Viel Zeit und Arbeit hat Andreas Flurschütz, der seit 2006 Geschichte und Spanisch in Bamberg studiert, in das Buch gesteckt. Schließlich sind darin alle evangelischen Personen erfasst, die zwischen 1650 und 1900 in Westheim gelebt haben und durch die Aufzeichnungen über Geburten, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen in den Kirchenbüchern registriert wurden. Dabei hat der Autor die Familien chronologisch geordnet und somit vollzählig ausgearbeitete Stammbäume zahlreicher alteingesessener Familien erstellt.
Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Westheim stellte er jetzt das Buch vor, das den ersten Teil seiner Forschungen beinhaltet. Denn im nächsten Jahr soll der zweite Band, das „Evangelische Familienbuch Eschenau und die gesamte Diasporagemeinde“, erscheinen.
Pfarrerin Elfi Trautvetter-Ferg dankte Andreas Flurschütz, der sich mit außerordentlichem Fleiß, aber auch mit sehr viel Freude an die Arbeit gemacht und völlig ehrenamtlich gearbeitet hatte. Das 225 Seiten umfassende Familienbuch sei für jeden Familien- und Heimatforscher ein wertvoller Grundstein für die eigenen Forschungen und eine im Umfang kaum zu überbietende Fundgrube.
Bei der Vorstellung des Buches ging Flurschütz auf die kirchlichen und herrschaftlichen Verhältnisse in den Dörfern Westheim und Eschenau in der Zeit zwischen 1650 und 1700 ein. Als Besonderheit nannte er, dass bis etwa 1820 die Katholiken und die Protestanten in Westheim die Pfarrkirche St. Jakob gemeinsam nutzten. Erst als das Gotteshaus baufällig wurde, errichtete man in Westheim die beiden Kirchen St. Jakob für die Protestanten und St. Michael für die Katholiken.
Auch den 1699 angelegten Friedhof teilten sich beide Konfessionen: rechts vom Eingang wurden die Protestanten, links die Katholiken begraben. Allerdings wurde schon damals vereinbart, dass in dem Fall, dass der Platz auf der einen oder anderen Seite nicht mehr ausreichen sollte, auch der jeweils andere Platz genutzt werden dürfe.
Wie Andreas Flurschütz berichtete, seien in den Kirchenbüchern auch außergewöhnliche Todesfälle, unehelich gezeugte Kinder, erzwungene Hochzeiten wegen vorehelichen Verkehrs oder Besonderheiten aufgrund der konfessionellen Verhältnisse vermerkt. „So wurde notiert, wenn Hochzeitsleute vom Prälaten gestraft wurden, weil sie sich in Westheim vom evangelischen Pfarrer hatten trauen oder ihre Kinder evangelisch hatten taufen lassen“, so der Autor.
„Als es um 1800 insgesamt 15 Familien mit dem Namen Wagner gab, somit rund 35 Prozent der Bevölkerung diesen Namen trugen und viele dieselben Vornamen hatten, verlor die Verwaltung den Überblick“, fügte Andreas Flurschütz an. „Daher wurde es auf allerhöchsten königlichen Erlass verboten, neugeborene Söhne auf den Vornamen ihres Vaters taufen zu lassen!“
Zum Schluss verwies Andreas Flurschütz auf den zweiten Band, indem er die Inschrift am Giebel über der Eingangstür der 1720 errichteten Eschenauer Kirche entschlüsselte: Die Buchstaben AV HKB HGK NH und KS stehen für den damaligen Bürgermeister Andreas Volk und die Gemeinderäte Hans Konrad Becher, Hans Georg Kellner, Nicolaus Herold und Konrad Schober.
Das Buch kann zu einem Preis von 21 Euro beim Pfarramt Westheim-Eschenau unter Tel. (0 95 27) 599 oder per E-Mail unter pfarramt-westesch@t-online.de bestellt werden.