Königsberg braucht kein Halloween. In Königsberg gibt es mit den Hätscherklooßen einen alten Brauch, der seit vielen Jahren immer am Abend des 30. Novembers stattfindet. Dann verkleiden sich Buben und Mädchen oft sehr abenteuerlich mit einem langen Mantel, einer Pluderhose, setzen einen Federhut auf und oft gehört auch ein Bart zur Maske.
So ziehen sie dann von Haus zu Haus, um Bürgerinnen und Bürger mit Gedichten und Sprüchen vor den Gefahren des Feuers zu warnen. In Königsberg heißt es an diesem Abend: "Heute Abend kommen die Hätscherklooßen!". Hinter diesem Namen verbirgt sich der Name des Feldherrn Tilly, oder, wie er mit vollem Namen hieß, Johann Tserclaes, Graf von Tilly.
Der bekannteste Feldherr im 30-jährigen Krieg kam im März 1632 mit 8000 Mann in das evangelische Städtchen Königsberg. Dabei brach hier ein Großbrand aus, der fast ganz Königsberg in Schutt und Asche legte. Im Volksmund verband sich früher das Grauen dieser Feuersbrunst mit dem Namen des Feldherrn Tserclaes.
Die Aussprache des Namens bereitete jedoch große Schwierigkeiten, so wurde der Name immer mehr verstümmelt und allmählich wurde aus dem einstigen "Tscherkläß" der "Hätscherklooß". Unter diesem Namen ziehen Kinder seit Jahren am 30. November von Haus zu Haus. Es entstand der "Hätscherklooßabend", der zu einem Brauch in der Stadt Königsberg wurde und dessen Förderung und Entstehung dem ehemaligen Rektor der Königsberger Volksschule, Karl Eisentraut, zu verdanken ist.