Das Schicksal der Menschen von Fukushima ist wohl für viele in eine weite Ferne gerückt. Nicht aber für die Freie Waldorfschule in den Mainauen, die seit ihrer Gründung mit Japan eng verbunden ist. Unter der Leitung der Japanerin Akiko Matsunaga, die an der Schule Eurythmie unterrichtet, arbeitet die neunte Klasse in diesem Schuljahr an einem Hilfsprojekt für einen Waldorfkindergarten in Fukushima.
„Ziel des Projekts ist es, Geld zu sammeln, um es dem Kindergarten zur Verfügung zu stellen. Denn als die Einrichtung nach dem Atomunglück völlig verstrahlt war, musste man ganz neu anfangen“, teilte Akiko Matsunaga mit. „Als Japanerin möchte ich unbedingt den Kindern helfen, von denen viele verlassen sind. Aber auch als Lehrerin darf ich meine Augen nicht verschließen, und ich bemühe mich, den Schülern hier immer wieder zu erklären, wie es in Japan steht.“ Neben der direkten finanziellen Hilfe möchte sie mit ihren Schülern auch mehrere Musikinstrumente selber bauen und dem Kindergarten schicken. „Gerade die Musik“, so Schülerin Veronika Zenkel, „ist doch im Leben eines Menschen sehr wichtig.“
Geld gesammelt
Bisher haben die Schüler bei Auftritten bei den Monatsfeiern Geld gesammelt und Speisen für den guten Zweck verkauft. Beim „Tag der offenen Tür“ mit Martinsbasar verschenkten sie gegen eine kleine Spende Buttons und Magnete mit der Motivations-Aufschrift „Don't give up, Japan. Don't give up, Tohoku“, wobei Tohoku die Region ist, in der Fukushima liegt. Des Weiteren verkauften sie T-Shirts mit dem selben Schriftaufdruck und selbst gebackene Waffeln an die Gäste.
Weil ein japanisches Sprichwort sagt „Wenn Du 1000 Kraniche gefaltet hast, erfüllt sich ein Wunsch“, begannen sie Kraniche aus buntem Papier zu falten. „Wenn wir 1000 Kraniche haben, hängen wir sie an eine Girlande und schicken sie, sozusagen als sichtbare Gedanken, zum Kindergarten nach Japan mit dem Wunsch, dass der dortige Aufbau gelingt“, so Matsunaga.
Auf der Bühne in der Aula schilderten die Schüler allen Besuchern ihre Beweggründe, an dem Projekt mitzuarbeiten. „Mich hat die Nachricht von dem Atomunglück tief berührt“, sagte Anna Lena Krautwurst, „daher wollte ich dabei sein und helfen.“ Max Oppelt erklärte, dass man „Geld sammeln wollte, um den Kindern in dem japanischen Waldorfkindergarten eine Freude zu machen“. „Da ich aus Portugal komme und mein Land liebe, wäre ich total am Boden zerstört, wenn das, was in Fukushima passiert ist, auch in meinem Land geschehen wäre“, erzählte Celine Olivera-Steinbrecher. Und Christopher Jung fragte die Zuschauer: „Stellen Sie sich vor, dieses Unglück wäre bei Ihnen passiert – würden Sie sich dann nicht auch über Spenden freuen?“ Mit einem Lied, gesungen von Celine und Joana Olivera-Steinbrecher, endete die Projektvorstellung auf der Bühne.
Beim „Tag der offenen Tür“ (von den Schülern und dem Eltern-Lehrer-Kreis veranstaltet und erstmals mit einem Bühnenprogramm ausgestattet) erhielten die Gäste einen Einblick ins Schulleben. Daneben konnten sie selbst gefertigte Dekorationsartikel erwerben, Ausstellungen besuchen oder sich kulinarisch laben. Die Kinder konnten Teelichtgläser gestalten, Salzteig-Baumanhänger basteln oder mit Heißwachs malen.