Stettfeld (bra) Ein ganz gewöhnlicher Bauerngarten, denkt man im ersten Moment. Wenn man genauer hinschaut, sticht einem jedoch die ungewöhnliche sternförmige Aufteilung der Beete ins Auge. Der als Einfassung gewählte, derzeit blühende Schnittlauch unterstreicht die grafische Gestaltung und verleiht den Gemüsebeeten eine besondere Note.
"Sie sind ein bisschen zu früh dran", erklärt Carola Nitsch bei der Begrüßung. "Rittersporn und Moosrosen stehen leider erst kurz vor der Blüte", führt sie aus und öffnet die Gartentüre für einen Rundgang. Die Wege zwischen den Beeten, auf denen sich Baumspinat, verschiedene Salate, Zuckererbsen, Gemüseampfer, rote und grüne Melde und vieles mehr der Sonne entgegenräkeln, sind mit Hackschnitzel ausgelegt.
Zur Straße hin grenzt ein Staudenbeet den Garten ab. Die "Alba", eine alte Rosensorte, zeigt schon ihre weiße Blütenpracht. Die Blütenfülle der Moosrosenbüsche lässt sich bisher leider nur durch die zahlreichen Knospen erahnen. Ein kleiner Bach schafft auf zwei Seiten eine natürliche Grundstücksgrenze. Viele der Sumpfpflanzen, die hier wachsen, sind heimisch. Einige besonders feuchtigkeitsliebende Stauden hat die junge Frau und Mutter einer kleinen Tochter dazwischen gepflanzt. "Die Emma lässt mir nicht mehr so viel Zeit für den Garten", erklärt sie.
Ihr Töchterchen hat es sich derweil auf ihrem Arm gemütlich eingerichtet und kaut mit Unschuldsmiene auf einem Sauerampferstängel herum. An Himbeerbüschen, Brombeeren und Stachelbeeren vorbei findet man sich bei den Tomaten wieder. 17 verschiedene Sorten, die wie Soldaten unter einem Vordach stehen. Ganz in der Nähe einige Hochbeete. "Die wurden für die Schwiegermutter angelegt. Sie ist nicht mehr ganz so beweglich, möchte aber gerne noch im Garten wirtschaften," klärt sie über den seniorengerechten Teil des Gartens auf.
Hinter dem Haus ist ein kleiner Sandkasten für Emma, Tisch und Stühle liegen von hohen alten Bäumen halb im Schatten - ein gemütlicher Platz, der zum Verweilen einlädt. Da verwundert es nicht, dass die Familie im Sommer weitgehend im Garten lebt. "Dies ist unser grünes Wohnzimmer", erklärt Nitsch, die schon von Kindesbeinen an sehr naturverbunden ist. Die gebürtige Allgäuerin hat in Weihenstephan Gartenbau studiert. Das besondere Steckenpferd der Gartenbauingenieurin sind jedoch Stauden und Gehölze. Einige Zeit hat sie sich im Schwarzwald mit Dachbegrünungen beschäftigt, später in Bamberg in einer Staudengärtnerei gearbeitet. Heute ist sie als Gartenbauberaterin für Erwerbsgärtner tätig.
Durch ihren Mann, den Künstler Wolfgang Männling, kam sie in die Haßberge. 2000 erwarben sie dieses Anwesen in Stettfeld. Damals war von dem wunderbar angelegten Garten kaum etwas zu sehen, berichtet die Wahlfränkin. "Hier, wo wir jetzt sitzen, war vor fünf Jahren ein einziger Schutthaufen. Es war viel Arbeit, aus der einstigen Müllhalde einen Garten zu machen", erinnert sie sich. Selbstverständlich habe ihr Mann sie hierbei tatkräftig unterstützt und sein Zutun finde sich bei weitem nicht nur in den Bildhauerarbeiten wieder, die den Garten wie gestreute Juwelen bereichern.
"Säen, pflanzen und pflegen fällt weitgehend in mein Ressort. Nicht selten werde ich gefragt, warum ich mir diese Arbeit mache. Ich stehe aber auf dem Standpunkt, dass man seinen Lebensbereich so schön wie möglich gestalten sollte. Die Wohnung putzt man ja schließlich auch, warum also nicht den Garten pflegen."
Auf Kübelpflanzen und Blumenkästen, die oft und regelmäßig gegossen werden müssen, verzichte sie allerdings, räumt die Gartenbauingenieurin ein. "Der Garten muss Spaß machen und die Pflege darf nicht zum Stress werden", betont sie. Zudem sei das Meiste, was in ihrem grünen Reich wächst, auch noch essbar, erklärt sie die Vorteile ihres Gartens. Nachteile - fallen ihr keine ein.