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RÜGHEIM: Es war zum Heulen: bei „Häisd'n'däisd vomm Mee“

RÜGHEIM

Es war zum Heulen: bei „Häisd'n'däisd vomm Mee“

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    Alles andere als zum Heulen waren die Konzerte von „Häisd'n'däisd vomm Mee“ am Samstag und Sonntag im Schüttbau: (von links) Die sechs Musiker Florian Ebert, Michael Saffer, Thomas Marquard, Ralph Theobald, Kornel Hetterich und Stefan Ebert.
    Alles andere als zum Heulen waren die Konzerte von „Häisd'n'däisd vomm Mee“ am Samstag und Sonntag im Schüttbau: (von links) Die sechs Musiker Florian Ebert, Michael Saffer, Thomas Marquard, Ralph Theobald, Kornel Hetterich und Stefan Ebert. Foto: Gudrun Klopf

    Tränen im Konzertsaal? Im Schüttbau in Rügheim sind sie geflossen. Kein Wunder, kündigte der Programmtitel ja bereits an: „Des is zum Heuln“.

    Doch wenn die Gruppe „Häisd'n'däisd vomm Mee“ auf der Bühne steht, dann können das keine Tränen der Verzweiflung sein. Ihr hintergründiger Witz und sinnfreier Nonsens ließen natürlich Freudentränen über die Wangen der Zuhörer kullern.

    Er hat die Haare schön: Stefan Ebert.
    Er hat die Haare schön: Stefan Ebert. Foto: Fotos Gudrun Klopf

    Bereits das Sammelsurium von Instrumenten auf der Bühne kündet von einem abwechslungsreichen Abend. Selbstverständlich mit dabei sind die für die fränkische Besetzung üblichen Instrumente, wie Klarinette, Trompete, Posaune, Akkordeon und Tuba. Daneben tummeln sich Saiteninstrumente jeglicher Couleur, vom Kontrabass über die Gitarre und Geige bis hin zur Ukulele.

    Den Vorhang im Bühnenhintergrund schmücken sechs Waldhörner unterschiedlicher Größe. Wäschestampfer, Waschbrett, Milchkanne, Kuhglocken, Cajon und Trommel gehören zu den Percussiongeräten, die heiße Rhythmen versprechen.

    Zu den beiden ausverkauften Konzerten sind zahlreiche treue Fans von nah, aber auch von fern angereist. Mit dabei: eine achtköpfige Gruppe aus dem 120 Kilometer entfernten Creglingen. Hans Schuch war von einem Fernsehauftritt der Franken so begeistert, dass er sie unbedingt nach Baden-Württemberg holen wollte. Doch die Musiker waren stur: Sie würden nur in Bayern spielen. Erst ein geschichtlicher Hinweis auf die fränkischen Wurzeln der Tauber- und Hohenloherfranken habe die Männer vom Main überzeugt, erinnert sich Schuch. Seit zehn Jahren treten sie inzwischen an jedem zweiten März-Wochenende in Creglingen auf.

    Zum Einstieg in ihr mittlerweile viertes Programm begrüßen die Franken von rechts und links des Maines das Publikum gewohnt genial. Der „Grüß-Gott-Rap“ bringt die rund 200 Zuhörer schon gleich zu Beginn der dreistündigen Veranstaltung zum Jubeln.

    In vertrauter Weise schmarrt und babbelt sich Stefan Ebert wieder durchs Programm. Mit fränkischem Ernst schwadroniert er über Gott und die Welt, die Politik im Großen und im Kleinen, den christlichen Glauben. Und natürlich über Mann und Frau und das Verhältnis der Geschlechter untereinander.

    Die anderen fünf Kollegen auf der Bühne schwafeln kräftig mit, wenn sie nicht gerade auf einem der zahlreichen Musikinstrumente ihr virtuoses Können beweisen. Wie zum Beispiel „Flo mit der Zauberzunge“, alias Florian Ebert, mit genialen Variationen auf immer wieder anderen Trompeten zum Lied „Hans bleib da“.

    Glockenläuten ...
    Glockenläuten ... Foto: Gudrun Klopf

    Ungläubiges Kopfschütteln, wenn Kornel Hetterich (Klarinette), Ralph Theobald (Akkordeon), Thomas Marquard (Tuba), Michael Saffer (Posaune), Florian Ebert (Trompete) und Stefan Ebert (Klarinette) immer wieder auf Instrumenten glänzen, die nicht ihre angestammten sind. Und singen können sie auch, was sie mit ausgefeilten Arrangements und A-capella-Gesängen beweisen.

    Zugegeben, viele Nachrichten seien zum Heulen, führt Stefan Ebert in das Thema des Abends ein. „Aber, dass wir alles glauben, was wir hören – das ist zum Heulen“, tadelt er.

    „Was würde ich an der Welt verändern, wenn ich könnte?“, fragt er sich. Die Antwort ist schnell parat: Ein jeder solle genau das Gegenteil von dem tun, was er normal tut. Doch Vorsicht: „Wer gegen den Strom schwimmt, muss viel schlucken können“, warnt Ebert. „Tät i tu“ – pointierte, nachdenkliche Überlegungen, was die Musiker als Papst alles tun würden.

    Typisch Mann, typisch Frau – klar, dass viele Klischees zum Heulen sind. Von wegen, Männer seien nicht multitaskingfähig. „Ich kann ohne mit der Wimper zu zucken gleichzeitig zwei Probleme ignorieren.“

    Überhaupt: Perfekte Männer gibt es an jeder Ecke. „Deswegen hat der liebe Gott die Erde rund gemacht.“

    Im Lied „Drucksituation“ stellen die leidgeprüften Männer anschaulich dar, in welche Bredouille sie die gängige Praxis von Frauen bringt, bei Veranstaltungen Männertoiletten zu benutzen.

    Auch die Politik bekommt ihr Fett weg: „Wenn Gott gewollt hätte, dass wir alle wählen gehen, hätte er uns sicherlich die passenden Kandidaten gegeben.“ Kuhglocken untermalen die Erlebnisse von Wahlhelfern im Wahllokal.

    Passend zum Jagdhornblues – großartig dargeboten auf sechs Jagdhörnern – darf das Publikum mitheulen, was das Zeug hält.

    Gewürzt mit einer Prise Humor, werden Missstände angeprangert, wie in „Naufgelobter Depp“ oder „A passents Gsicht“.

    Insgesamt scheinen „Häisd'n'däisd“ kritischer, bissiger, nachdenklicher geworden. Derbe Knaller, wie das wackelnde Kotelett fehlen. Die Mischung stimmt trotzdem. Zum Ablachen gibt es reichlich, wie die existenziellen Fragen, die die Musiker beschäftigen.

    Eine kleine Auswahl: Wenn eine Unterhose zwickt, ist es dann schon Reizwäsche? Warum werden Särge zugenagelt? Lebt ein Zahnarzt wirklich von der Hand in den Mund? Warum ist nie besetzt, wenn man sich verwählt hat?

    Tröstliche Botschaft als Zugabe: Ob im Kopf oder im Büstenhalter – „wer net viel hat, der trägt auch nicht so schwer“. Aber letztlich entscheidend für alles ist eh ein einziges Wort, denn „Wenn der Hund net gschissn hätt', hätt' er den Hasen erwischt.“

    Nach mehreren Anläufen ist schließlich auch der Publikumschor beim „Marsch zum Giecher Bäck“ aufnahmefähig. Denn aus den beiden Schüttbau-Konzerten am vergangenen Wochenende entsteht die neue CD der Gruppe.

    Am Freitag, 26. Mai, wird sie bei einem erneuten Konzert in Rügheim unter's Volk gebracht: eine neue Chance auf eine Eintrittskarte, für alle diejenigen, die es dieses Mal nicht geschafft haben. Dann können auch sie mit Lachtränen in den Augen kräftig mitheulen.

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