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WONFURT: Eine Badewanne voll Blut

WONFURT

Eine Badewanne voll Blut

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    Im Laufe seines rund 48 Jahre währenden Spenderlebens hat Gerhard Schweinitzer aus Wonfurt 175 Mal jeweils einen halben Liter Blut gespendet. Die Summe der 175 Spenden stellt somit eine Gesamtmenge von 87,5 Liter Blut dar, „eine kleine Badewanne voll“, wie er selbst scherzhaft feststellt.
    Im Laufe seines rund 48 Jahre währenden Spenderlebens hat Gerhard Schweinitzer aus Wonfurt 175 Mal jeweils einen halben Liter Blut gespendet. Die Summe der 175 Spenden stellt somit eine Gesamtmenge von 87,5 Liter Blut dar, „eine kleine Badewanne voll“, wie er selbst scherzhaft feststellt. Foto: Foto: Stefan Pompetzki

    Wenn jemand in seinem Leben 175 Mal Blut gespendet hat, dann ist das schon etwas Besonderes. Immerhin hat das auch rund 48 Jahre gedauert, bis die beinahe 90 Liter abgezapft waren. Wer jetzt denkt, Gerhard Schweinitzer aus Wonfurt habe schon in seiner Jugend dem 18. Geburtstag entgegengefiebert, um sich zum Blutspenden auf die Liege legen zu können, der irrt gewaltig. Die Leidenschaft, für seine Mitmenschen seinen wertvollen Saft zu spenden, entstand nämlich mehr aus Zufall.

    „Ich war 23 Jahre alt, wir waren auf dem Campingplatz in Cavallino in Italien“, erzählt Gerhard Schweinitzer. „Da gab es einen schweren Unfall in der Umgebung und es wurden über Lautsprecher Blutspender gesucht. Da habe ich mich halt gemeldet.“ Seitdem hat der heute 71-Jährige kaum einen Termin ausgelassen. „Wenn man anderen Menschen helfen kann, dann muss man das tun“, sagt Schweinitzer. „Wenn es sich gesundheitsmäßig oder arbeitstechnisch einrichten ließ, bin ich gegangen.“ Einmal sei er aus Bad Salzungen, wo er beruflich im Einsatz war, nach Hause gefahren, um Blut zu spenden, einmal sagte er lieber einen Arzttermin ab. Früher waren vier Spenden pro Jahr möglich, heute sind es sechs (bei Frauen nach wie vor vier, die Red.

    ). Er hätte sich auch gerne als Stammzellenspender registrieren lassen, doch als damals ein lokaler Aufruf zur Spende kam, war er mit über 50 Jahren schon zu alt dafür.

    Der ehemalige Heizungsbauer hat sein Leben lang schwer körperlich gearbeitet und war auch lange Jahre ein erfolgreicher Fußballer in Wonfurt und Grettstadt, hat immer viel Sport getrieben. „Ich bin früher jeden Tag zehn bis fünfzehn Kilometer gelaufen. Aber das Blutspenden hat mich nie beeinträchtigt. Im Gegenteil, das hat mir richtig gut getan. Ich habe mich immer wohlgefühlt, mir war nie schlecht und ich hatte auch keine Schwindelgefühle“, stellt er rückblickend fest.

    Seine Gesundheit ist inzwischen etwas angeschlagen, nicht zuletzt eine Folge seiner harten Arbeit. Deshalb war auch die 175. Spende seine letzte, denn er muss sich jetzt einer Operation unterzeihen und danach darf er ein Vierteljahr nicht Blut spenden, hat dann aber das Höchstalter für Blutspender von 72 Jahren erreicht, „aber ich hätte gerne weitergemacht“.

    Seine Leistung ist jedoch auch so außerordentlich beeindruckend. Immerhin sind bei einem halben Liter pro Spende insgesamt beinahe 90 Liter – „Es werden ja immer auch ein paar Röhrli extra abgezapft“ – an Blut zusammengekommen, die von Schweinitzer entnommen wurden. „Fast eine Badewanne voll“, scherzt der Rekordspender, „aber hineinlegen möcht ich mich lieber nicht.“ Das Spenden habe ihm „viel Spaß gemacht“. Er habe das auch nie als nüchternen Spendentermin angesehen. Im Gegenteil. Er habe es stets genossen, dabei mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. „Da darfst du natürlich nicht rumhocken wie ein Pflock“, lautet seine Devise.

    Während seine Ehefrau Ilse gesteht, dass sie bei allem guten Willen niemals hätte Blut spenden können, blickt Gerhard Schweinitzer zufrieden auf eine lange Zeit als aktiver Spender zurück: „Man hat immer auch im Kopf, vielleicht braucht jemand dein Blut dringend, oder es wird für einen anderen guten Zweck verwendet. Dabei fühlt man sich wirklich gut.“

    Den Eindruck von Gerhard Schweinitzer, bei den Spendeterminen seien zunehmend mehr ältere Bürger als junge Leute vertreten, bestätigt auf Nachfrage dieser Zeitung Stefanie Sklarzik, Pressesprecherin des Blutspendedienstes des BRK (BSD): „Hier ist die demographische Entwicklung zu berücksichtigen: Die Gesellschaft wird immer älter. Es gibt mehr ältere als junge Spender. Das Durchschnittsalter liegt bei ungefähr 40 Jahren. Irgendwann überschreitet die ältere Spendergeneration das maximale Spendealter von 72. Zu wenig junge Leute treten in die Fußstapfen. Durch die älter werdende Gesellschaft wird sich auch die Anzahl der Patienten erhöhen.“ Aktuell halte sich der Bedarf an Blutspenden schon viele Jahre auf einem annähernd gleichhohen Niveau, in Bayern liege er pro Tag bei 2000 Blutkonserven. Die Spendebereitschaft in Bayern liege laut Pressesprecherin bei rund sieben Prozent (deutschlandweit 3,5 Prozent). Das generierte Spendenaufkommen sei Stefanie Sklarzik zufolge „stark jahreszeiten- und eventabhängig. Es ist zum Teil starken Schwankungen ausgesetzt, die aber auch nicht in jedem Jahr gleich ausfallen. Generell ist in heißen Sommermonaten sowie zu Ferienzeiten wie Pfingsten oder Sommer, aber auch bei Großveranstaltungen wie etwa einer Fußball-WM zu beobachten, dass das Aufkommen sinkt.

    Die Menschen haben in solchen Zeiten andere Prioritäten“.

    Um die Versorgung auch in solchen Phasen sicherstellen zu können, arbeite der BSD mit einem so genannten Konserven-Puffer, der im Normalfall für bis zu vier Tage ausreiche. Auch dieser müsse, so Sklarzik, in entnahmeschwachen Zeiten baldmöglich wieder aufgefüllt werden, um täglich die erforderliche Blutspendenmenge für die Patienten zur Verfügung stellen zu können. Zudem sei Blut mit 42 Tagen nur begrenzt haltbar, „was erforderlich macht, dass der Blutspende stetig eine hohe Aufmerksamkeit in der Bevölkerung zuteil werden muss“. Blutspenden kann jeder gesunde Mensch ab dem 18. bis zum vollendeten 72. Lebensjahr. Ein Erstspender sollte nicht älter als 64 Jahre sein.

    Gerade mit Blick auf die bevorstehenden Faschingsevents, mit denen die angebotenen Blutspendetermine jedes Jahr in Konkurrenz treten, sei das notwendig: „Auch der Februar ist für Menschen des guten Vorsatzes bestens geeignet, um erstmals im Jahr 2018 auf die Spenderliege durchzustarten. Zugleich muss auf Fasching nicht verzichtet werden. Denn mit dem guten Gefühl als Lebensretter macht das bunte Treiben danach noch mehr Spaß“, sagt die BSD-Sprecherin.

    Blutspendetermine im Landkreis Die aktuellen Blutspendetermine im Kreisverband Haßberge: Freitag, 9. Februar, Ebern, Im Frauengrund 12,16 - 20.30 Uhr, Rotkreuzhaus; Montag, 12. Februar, Hofheim, Eichelsdorfer Str. 11, 16 - 20.30 Uhr, BRK-Haus; Dienstag, 13. Februar, Haßfurt, Industriestr. 20, 15 - 20.30 Uhr, Rotkreuzhaus; Mittwoch, 21. Februar, Zeil, Schulring 1, 16.30 - 20.30 Uhr, Mittelschule; Montag, 26. Februar, Untermerzbach, Neubaustraße 11 a, 17 - 21.00 Uhr, Feuerwehrhaus; Dienstag, 27. Februar, Aidhausen, Schweinfurter Str. 17, 18 - 20.30 Uhr, Grundschule.

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