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Die rostige Fliege unter der Palme

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Die rostige Fliege unter der Palme

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    Siegbert Herkert in Goßmannsdorf ist Künstler und Metallbauer zugleich. Zu seinen Werken gehört die Fliege
und eine große Palme aus Metall.
    Siegbert Herkert in Goßmannsdorf ist Künstler und Metallbauer zugleich. Zu seinen Werken gehört die Fliege und eine große Palme aus Metall. Foto: FOTO GERMAN SCHNEIDER

    "Am liebsten würde ich meine Figuren noch größer schaffen, doch da fehlt mir der Platz", sagt Siegbert Herkert zu seiner Leidenschaft, "Design und Kunst" aus Metall zu schaffen. "Metallgestaltung" steht auf seiner Visitenkarte. Und öffnet man das Tor zu seinem Hof, erkennt man, was er damit meint.

    Da sind einerseits Hof- und Gartentore, Treppen und Balkone aus glänzendem Stahl, modern oder traditionell gestaltet. Kombinationen mit Lochblech und Riffelmetall für moderne Gebäude, aber auch als Kontrast zu älteren Ensembles. Außerdem fallen ungewöhnliche Gebilde auf wie eine große Palme, ein Feuervogel oder eine überdimensionale Fliege. Alles "edelgerostete" Gebilde, die auf das Wesentliche reduziert, jedoch für jedermann erkennbar sind.

    Das ist die künstlerische Seite von Siegbert Herkert, einem Mann, der einfach nichts wegwerfen kann, vor allem wenn es irgendetwas mit Metall zu tun hat. Gerne lässt er sich vom Werkstoff, der Form, den Stanzungen inspirieren und schafft daraus sein Kunstgebilde. Da ist zum Beispiel die große Fliege, die in diesem Sommer das bewunderte Markenzeichen auf verschiedenen Gartenausstellungen war.

    Ein verrostetes Paar gekantete Leuchtenschirme aus Lochblech, das er im Schrottcontainer entdeckte und das ihn zu Flügeln inspirierte, war der Auslöser. Gepressten Klöppelböden, die er in seinem Sammelsurium von Metallteilen fand, wurden zum Körper der Fliege verschweißt, Rohre wurden zu Beinen verformt. 50 Stunden Arbeitszeit benötigte das Kunstwerk, das er vorher mittels Computertechnik (CAD) geplant hatte. Das Werk fand viel Bewunderung - aber noch keinen Käufer.

    Direkt neben der Fliege steht eine drei Meter hohe Palme. Auch hierfür hat der Künstler seine Geschichte. Eine Linde musste in seinem Hof der Einfahrt in die Werkstatt weichen, da kam ihm die Idee als Alternative einen künstlichen "Metallbaum" zu schaffen. Rohrbögen wurden miteinander verschweißt, die Blätter wurden aus Metallabfällen verformt, normale Nägel, übrig aus der Hausbauzeit, wurden angeschweißt und als Kokosnüsse verwendete er Kugeln, die er irgendwann mal auf einem Schrottplatz fand.

    Archaisch erhebt sich ein Feuervogel auf einem verrosteten Podest. Die Entstehungsgeschichte fasziniert. Siegbert Herkert kam bei einem Spaziergang an einem Aschenhaufen vorbei, der von einem Johannisfeuer stammte. Aus der Asche ragte ein ausgeglühtes Stück Stahl hervor. Der Künstler stöberte den Aschenhaufen durch, fand Schrauben, Bolzen und Eisenriegel und schuf ausschließlich aus diesen Teilen seinen Feuervogel, der nunmehr dreimal gebrannt ist.

    Wechselvolles Leben

    So viel zu den Geschichten der Kunstwerke. Die Geschichte des Siegbert Herkert, dessen Vorfahren als Wanderschäfer durch Deutschland zogen, ist ebenfalls facettenreich. Der Goßmannsdorfer erlernte bei Kugelfischer den Beruf des Maschinenbauers, erfüllte sich danach bei der Marine seinen Traum zur See zu fahren. Vier Jahre schipperte er auf einem Minensucher durch Nord- und Ostsee. Danach blieb er auf dem Land der Seefahrt treu. Bei MTU in Friedrichshafen baute er Schiffsmaschinen, war anschließend drei Jahre in Italien für Schiffsinbetriebnahmen zuständig.

    Zurück nach Deutschland studierte er vier Semester Maschinenbau. Danach nahm er sich ein Jahr Auszeit und baute das Anwesen seiner Eltern in Goßmannsdorf um. Sozial eingestellt, wollte er Jugendlichen helfen und war einige Jahre beim Aurena-Projekt des Landkreises in Zeil Werkstattleiter. Als dieses Projekt dem Rotstift zum Opfer fiel, erfüllte er sich einen weiteren Traum, wagte den Sprung in die Selbstständigkeit als kreativer Metallbauer. Es folgte eine Stippvisite bei einem Leuchtenhersteller in der Region als Konstrukteur und danach, als sich seine Träume dort nicht erfüllten, wieder die Rückkehr in seine Werkstatt.

    Zufriedenheit aus der Arbeit

    Neben Gartentoren und anderen funktionellen Metallteilen sind auf dem ganzen Anwesen seine künstlerischen Wandlungen zu sehen. Da sind das filigrane Vogelspiel, der Pinguin, abstrakte Figuren und Formen, aber auch ein großer selbstgebauter Ofen von handwerklicher Kunst. "Ich will bei meinen Werken Zufriedenheit für mich selbst, aber auch die Kunden, die bei mir kaufen, sollen an den Werken Freude haben", stellt Siegbert Herkert die Maxime an seine Werke.

    Zu einem Kunstwerk hatte er übrigens ein besonderes Verhältnis: Sein Ikarus steht in Oberhaid auf öffentlichen Grund auf dem Dr. Hau-Platz und Herkert besucht sein Werk ab und zu. Seine Maxime zu Funktion, Farbe und Form formuliert der Künstler wie folgt: "Dem Vorhandenen keine Überheblichkeit aufdrängen. Dem Modernen Zeitlosigkeit bieten. Gestalten mit dem richtigen Augenmaß."

    Die Werke des Künstlers Siegbert
    Herkert sind im Internet zu finden
    unter
    www.metallgestaltung-herkert.de

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