren, dass der barocke Hochaltar in der Zeiler Stadtpfarrkirche im Jahr 1723 aus Bamberg angeliefert wurde. Außerdem ist lediglich verzeichnet, dass mehr als drei Gulden verzehrt wurden durch "bildthauer und schreiner von Bamberg, alß sie den neüen altar hier aufgerichtet" haben und während dieser Zeit in Zeil verköstigt wurden. Außerdem wurde an einen Schiffsmann etwas mehr als ein Gulden an Fuhrlohn bezahlt, um den Hochaltar "Von Bamberg aufm wasser anhero zu führen". Schließlich wurde noch ein Geldbetrag dem mithelfenden "Schreinersgesellen nach aufgerichtetem Altar Zum trinkhgeld geben".

    Der 1723 angelieferte Hochaltar besaß jedoch noch keinen dazu passenden Tabernakel. Als man vier Jahre später das Geld für einen Drehtabernakel beisammen hatte, wurde dieser beauftragt, ebenfalls in Bamberg angefertigt und in die Zeiler Kirche geliefert.

    Auch diesmal wurde in der Kirchenrechnung 1727/28 kein Preis genannt, dafür wurde wenigstens der Bamberger Lieferant und Schreinermeister namentlich verzeichnet, als er in Zeil bewirtet wurde. Man erfährt dadurch, was "der schreiner in Bamberg Martin Walther bey aufrichtung deß Tabernakhlß dahier verzehrt" hat.

    Daraus kann geschlossen werden, dass der Schreinermeister Martin Walter nicht nur den Tabernakel, sondern 1723 wohl auch schon den Hochaltar angefertigt hatte. Nachdem die 1729 ergänzend gelieferten beiden Seitenaltäre ebenfalls in Konstruktion und Aufbau dem Hochaltar gleichen, wurden diese sicherlich auch in der gleichen Werkstatt angefertigt. Offen blieb jedoch bislang, wer der mitarbeitende Bildhauer war, wodurch die ganze Sache immer etwas unbefriedigend endete.

    Doch wie schon so oft, führte auch diesmal ein Zufall auf die entscheidende Spur. Bei meiner Suche nach Tätigkeitsnachweisen eines Tiroler Maurers mit Namen Zacharias Rieff, der sich 1717 in Stettfeld niedergelassen und geheiratet hatte, wurden von mir ein Teil der im Diözesanarchiv Würzburg deponierten Stettfelder Kirchenrechnungen überprüft.

    Es zeigte sich dabei zu meiner Überraschung, dass 1717/18 der Neubau des jetzigen Stettfelder Kirchenschiffes mit einer Bausumme von 1358 Gulden durchgeführt wurde. Durch das zeitliche Zusammentreffen der Anwesenheit des Tiroler Maurers in Stettfeld und dem Beginn des Kirchen-Neubaues erhebt sich natürlich automatisch die noch ungeklärte Frage, ob dieser etwa gar beim Neubau eine entscheidende Rolle spielte.

    Jedenfalls nahmen die damaligen Verantwortlichen von Stettfeld schon bald im Zusammenhang mit den voranschreitenden Innenausbauarbeiten an der Kirche wegen der Herstellung und Lieferung eines neuen Hochaltars Verbindung zu einem fachlich versierten und erfahrenen Schreinermeister auf und erteilten diesem den Auftrag.

    Wie der Stettfelder Kirchenrechnung 1721/22 zu entnehmen ist, wurde der fertig gestellte Altar genau wie auch der für Zeil auf dem Wasser von einem Schiffsmann nach Stettfeld angeliefert. Der Schreiner und der Bildhauer wurden während der Zeit des Aufbaues bei dem örtlichen Gastwirt Adam Stüller verköstigt und bekamen als erste Anzahlung von der Kirchenbau-Kommission zehn Gulden ausbezahlt. Im darauffolgenden Rechnungszeitraum 1723/24 erhielt der Bildhauer eine weitere Abschlagszahlung in Höhe von vier Gulden.

    Erst 1727/28 wurden dann die noch ausstehenden Restbeträge ausgezahlt. Auf Seite 35 der Kirchenrechnung ist verzeichnet: "77 Gulden hat Linhard Gollwitz Bildhauer zu B(am)berg wegen des hohen Altars Empfangen. 7 Gulden 2 Pfund 24 Pfennig Mart. Walter Schreiner Mstr. wegen benenten Altar Zahlt". Eine letzte Rate in Höhe von 13 Gulden bekam der Bildhauer im Zeitraum 1728/29 ausbezahlt.

    Mit der gemeinsamen Namensnennung von Bildhauer Leonhard Gollwitzer und Schreinermeister Martin Walter in der Stettfelder Kirchenrechnung ist gleichzeitig auch für Zeil mit größter Wahrscheinlichkeit die Frage nach den beiden Lieferanten des Hochaltars beantwortet. Bei einem bildlichen Vergleich der beiden Werke sind auch für Laien die eklatanten Ähnlichkeiten der Arbeiten aus der Bamberger Werkstatt erkennbar.

    Über das Leben des Bildhauers Leonhard Gollwitzer weiß man, dass er 1682 in Waidhaus (an der böhmischen Grenze) geboren wurde und im Jahr 1746 in Bamberg verstarb. Im Jahr 1710 wurde er als Schreiner, 1714 als Bildhauer bezeichnet. Er fertigte Arbeiten in Holz und in Stein. Werke von ihm in Holz sind bekannt in Litzendorf, Forchheim, Lohndorf, Weichenwasserlos b. Scheßlitz, Kloster St. Michael Bamberg, Walsdorf, Hirschaid, Geisfeld, Hallstadt, Staffelstein und Ebensfeld.

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    Foto: FOTO MP

    In einer Beschreibung von Leben und Werken des Martin Walter heißt es, dass er als Kunstschreiner in Bamberg tätig war, etwa 1687 geboren wurde und 1763 in Bamberg verstarb. Altäre von Martin Walter sind bekannt in Kloster Banz, Obere Pfarre Bamberg, Weichenwasserlos, Hausen b. Forchheim, Breitengüßbach, Pottenstein, Teuchatz, Arnstein/Ofr., Zentbechhofen, Höchstadt/Aisch und Kirchenbirkig.

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