„Wir wollen ein Signal setzen, dass es läuft“, sagte Gerhard Eck, Staatssekretär im bayerischen Innen- und Verkehrsministerium, bei der Schlüsselübergabe im Rathaus am Freitag. Er meint damit die Verlagerung des Standorts Nürnberg der Landesbaudirektion nach Ebern.
Das historische Gebäude im Herzen der Stadt wird derzeit auf Vordermann gebracht. Im Januar sollen die ersten von etwa 20 bis 30 Mitarbeiter hier ihrer Arbeit aufnehmen. Voraussichtlich für vier Jahre soll das Rathaus als Provisorium dienen. Die Option, den Mietvertrag zu verlängern, möchte Eck nicht in Anspruch nehmen, sondern lieber den Neubau „zum Abschluss bringen, so schnell wie möglich“.
Wo in Ebern dieser Neubau für dann 100 bis 120 Beschäftigte entsteht, muss noch geklärt werden. Was schon klar ist: Nur die wenigsten der jetzigen Mitarbeiter in Nürnberg werden mit in den Baunachgrund gehen. Doch das sei „für unsere Region optimal“, so der Staatssekretär, eröffne sich doch dadurch „ein breites Feld“ an Arbeitsplätzen – und vor allem geht es um qualifizierte Arbeitsplätze, für Menschen mit höherem Bildungsabschluss.
Das stellten auch Landrat Wilhelm Schneider und Bürgermeister Jürgen Hennemann heraus. Gerald Neller ist einer von denen, die den Umzug nicht nur mitmachen, sondern sogar begrüßen. Der gebürtige Bamberger mit Wohnsitz in Scheßlitz war neun Jahre lang im Staatlichen Bauamt in Schweinfurt tätig gewesen, bevor er vor kurzem zur Landesbaudirektion wechselte.
„Die Möglichkeit mit Ebern ist für mich eine sehr interessante Sache“, sagt der 55-Jährige gegenüber dieser Zeitung. Nicht nur, dass er dann nicht mehr ganz so weit fahren muss: Als Abteilungsleiter für Zentrale Angelegenheiten kann er sich nun auch beruflich weiterentwickeln und bereitet die Verlagerung mit vor. „Ich bin der erste, der im Januar hier startet“, sagt er. Und er freue sich, im Rathaus einziehen zu können.
Und wie geht es seinen Kollegen in der Frankenmetropole? „Die Stimmung in Nürnberg ist weiterhin gut.“ Einige Kollegen mittleren Alters hätten sich bereits eine andere Stelle gesucht. Außerdem gibt es noch einige, die wie Neller bislang aus dem Raum Bamberg nach Nürnberg gependelt sind und gerne nach Ebern kommen. Und wenn momentan eine Stelle ausgeschrieben wird, wird bereits auf den künftigen Standort im Baunachgrund hingewiesen.
Der Personalabbau in Nürnberg und der Aufbau in Ebern sollen nach und nach erfolgen, betonte Gerhard Eck. Überhaupt: Es brauche Zeit, ein solches Vorhaben zu organisieren, mit Weitblick und Nachhaltigkeit.
Als wesentliche Herausforderung in dem Prozess beschrieb Behördenchef Johannes Nolte gegenüber dieser Zeitung die Personalakquise. Um hier keine Zeit zu verlieren, habe man schon mit dem Provisorium im Rathaus beginnen wollen. Für eine Behörde wie die Landesbaudirektion würden erfahrene Mitarbeiter gebraucht, Studienabgänger kämen weniger in Frage. Architekten, Ingenieure verschiedener Fachrichtungen, Juristen und Verwaltungskräfte werden gebraucht. Auch Nolte selbst wird ein Büro in Ebern haben, allerdings zunächst von Nürnberg aus pendeln, zumal die Behörde auch noch einen Standort in München hat.
Landrat Wilhelm Schneider hatte zuvor jetzige und potenzielle künftige Mitarbeiter ausdrücklich in den Landkreis eingeladen und willkommen geheißen. Bürgermeister Jürgen Hennemann zeigte sich in Sachen Personal zuversichtlich, aufgrund seiner Erfahrungen als langjähriger Betriebsratsvorsitzender bei FTE mit der Frage: „Wie kriegt man Fachkräfte in die Prärie?“ Denn es habe sich gezeigt: „Die mal hier waren, wollten nimmer weg.“ Infrastruktur, Schulen, Naturnähe und günstiges Bauland seien die Pluspunkte des Standorts Ebern.
Hennemann zeigte sich dankbar für die Stärkung dieses Standorts, der vor allem mit der Schließung der Kaserne und dem Abzug des Amtsgerichts hatte Federn lassen müssen. Was den künftigen Standort der Baudirektion betrifft, wird offenbar eine Lage in der Innenstadt favorisiert. Laut Bürgermeister Hennemann hat die Stadt viele Vorschläge gemacht, und die würden nun geprüft, sagte Gerhard Eck. Mit dem Verweis auf diese Prüfung beantwortete Eck auch die Frage, ob die ehemalige Kaserne, die anfangs im Gespräch war, bei der Standortfrage noch im Rennen ist. Diese aber wohl eher unwahrscheinliche Variante wäre für Gerald Neller fast so was wie eine Heimkehr: Der Baudirektor hat in der Kaserne seine Bundeswehrzeit verbracht.