Seine Raubkatzen traten in Werbefilmen auf, er selbst war in vielen Fernsehsendungen zu sehen, doch einem großen Publikum ist er vor allem als Zauberer live in der Manege bekannt: Monsieur de Larott. Im Hofheimer Stadtteil Sulzbach lebt der Magier und Tierlehrer, der als Herbert Larott vor 65 Jahren in Wien zur Welt kam. Über Jahrzehnte verzauberte der Magier sein Publikum in ganz Europa zusammen mit seinen Raubkatzen. Doch seit einigen Monaten ist dieses Kapitel in de Larotts Leben beendet. Seinen Fuhrpark hat der Wahl-Haßbergler verkauft, seine zwei Leoparden genießen ihren Lebensabend in ihrem Gehege auf de Larotts Bauernhof. Seinen Zauberstab hat der Magier jedoch keineswegs an den Nagel gehängt. Vielmehr ist der 65-Jährige zu seinen Wurzeln zurückgekehrt: zur Manipulation.
Der Begriff steht in diesem Fall freilich nicht für die aus Psychologie, Soziologie und Politik bekannte „gezielte und verdeckte Einflussnahme“, wie es Wikipedia beschreibt. In der Welt der Zauberkunst steht Manipulation für die Technik, überwiegend mithilfe der eigenen Hände mit kleineren Gegenständen zu zaubern. Mit großer Fingerfertigkeit lässt Herbert Larott Gegenstände wie Karten, Bälle oder Rasierklingen zwischen den Fingern der Hände erscheinen, verschwinden oder schweben.
Diese große Fingerfertigkeit hat sich der Zauberer über Jahrzehnte angeeignet und perfektioniert. „Mit neun Jahren habe ich mit der Zauberei angefangen“, sagt Larott im Gespräch mit dieser Zeitung. Was damals in Wien als Hobby begann, wurde für den Österreicher bald zum Beruf. Nach Ende der Schulzeit trat Larott mit 15, 16 Jahren zunächst mit seinen Zaubertricks in Nachtclubs und im Prater auf.
Dank einer Sprechtechnikausbildung, die er zeitgleich absolvierte, bekam de Larott zu seinem Talent auch noch das nötige Wissen, um sich selbst und seine Tricks wortgewandt zu präsentieren. Es folgten Zaubershowtourneen mit verschiedenen Zirkussen, die den jungen Magier durch ganz Europa führten.
Anfang der 1980er Jahre suchte Herbert de Larott nach dem Spektakulären. Mithilfe einer Assistentin wollte der Zauberer seine Show um Elemente und Tricks erweitern, die er alleine nicht vorführen konnte. Doch mit seiner Partnerin machte de Larott keine allzu guten Erfahrungen. „Sie war unzuverlässig, war krank oder kam zu spät“, erinnert sich der Zauberer, der sich notgedrungen auf die Suche nach einer Alternative machte: So kam de Larott nicht auf den Hund, sondern auf die Raubkatze. Ein Gepard sollte eigentlich sein neuer Partner in der Manege werden. „Ein Gepard entspricht vom Wesen her unter allen Raubkatzen am ehesten einem Hund“, erklärt Larott, warum er sich gerade das schnellste Landtier der Welt für diese Aufgabe ausgesucht hatte.
Doch es sollte anders kommen: Der Zauberer bekam einen Panther-Welpen angeboten und griff zu, ohne sich zuvor großartig mit diesen Geschöpfen auseinandergesetzt zu haben. Doch das Experiment gelang, obwohl der Panther als Einzelgänger von Natur aus misstrauisch ist. „Man muss zu den Tieren eine gegenseitige Vertrauensbasis aufbauen“, sagt de Larott. Ähnlich wie Siegfried und Roy zeitgleich mit ihren weißen Tigern in Las Vegas feierte de Larotts Show mit dem schwarzen Panther Erfolge.
Als Problem mit dem Tier stellte sich allerdings bald heraus, dass es bei dem oft dunklen Bühnenbild schwer zu erkennen war. Wie de Larott erklärt, verpuffte dadurch der Aha-Effekt, wenn der Zauberer die Raubkatze wie aus dem Nichts erscheinen ließ. So sattelte de Larott auf Leoparden um, die mit ihrer gelb-schwarzen Fellzeichnung in der Manege besser zu erkennen waren. Überhaupt bezeichnet de Larott den Leoparden als die schönste unter den Raubkatzen, was die Körperproportionen angeht.
Mit seinen Raubkatzenshows ging de Larott in ganz Europa auf Tour, ab 1996 war er fest im Freizeitland Geiselwind engagiert. So kam de Larott ins Frankenland und nach Sulzbach, wo er einen Bauernhof kaufte und für sich und seine Raubkatzen umgestaltete. Von dort aus startete de Larott fortan seine Tourneen. Sieben Jahre lang gehörte der Zauberer zum Inventar des Geiselwinder Freizeitparks, auch auf Mallorca und im Conny-Land in der Schweiz trat der Österreicher regelmäßig auf. Zudem tourte de Larott weiter mit verschiedenen Zirkussen durch Europa. Zu seinen größten Erfolgen zählen der Sieg beim 25. Golden Circus Festival in Rom und der Europakongress 1992 in Baden-Baden. Zusammen mit Nachrichtensprecher Claus Kleber trat er vor einigen Jahren bei der TV-Sendung „Stars in der Manege“ auf.
Im Gegensatz zu einem Dompteur, der seine Tiere Kunststückchen vollführen lässt und sie mit der Peitsche unter Kontrolle behält, führte de Larott seine Katzen bei seinen Auftritten stets an der Leine. „Meine Beziehung zu den Tieren ist dadurch wesentlich intensiver“, sagt de Larott. Gefährlich werde es nur, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, wenn beispielsweise ein Scheinwerfer mit einem lauten Knall kaputt geht. Doch solange de Larott die Ruhe behält, gilt das auch für die Raubkatze. Was er im Laufe von 20 Jahren mit seinen Tieren erlebt und dabei über sie gelernt hat, schrieb de Larott in einem autobiografischen Buch nieder, das vergangenes Jahr erschienen ist: Mein Leben – mit Zeus, Hera, Ares & Co.
Dass es seine Tiere bei ihm gut haben, daran hat de Larott keinen Zweifel. Zeus, sein schwarzer Panther, starb im vergangenen Jahr im Alter von 22 Jahren – an Altersschwäche, wie de Larott erklärt. In der freien Natur werde so eine Raubkatze im besten Fall halb so alt. In Sulzbach haben de Larotts Leoparden Troja und Paris in ihren geräumigen Gehegen nicht nur Klettermöglichkeiten und ausreichend Bewegungsfreiheit, sondern auch ein ruhiges Leben in Sicherheit und mit „Vollpension“. Zwei bis drei Kilo rohes Fleisch bekommt jede seiner Großkatzen pro Tag zu fressen.
Wenngleich de Larotts große Liebe den Raubkatzen gehört, hat er sich doch vor einem Jahr wieder auf seine Wurzeln besonnen. Der Aufwand und die finanziellen Belastungen, die das ständige Reisen mit den Tieren mit sich brachten, wurden dem Illusionisten in den vergangenen Jahren allmählich zu viel. Während Troja und Paris daheim in Sulzbach das Rentnerleben genießen können, tourt ihr Herrchen weiter durch Deutschland. Magie ohne Technik, nur Fingerfertigkeit, gepaart mit Wortwitz und dem Wiener Charme, der nach wie vor in jeder Silbe mitschwingt, die der gebürtige Wiener ausspricht – damit verdient de Larott sich und seinen Tieren heute seine Brötchen.
Dabei ist es ihm egal, ob er auf einem Kreuzfahrtschiff Hunderte von Passagieren oder auf einer Hochzeitfeier ein paar Dutzend Gäste mit seinen Illusionen begeistert. Wichtig ist dem Magier die Abgrenzung von Hobby-Zauberern. „Leute, die den Tag über einem normalen Beruf nachgehen und dann abends ihre billigen Trick vorführen, die machen das Geschäft kaputt“, sagt de Larott. Der Unterschied zu seiner Kunst sei den Leuten jedoch nur schwer vermittelbar, zumal der Magier für seine Zaubershow bei einer Hochzeits, Geburtstags- oder Firmenfeier keine vierstellige Gage verlange.
Eine Kostprobe seiner Künste wird Herbert de Larott bei der Hochzeitsmesse des Haßfurter Tagblatts am Sonntag, 15. Januar, auf Schloss Oberschwappach abliefern.