In einer Veranstaltung des Kulturvereins Museum Schloss Oberschwappach führte Heimatforscher Heinrich Weisel aus Zeil die zahlreichen Zuhörer in einer Zeitreise durch die Geschichte des Schlosses Oberschwappach. Er berichtete vor allem über die mit den Geschehnissen und umfangreichen Bauaktivitäten im 17. und 18. Jahrhundert verwobenen Schicksale angeworbener Bauhandwerker, deren Nachkommen teils noch präsent sind.
Weisel erinnerte an die Entstehung des ersten Ebracher Amtshofes um das Jahr 1274 auf dem Gangolfsberg, nachdem 1127 das Kloster gegegründet worden war, an die Ereignisse im Bauernkrieg (1525), den Bau des ersten Amtshauses in Oberschwappach um 1545, den Neubau 1618 und an den in Zeil geborenen berühmten Abt Alberich Degen (1625/86), der nach dem 30-Jährigen Krieg durch umfangreiche Bauten dem Ebracher Land zu wirtschaftlichem Aufschwung verholfen hat.
Unter den im Staatsarchiv Würzburg aufbewahrten Ebracher Klosterakten habe er viele gefunden, die Oberschwappach direkt betreffen, sagte der Referent. Demnach mussten die Untertanen nach dem Tod eines Abtes dessen Nachfolger bei der sogenannten Erbhuldigung Treue, Gehorsam und Einhaltung der dörflichen Vorschriften schwören. Sie mussten versprechen, die vom Kloster empfangenen Lehensgüter gut instand zu halten und Zinsen, Abgaben und Frondienste zu leisten sowie Ehrenämter anzunehmen, wie Schultheiß, Bauermeister, Gotteshausmeister, Gerichtsschöffe und Grenzsteinsetzer (Siebener).
Anerkannte Männer leisteten stellvertretend für ihre Dorfschaften öffentlich den Eid. Bei den Erbhuldigungen im Jahr 1687 waren dies für Oberschwappach Georg Werner und Adam Werner, für Westheim Georg Hain und für Unterschwappach Hanns Nöth. Familie Werner hat also vor über 300 Jahren Funktionen für das Kloster Ebrach übernommen.
Bei einer Hochzeit im Jahr 1667 in Mariaburghausen waren als Brautleute Christoph Schirling von Wohnau und Dorothea Keigel von dort genannt. Nachforschungen in Kirchenbüchern haben ergeben, dass der Bräutigam, ein Maurer, Tüncher und Vergolder, aus Strasswalchen im Salzkammergut stammte. Auch die weiteren zugewanderten Schirlings waren Bauhandwerker von dort. Die Oberschwappacher Schirlings seien später über viele Generationen bei vielen baulichen Vorgängen in unserer Gegend als Maurer registriert, auch bei Steinlieferungen aus den Brüchen am Zabelstein nach Haßfurt.
Heimatforscher Weisel gab teils intime Details über Herkunft, Beruf, Lebensumstände, Hochzeiten und Kindersegen bekannt zu Hans Nöth (Unterschwappach), Simon Hein (Oberschwappach), Johann Wörtmann (Westheim), Anna Hetzel (Eckartshausen), Friedrich Ultsch und Christian Singer (alle Westheim), Hans und Benedikt Thalhäuser (Westheim und Oberschleichach), Nicolaus Tschirr (Oberschwappach) und Johann Heuering (Westheim). Sie alle wurden auf ihrer Wanderschaft als Handwerksgesellen angeworben und ansässig.
Interessante Erkenntnisse konnte er über die ursprünglich aus Fulda stammende Familie Schellenberger berichten, von denen Ende des 17. Jahrhunderts der Maurer Valentin über den berühmten Baumeister Leonhard Dientzenhofer nach Oberschwappach kam.
Das Schloss (Amtshof) wurde von 1733 bis 1738 nach Plänen von Baumeister und Architekt Joseph Greising, dem Lehrmeister Balthasar Neumanns, gebaut. Hierzu seien der Ebracher Maurermeister Johann Georg Geiling, der Oberschwappacher Steinhauer Jörg Schirling, die Maurer Christoph Schellenberger-Unterschwappach und Thalhäuser- Westheim sowie Nicolaus Zimmermann-Oberschwappach aktenkundig. Mit Sicherheit waren auch Zeiler Steinhauer am Bau als Lieferanten des tonig gebundenen Zeiler Schilfsandsteins und als Handwerker beteiligt.
Freiherr Helwig von Dungern ergänzte, dass der Amtshof sein nötiges Wasser vom östlich gelegenen Eichelberg, aus der Flurabteilung „Häckerbrünn“, ableitete.
Weisel erzählte noch ein erheiterndes, in Zeiler Ratsprotokollen belegtes Geschehen, von einem tatkräftigen Streit zweier Steinhauer (Jacob Platner und Hans Wendelin Köhler) mit einem Metzger (Hans Caspar Schneider) und der letztlich verhängten Strafe: je zwei Taler und die Übernahme der Heilungskosten sowie die nachdrückliche Mahnung, „künfftighin von solchen Thetlichkeiten abstehen zu wollen“.
Vorstand Robert Endres dankte Weisel für die über Jahrzehnte hinweg geleistete diffizile Forschungsarbeit aus allen greifbaren relevanten Unterlagen und die wertvollen heimatgeschichtlichen Informationen.