Der Schauspieler Raimund Gensel wurde durch die "Lindenstraße" bekannt. Beim Fränkischen Theater Maßbach gibt er einen Gastauftritt. Im Januar 1993 starb er als Franz Schildknecht in der "Lindenstraße" den Serien-Tod. Im Theater Schloss Maßbach ist er auch der Verlierer: Raimund Gensel spielt Willy Loman, tragische Hauptfigur aus Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden". Der Bühnenklassiker wird heute um 20 Uhr im "Haus des Gastes" in Hofheim aufgeführt.
Im wirklichen Leben hat's Raimund Gensel schon besser. Er ist dank Hans W. Geißendörfers Endlos-TV-Serie einem breiten Publikum bekannt. 1989 wurde er, zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen, für die "Lindenstraße" mit dem Fernsehpreis "Bambi" ausgezeichnet.
Trotz TV-Ruhm: Eigentlich kommt Gensel von der Bühne. Nach Zwischenstationen als Buchhändler und Clown in der legendären Truppe von Carl Althoff, landete er als Texter und Schauspieler beim Kabarett. Dann erst wurde er in der Folkwang-Hochschule Essen und am Mozarteum in Salzburg in den Fächern Schauspiel und Gesang ausgebildet.
Hamlet, Mephisto, Dorfrichter Adam: Gensel kennt und liebt das klassische Fach. Theaterspielen sei "mehr durchblutet" als die Arbeit vor der Kamera, meint er denn auch beim Gespräch in Maßbach. Filmaufnahmen sieht er als ideale Ergänzung zur Bühnenarbeit für jeden Schauspieler, denn "hier rücken die inneren Vorgänge viel mehr in den Vordergrund."
Trotz der kurzen Probezeit von fünf Wochen freut Raimund Gensel sich auf das Spiel in Maßbach. Dieses kleine Kulttheater habe einen prima Ruf in der Deutschen Theaterszene. Und außerdem sei Willy Loman eine "saftige" Rolle."
Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden" entstand in den 50er Jahren. Seine Thematik ist im Hier und Heute noch genauso aktuell wie früher. Miller zeigt das "Ende eines amerikanischen Traums", die Identitätskrise, mit der Menschen überall und zu allen Zeiten zu kämpfen haben, wenn sie am Ende ihrer Karriere entdecken müssen, dass sie nicht mehr gebraucht werden.
Der 60-jährige Willy Loman aus Brooklyn war ein Leben lang als Vertreter unterwegs, hat sein Häuschen fast bezahlt und seine Kraft aus der Illusion bezogen, er sei ein bedeutender und beliebter Mann und seine beiden Söhne besonders begabt. Loman wird entlassen und seiner lebenserhaltenden Lügen beraubt. Nun beginnt sein Kampf um die Bewahrung seiner Menschenwürde. Loman kämpft um Anerkennung und versucht, seinem Leben einen Sinn zu geben - bis zu seinem Tod. Millers berühmtes Drama ist auch ein Stück gegen die moralische, intellektuelle und emotionale Gleichgültigkeit.
Regie führt, als Gast am Fränkischen Theater, Werner Müller, Intendant des Fürther Stadttheaters.
Neben der Aufführung in Hofheim zeigt das Fränkische Theater das Stück am 26. März um 20 Uhr in der Haßfurter Stadthalle und am 27. März um 20 Uhr im FTE-Saal in Ebern.