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ALTENSTEIN: Die digitale Kanzel

ALTENSTEIN

Die digitale Kanzel

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    Pfarrer Stefan Köttig nutzt das Internet für die Verkündigung. Der evangelische Seelsorger betreut seit acht Jahren die Kirchengemeinden Altenstein und Hafenpreppach.
    Pfarrer Stefan Köttig nutzt das Internet für die Verkündigung. Der evangelische Seelsorger betreut seit acht Jahren die Kirchengemeinden Altenstein und Hafenpreppach. Foto: Foto: B. Dahinten

    Nein, www.stefankoettig.de „ist nicht die Homepage der Kirchengemeinde, sondern meine persönliche.“ Das stellt der evangelische Geistliche klar. Einen eigenen Internetauftritt hatte er schon, bevor er vor acht Jahren die Pfarrstelle übernommen hat. „Mich interessieren diese Form der Veröffentlichung und die sozialen Netzwerke“, sagt er. „Es ist eine unglaubliche Chance, zu publizieren.“ Dabei geht es ihm darum, unabhängig etwa von Zeitungen oder anderen Stellen eigene Gedanken zu veröffentlichen.

    Mit einer kostenlosen Homepage fing es an. Das Problem dabei: die Werbung, auf die er keinen Einfluss hatte. Einmal rief ihn eine Kollegin an, erzählt Köttig schmunzelnd: Sie fand es lustig, dass auf seiner Homepage die Anzeige einer Flirtschule zu lesen war. „Ich hab' gedacht: Nein! Wer weiß, was da noch alles eingeblendet wird.“ Er stellte fest: „Es kostet nicht die Welt, eine Domain zu erwerben.“

    Seine Tätigkeit als geistlicher Begleiter ist ein weiteres Motiv für den eigenen Internetauftritt. Vor allem Interessenten von außerhalb können sich auf diesem Weg über ihn informieren, über seine Gedanken sowie Schwerpunkte und Leistungen als Begleiter. Aber auch die Menschen vor Ort hat er im Blick. „Als ich nach Altenstein gekommen bin, hab' ich festgestellt: Viele schau'n ins Netz.“ Also dachte er sich: „Ich kann mich auch auf diese Art vorstellen.“ Nicht zu vergessen die Touristen, die mehr über die Gemeinde und den Pfarrer wissen wollen.

    Auf seiner Website stellt Pfarrer Köttig seinen Lebens- und Glaubensweg vor und das, was ihm in seinem geistlichen Leben wichtig ist: Meditation und Kontemplation zum Beispiel. Und er veröffentlicht seine Beiträge, die er zu verschiedenen Anlässen verfasst. Neben seinen Predigten sind das Andachten für den Gemeindebrief oder Vorträge und Aufsätze im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in der Palliativseelsorge und als Geistlicher Begleiter.

    Informationen über die seine derzeitige Kirchengemeinde sind ebenfalls enthalten. Die Termine der Gottesdienste listet er auf, weil die Kirchengemeinde keine eigene Homepage hat und Köttig weiß, dass viele bei ihm nachschauen. Bei Facebook ist der 55-Jährige ebenfalls präsent, postet unter anderem seine Andachten und Hinweise auf Veranstaltungen der Kirchengemeinde.

    Wie stark seine Homepage frequentiert wird, spielt für ihn keine Rolle. „Das läuft so nebenher, es ist im Prinzip ein Hobby“, sagt Stefan Köttig. Einen Besucherzähler hat er nicht eingerichtet – auch wegen der Cookies, die dann bei den Besuchern gesetzt würden. Und das Gästebuch hat er rausgenommen. „Ich will mich nicht bestätigen“, sagt er. Aber Anfragen, vor allem per E-Mail, zeigen ihm, dass seine Texte „von etlichen gelesen werden“. Dabei hat ihn überrascht, dass auch Gemeindeglieder seine Predigten nachlesen und gelegentlich die eine oder andere Nachfrage an ihn richten. Nicht zuletzt bekommt er hin und wieder Anfragen, Beiträge für Zeitungen zu verfassen. Und diese Artikel stellt er dann auch auf seine Homepage.

    Da er nicht speziell Texte für seinen Internetauftritt verfasst und die Website als solche steht, hält sich der Zeitaufwand für die Pflege in Grenzen. „Wenn mir im Urlaub in der dritten Woche fad wird, kann es schon sein, dass ich die Homepage mal neu gestalte. Ansonsten verwende ich nicht viel Zeit dafür“, sagt Köttig.

    Aus heutiger Sicht würde er keine Homepage mehr erstellen, sondern eher einen Blog einrichten. Gerade ist er am überlegen, in dieser Form über seine Arbeit zu berichten und die Homepage aufzugeben.

    Neue Formen, neue Medien, neue Technik – Pfarrer Stefan Köttig hat da keinerlei Berührungsängste. Das Internet empfindet er als Segen, wegen der schnellen Kommunikation und der Flexibilität. Unter anderem nutzt er auch die Möglichkeit, Dateien im Internet in einer Cloud zu speichern. Dabei sei ihm klar, dass diese Daten dann alle möglichen Stellen einsehen können, aber „für uns Normalbürger“ sei dieser Aspekt nicht so sehr von Bedeutung.

    Und: „Es ist immer noch meine Entscheidung, was ich von mir preisgebe.“ Das gilt genauso für Homepage und Facebook. „Ich würde da nichts Privates reinstellen.“ In Bezug auf die Verkündigung macht es für Köttig keinen Unterschied, „ob ich mich auf die Kanzel stelle und sage, woran ich glaube und wovon ich zutiefst überzeugt bin, oder ob ich das ins Netz stelle. Die Homepage ist auch eine Kanzel.“

    Mit negativer Kritik müsse man rechnen, wenn man etwas veröffentliche, sagt Köttig. Doch er sei da „bis jetzt immer gut weggekommen“. Das liege wohl hauptsächlich an seiner Zielgruppe. Anders ausgedrückt: Die Menschen, die seine Beiträge lesen, gehören nicht zu denen, die dümmliche Kommentare verfassen oder jemanden verunglimpfen. Im positiven Sinne überrascht hat ihn, dass nach einem Post auf seiner Facebookseite oft binnen fünf Minuten schon vier, fünf Rückmeldungen kommen. „Aber dann ist es auch schon wieder rum.“ Außerdem war Köttig erstaunt, wie viele Leute aus der Kirchengemeinde bei Facebook sind und Freundschaftsanfragen gestellt haben.

    „Man kann sich den Medien verschließen oder sie nutzen“, findet Köttig. Dabei gilt für ihn der Rat des Apostel Paulus: „Prüft alles, aber das Gute behaltet.“ Und in dem Zusammenhang nennt er noch ein Argument für seine Internetpräsenz: „Bei dem, was alles im Netz kursiert, kann es nicht schaden, auch christliches Gedankengut zu publizieren.“ Die kirchliche Verkündigung soll da seiner Meinung nach auch ihren Platz haben.

    Übrigens: Eine eigene Homepage für die Kirchengemeinde Altentein und Hafenpreppach „ist wahrscheinlich im Kommen“. Das Thema sei kürzlich beim Klausurtag angesprochen worden. Allerdings ist Pfarrer Köttig dafür, dass sie von Leuten aus der Gemeinde betreut werden sollte. Er selbst sei ja irgendwann wieder weg.

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