Charlotte von Kalb (1761 bis 1843) ist vielen Heimatforschern und vor allem der Bevölkerung von Dankenfeld bereits bekannt. Hatte ihr doch Roland Baumann vom Kulturhistorischen Arbeitskreis Dankenfeld zusammen mit dem Historiker Stephan Diller anlässlich des 700-jährigen Bestehens des Ortes 2006 in dem Buch „Dankenfeld – Geschichte und Geschichten“ bereits ein ganzes Kapitel gewidmet. Doch auch durch die Beziehungen Charlotte von Kalbs zu vielen bedeutenden Männern der Literaturgeschichte wie Schiller, Jean Paul, Goethe, Wieland, Herder oder Hölderlin war sie vielen Gästen ein Begriff.
„Am Jagdschloss in Dankenfeld hat Charlotte glückliche Kindertage verbracht und hier hat sie 1783 den Offizier Heinrich von Kalb geheiratet“, sagte eingangs Sibylle Kneuer, die Initiatorin des Kulturcafés. Charlotte habe mit ihrer Familie jeden Herbst das Jagdschloss besucht, das ihr Vater noch hatte erweitern lassen. Die Schlosskapelle, die ein Vorfahr von Charlotte, Christoph Marschalk von Ostheim, errichtet habe, sei 1854/55 zur Pfarrkirche umgebaut worden. In der Kirche bewunderten die Gäste noch die Stiefel, den Degen und die Fahne dieses kaiserlichen Offiziers und Stifters der Kapelle, während Sibylle Kneuer die Sage von der Entstehung des Gotteshauses vorlas.
Der Bürgermeister von Oberaurach, Siegmund Kerker, freute sich, dass das 700-jährige Jubiläum des Ortes mit dem Kulturcafé noch einen Nachklang gefunden habe. Sibylle Kneuer stellte dann das Kulturcafé vor, das vor zehn Jahren ins Leben gerufen wurde und mit ortsbezogenen, kulturellen Themen durch den Landkreis wandert. Stets engagiere man professionelle Referenten.
Ursula Baumann, in Görlitz geboren und heute als freie Autorin in Baiersdorf bei Erlangen lebend, habe sich mit der Geschichte Charlotte von Kalbs beschäftigt. In der kurzweiligen Lesung erfuhren die Zuhörer, dass Charlotte eine starke, sehr geistreiche Frau war, deren Leidenschaft von Kindesbeinen an das Lesen war. Sie hatte ein Gespür für Menschen mit Qualität, suchte die Nähe zu bedeutenden Menschen ihrer Zeit und inspirierte ihre Liebhaber Friedrich Schiller und Jean Paul, der sie in seinem Roman „Titan“ verewigte. Beiden öffnete sie die Türen zur Gesellschaft in Weimar, wo die Familie ihres Mannes ein Haus besaß.
Doch hatte sie das Pech, 200 Jahre zu früh gelebt zu haben. Denn zu ihrer Zeit war die vorrangigste Aufgabe der Frauen, Kinder – vor allem einen männlichen Nachfahren – zu gebären. Ansonsten blieb ihnen jede Selbstverwirklichung versagt.
Viele Schicksalsschläge hatte Charlotte zu verwinden: den frühen Tod der Eltern, die Ehe mit dem ungeliebten Heinrich von Kalb, das Scheitern ihrer Liebesbeziehungen zu Friedrich Schiller und Jean Paul, die Selbstmorde ihres Mannes und eines ihrer Söhne, den Verlust des Vermögens und schließlich ein Alter in Blindheit. Doch blieb sie bis zu ihrem späten Lebensende geistig rege und starb schließlich 81-jährig in Berlin.
Nach der Lesung beantwortete Ursula Naumann noch viele Fragen aus dem Publikum, bevor sie mit viel Beifall und dem Dank des Landrats Rudolf Handwerker verabschiedet wurde. Dieser würdigte auch das zehnjährige Bestehen des Kulturcafés und kündigte weitere Veranstaltungen in diesem Jahr an.