Der neue mitarbeitende Priester in der Pfarreiengemeinschaft Main-Steigerwald heißt Bill Augustin Mikambu Lotundo. Dass er wohl kein Unterfranke ist, denkt man sich schon beim Namen. Vor vier Jahren kam der Priester aus der Demokratischen Republik Kongo nach Deutschland, um hier sein Jura-Studium fortzusetzen. Zunächst arbeitete er in der Pfarreiengemeinschaft Lohr (12 Apostel am Tor zum Spessart), nun ist er der Nachfolger von Pfarrvikar Andreas Hartung in Eltmann und Oberaurach.
2003 wurde Bill Augustin Mikambu in der Diözese Kikwit zum Priester geweiht, war als Priester und Lehrer am Priesterseminar eingesetzt. Als Pfarrer hat man im Kongo aber kein direktes Einkommen, deshalb ist es üblich, dass Priester einen zweiten Beruf haben. Es gibt Lehrer, Ärzte, Mechaniker oder Juristen, wie Bill Augustin Mikambu. Warum Jura? "Weil Liebe und Gerechtigkeit das Wichtigste sind", kommt die Antwort ohne Überlegung. Das ist seine Berufung: die Botschaft Christi von Liebe und Gerechtigkeit zu verbreiten. Gerade, weil er aus einem Land stammt, in dem die Gerechtigkeit eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Begehrte Rohstoffe
In der "Demokratischen Republik Kongo", die von 1971 bis 1997 Zaire hieß und die sich vom grausamen belgischen Kolonial-Regime nie erholte, ist es leider mit der Demokratie nicht so weit her – und mit der Gerechtigkeit auch nicht. Das Land in Zentralafrika könnte das reichste Land Afrikas sein, es ist gesegnet mit weltweit begehrten Rohstoffen und hat ein fruchtbares Klima. Doch das Land wird diktatorisch regiert, von ausländischen Konzernen ausgebeutet.
Die Bevölkerung lebt in Armut, Kinder müssen für die Schule bezahlen, das Gesundheitswesen ist desolat, sauberes Wasser ist für einen großen Teil der Bevölkerung Mangelware. Die durchschnittliche Lebenserwartung in der Demokratischen Republik Kongo liegt um 60 Jahre. Das Malaria-Risiko ist hoch, viele Menschen sterben an Typhus, Hepatitis A – oder am Ebolavirus. Corona trifft gerade Länder wie den Kongo besonders hart.
Sprachkurs in Würzburg
Bill Augustin Mikambu hat sich 2016 entschlossen, sein Jura-Studium in Deutschland fortzusetzen. In Würzburg begann sein Weg mit einem Sprachkurs. "Da habe ich mir anfangs gedacht: Was hast Du denn da gemacht?", erzählt er lachend. In Frankreich oder Belgien hätte er direkt ins Studium gehen können. "Aber nach dem ersten Grundwissen der Sprache ging es doch ganz gut." Wer ihn heute predigen hört, kann kaum glauben, dass er die Sprache erst seit wenigen Jahren spricht – mit französischem Akzent, aber einem eindrucksvollen Wortschatz.
Inzwischen hat er seinen Master-Abschluss in europäischem Recht. Jetzt will er seine Doktorarbeit angehen und sucht noch einen Professor. Zwei Themen hat er sich ausgesucht: "Die Verfassungsänderung und die Ewigkeitsklauseln im deutschen und kongolesischen Recht" oder "Arbeitsvertrag und Loyalitätspflichten kirchlicher Arbeitgeber".
Zehn Geschwister
Der Schritt, den Kongo zu verlassen, war natürlich ein großer, gerade auch für jemanden, der in einer Großfamilie aufgewachsen ist. Zehn Geschwister hat Bill Augustin. Der Vater war Lehrer und Pastoralreferent in Kinshasa "und sehr fromm". Alle elf Kinder waren in der Schule. "Das war für mich nie ein Problem, ich hatte eine Chance", erzählt er. Und diese Chance will er auch anderen bieten. "Ich sehe es als meine Berufung, Kindern im Kongo den Schulbesuch zu ermöglichen." Deshalb geht ein Teil seines Gehalts als Priester regelmäßig in die Heimat.
Die Art, wie die Menschen in Lohr und auch jetzt in Eltmann, Oberschleichach oder Trossenfurt ihn aufnahmen, habe es ihm leicht gemacht, hier Priester zu sein. "In meinem ganzen Leben habe ich immer nette Menschen getroffen. Ich nehme das als Gnade Gottes." Pfarrer Öchsner habe ihn ebenso herzlich empfangen wie die Gläubigen beim Einführungsgottesdienst, aber auch in all den kleinen Kirchen, in denen er mittlerweile Gottesdienst hielt – in Fatschenbrunn, Neuschleichach, Weisbrunn oder in Dippach, wo er auch eine Wohnung gefunden hat.
Obwohl die Begegnung derzeit eingeschränkt ist, fühle er sich herzlich aufgenommen und setze seinen Vorsatz fort: "Ich möchte, dass jeder Gottesdienst für jeden Gläubigen ein ganz besonderes Erlebnis mit Gott ist".