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OBERSCHWAPPACH: Die Farbe der Sehnsucht und die Farbe der Kraft

OBERSCHWAPPACH

Die Farbe der Sehnsucht und die Farbe der Kraft

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    Von 1991 bis 2003 hatte sich Gerd Kanz ausschließlich mit der Farbe Blau und im Besonderen mit dem Ultramarinblau beschäftigt, um das Geheimnis dieser ganz besonderen Farbe zu entschlüsseln.
    Von 1991 bis 2003 hatte sich Gerd Kanz ausschließlich mit der Farbe Blau und im Besonderen mit dem Ultramarinblau beschäftigt, um das Geheimnis dieser ganz besonderen Farbe zu entschlüsseln. Foto: Foto: Ulrike Langer

    „Ein Bild ist dann gut, wenn es etwas sichtbar macht und gleichzeitig ein Geheimnis in sich birgt“, hat der Künstler Gerd Kanz aus Untermerzbach einmal gesagt. Insofern lohnt sich ein Besuch der Ausstellung „Blaugrau“ in Schloss Oberschwappach, die am Samstag eröffnet wurde. Denn die gezeigten Gemälde, Wand- und Bodenarbeiten offenbaren die Liebe der vier Künstler Sabine Becker, Gerd Kanz, Matthias Lutzeyer und Gerhard Langenfeld zu den Farben Blau und Schwarz bis hin zum Grau und laden alle Betrachter ein, sich in deren Geheimnissen zu verlieren.

    Rund 15 Jahre hatte sich Gerd Kanz ausschließlich mit der Farbe Blau und im Besonderen mit dem Ultramarinblau beschäftigt. „Mir ging es darum, das Geheimnis dieser ganz besonderen Farbe zu entschlüsseln“, erzählte er. „Die Farbe Blau, die ja sehr viel mit Sehnsucht und Spiritualität verbunden ist, unterscheidet sich von allen anderen Farben sowohl im Ausdruck als auch in der Verarbeitung. Sie hat eine Leuchtkraft, die aus dem Dunkeln glüht, sich wieder entzieht und etwas Jenseitiges besitzt.“

    Unaussprechliche Erfahrung

    Das Geheimnis hat Gerd Kanz entschlüsselt. „Es bezieht sich auf die Erfahrungen, die man mit der Farbe und mit sich selbst erlebt, aber es ist unaussprechlich“, so der Künstler. Wer sich selbst auf die Suche danach begeben möchte, kann sein ultramarinblaues Gemälde erkunden oder in eine seiner röhrenartigen Skulpturen hineinsehen, in die das Licht von oben ins Innere fällt und blaue Welten eröffnet. Auch in zwei weiteren Bildern mit dem Titel „Die Sehnsucht der Ufer nach dem Meer“, in die Gerd Kanz Hohlräume eingearbeitet hat, schlummert dieses blaue Geheimnis.

    Die Farbe Blau ist auch seit 20 Jahren die große Leidenschaft von Sabine Becker aus Konstanz. Die Malerin verwendet aber Kobaltpigment und Miloripigment, die für sie einen warmen Charakter besitzen. „Durch ihre Maltechnik entsteht eine Struktur, die aus der Fläche heraustritt und so ein Spiel mit Licht und Schatten ermöglicht. Gleichzeitig wird ein Farbklang zwischen zwei Kosmen aus blauer Farbe inszeniert, so dass beide Elemente, Lichtspiel und Farbspiel, den Betrachter fesseln“, formulierte es Egon Stumpf von der Galerie im Saal in Eschenau, der mit seiner Frau Eleonore die Ausstellung konzipiert hat.

    Sabine Becker berichtete, dass sie auf einer kobaltblauen Farbe das Miloriblau aufträgt, das durch unterschiedliche Trocknungsgrade wie grau schimmert. Dadurch erhalten ihre Bilder eine zusätzliche Tiefenwirkung, die durch die geschweißten Eisenrahmen noch verstärkt wird. „Meine Bilder haben eine Affinität zu Himmel und Wasser“, sagte die aus Lübeck stammende Künstlerin. „Sie sind Räume, die ich im Geiste begehen kann und dabei meinen Gedanken nachhängen kann. Vor allem aber spüre ich hier eine geistige Freiheit!“

    Zerstampfte Farbkugeln

    Matthias Lutzeyer aus Stuttgart wiederum hat sich der Farbe Schwarz verschrieben. „Mich fasziniert ihre Präsenz, ihre Kraft und ihr Energiefeld“, teilte er mit. Aus Leinöl und Farbpulver stellt er Farbkugeln her, zerstampft sie und verarbeitet sie in seinen Wand- und Bodenarbeiten zu Rohlingen. „Seine Bodenarbeiten sind Haufen, die aus der Urzeit direkt in diese Schlossräume geplumpst sind“, so Egon Stumpf. „Sie tragen alle Möglichkeiten der Entwicklung in sich.“

    Auch Gerhard Langenfeld aus Bad Saulgau hat es die Farbe Schwarz angetan. „Sie ist absolut schön, sehr edel, aristokratisch, festlich und gleichzeitig differenziert, weil man sie in sehr vielen Abstufungen verwenden kann. Sie ist mystisch, geheimnisvoll und hat mit Räumlichkeit zu tun“, offenbarte der Künstler. Er stellt zwei runde spiegelnde „Bilder“ aus. „Das eine ist von einem Autolackierer schwarz lackiert. Das andere ist eine Fotografie dieser schwarzen Fläche, die ich in meinem Atelier unter eine leuchtende Neonröhre gelegt habe“, sagte er. „Diese Spiegelbilder nutzen die hohe Spiegelkraft der schwarzen Farbe und fangen eine sich im abstrakten Bild ausdrückende Wirklichkeit ein, die zusätzlich gedoppelt wird durch die Spiegelungen in den Ausstellungsräumen“, so Egon Stumpf zu diesen Arbeiten. Gerhard Langenfeld zeigt unter anderem auch eine Serie von abstrakten Bildern mit dem Titel „Horizonte“, die vom Schwarz ins Grau changieren. Dazu hat er mit einem Pinsel die Pigmente von schwarzen Schmirgelpapieren weggebürstet und die entstandenen, unterschiedlichen Farben durch eine horizontale Linie getrennt. „Diese Bilder fesseln unseren Blick und zwingen das Auge, sich auf die Suche zu machen“, sagte Egon Stumpf.

    Für ihn treffen in der Ausstellung zwei bedeutende Ansätze des Schaffens in der modernen Kunst der letzten Jahrzehnte aufeinander: „Zum einen Arbeiten einer reinen Kunst, die sich zunehmend reduziert, die den Gedanken der vollkommenen Abstraktion absolut umsetzt und auf jegliche Bezüge zu einer Wirklichkeit außerhalb des Bildraumes verzichtet und zum anderen Werke, die sich vom Material und vom Inhalt her stärker den Erfahrungen außerhalb des Werkes selbst öffnen.“

    Öffnungszeiten: Die Ausstellung „Blaugrau“ ist noch bis 10. Juni sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung unter Tel. (0 95 27)

    81 05 01 zu sehen.

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