Hellingen, ein Stadtteil von Königsberg, ist ein Dorf, das im kommenden Jahr sein 1200-jähriges Bestehen feiern kann. Es wird viele unterschiedliche Feiern und Veranstaltungen geben, denn dieses Dorf ist reich an Geschichte. Nicht vergessen wird dabei auch, dass hier einmal ein Schriftsteller und Dichter geboren wurde, dort lebte und auch beerdigt ist, der zu seiner Zeit großes Ansehen genoß, aber inzwischen in Vergessenheit geraten ist. Es ist der Dichter und Haßgausänger Edmund Stubenrauch.

Geboren wurde Edmund Stubenrauch am 21. September 1859 in Hellingen als Sohn der Eheleute Georg und Margarete Stubenrauch, geborene Sellner. In Hellingen ging er zunächst in die Volksschule, bis er von 1872 bis 1874 das Gymnasium Casimirianum in Coburg besuchte. Da seine Schwester Louise starb, musste er als einzig verbliebenes Kind nach Hause zurückkehren und in der Landwirtschaft mithelfen. Das tat er bis 1877. Dann musste er bis 1879 seinen Militärdienst in Meiningen ableisten. Anschließend kehrte er wieder nach Hellingen zurück, heiratete 1881 im Alter von 22 Jahren ein Mädchen aus seinem Dorf namens Barbara Kettler, mit der insgesamt fünf Kinder hatte.
Schon in frühester Jugend literarisch tätig
Nachdem sein Vater früh gestorben war, musste sich Edmund intensiv um die heimische Landwirtschaft kümmern. Trotz dieser Belastung war er schon in frühester Jugend literarisch tätig. So schrieb er ein fünfaktiges Ritterschauspiel mit dem Titel "Kuno von Altenstein", welches durch eine wandernde Schauspieltruppe aufgeführt wurde. Zudem veröffentlichte er seit 1874 Gedichte, anfangs in der lokalen Presse in Schweinfurt und Würzburg, später in bedeutenden literarischen Blättern wie unter anderem dem "Deutschen Dichterfreund". Gedichte, die er während seiner Militärzeit verfasste, gab er 1880 in dem Band "Muskete und Feder" heraus.
Von großer Bedeutung für Stubenrauch und sein literarisches Schaffen war die Freundschaft mit dem Marschendichter Herrmann Allmers aus Rechtenfleth bei Bremen, der dort in seinem Dichterheim wertvolle Kunstschätze sammelte und mit vielen berühmten Zeitgenossen freundschaftlich verbunden war. Auch mit Edmund Stubenrauch stand er viele Jahre im Briefwechsel, weilte sogar wiederholt in Hellingen und förderte Stubenrauch in ideeller und materieller Hinsicht.
Silbernen Medaille für Kunst und Wissenschaft
Der Höhepunkt des literarischen Schaffens von Stubenrauch waren die "Herzoglieder", die er 1893 anlässlich des Todes seines fürstlichen Gönners Ernst II. Von Sachsen-Coburg-Gotha veröffentlichte. 1895 folgten seine gesammelten Gedichte unter dem Titel "Pflug und Laute", die er seinem Freund und Gönner Herrmann Allmers widmete. Sie enthält den wertvollsten Teil seines lyrischen Werkes. Dadurch wurde er auch außerhalb seiner Heimat bekannt. Eine besondere Auszeichnung für ihn war die Verleihung einer silbernen Medaille für Kunst und Wissenschaft durch Herzog Alfred von Sachsen-Coburg-Gotha.

Sogar in Amerika fanden seine Werke Zuspruch
Doch nicht nur in seiner Heimat fanden seine Werke Zuspruch, sondern auch darüber hinaus in Österreich und sogar in Amerika. So war er auch Ehrengast bei der Einweihung des Rückert-Denkmals im Jahr 1890. Weitere Veröffentlichungen waren geplant. Dazu kam es aber nicht, da Stubenrauch 1898 in eine Heil- und Pflegeanstalt in Hildburghausen eingewiesen wurde, wo er bis zum Jahr 1923 bleiben musste. Über die Umstände, die zu dieser Einweisung führten, herrscht Unklarheit. Der angebliche Anlass seiner "Verwirrung" soll ein Hitzschlag gewesen sein, den er 1894 erlitt. Dieser kann die unterschiedlichsten Beschwerden hervorrufen.
Da er nun in der Folgezeit in heißen Wetterperioden sehr hitzeempfindlich war, konnte er die Arbeiten eines Bauern nur schwer erledigen und es machte bald das Gerücht die Runde, dass Edmund "spinnen" würde. In den vier Jahren, die zwischen dem Ereignis und der Einweisung in die Heilanstalt lagen, war Stubenrauch aber die meiste Zeit geistig noch voll da und schrieb Gedichte. Wer dahinter stand, Stubenrauch für unmündig zu erklären, das ist nicht bekannt und liegt im Dunklen.

1923 wurde er, nach 25 Jahren, aus der Heil- und Pflegeanstalt entlassen und kehrte in seine Heimatgemeinde Hellingen zurück. Dort starb er am 27. März 1925 im Haus seiner Tochter Ada Bormann. Ein besonderer Grabstein auf seiner letzten Ruhestätte im Friedhof von Hellingen erinnert an den Sohn der Gemeinde, dessen literarisches Wirken zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.