Noch vor wenigen Tagen waren die beiden Streiter für die Selbstständigkeit von Ermershausen im Garten in Ermershausen zusammen gesessen: Adolf Höhn, der frühere Bürgermeister und der streitbare Baron Sebastian von Rotenhan. Kein Wort sei dabei über diesen Schritt von Rotenhans gefallen, berichtet Höhn. Und so überrascht wie Höhn dürften wohl die meisten Parteimitglieder inklusive der Kreis-Führung gewesen sein.
Ein Anruf bei Steffen Vogel, dem neuen CSU-Kreisvorsitzenden: Auf die Frage, was er vom Parteiaustritt von Sebastian von Rotenhan halte, kommt erst einmal ein ungläubiges „Nein?!“ und dann lange Stille. Dass er von Sebastian von Rotenhans Entschluss überrascht war, musste Vogel nun wirklich nicht spielen. Sogar „sehr überrascht“ ist er vom Austritt des früheren Landtagsabgeordneten aus der Partei. Und erklärt dann natürlich auch sein Bedauern über diesen Schritt. Wesentlich länger fällt allerdings dann das „Aber“ aus. Wenn man mit den Positionen einer Partei nicht einverstanden sei, dann gehöre es doch eher zu den Aufgaben eines Parteimitglieds, dies in der Partei zu artikulieren.
Und Vogel weiter: Es habe auch viele Parteimitglieder im Landkreis gegeben, die mit von Rotenhans Art, das Landtags-Mandat auszufüllen, nicht einverstanden gewesen seien und trotzdem nicht die Partei verlassen hätten. Eher zerknirscht dann noch Vogels Fazit am Telefon, wie es wohl auch aus dem Mund von Sebastian von Rotenhan hätte kommen können: „Reisende soll man nicht aufhalten.“
Wenig später kommt dann noch die hochoffizielle Mitteilung des Kreisvorsitzenden per E-Mail. Der Kreisverband der CSU bedauere den Austritt von Sebastian von Rotenhan aus der CSU. Aufgrund persönlicher Verärgerung habe sich Sebastian von Rotenhan aber bereits seit Jahren aus der aktiven Arbeit innerhalb der CSU zurückgezogen. Deshalb sei es nicht völlig überraschend, dass diese Verärgerung letztlich auch zum Austritt geführt habe.
Bei einer Partei mit 170 000 Mitgliedern werde es immer unterschiedliche Auffassungen zu bestimmten politischen Themen und Vorgängen geben. Schade, dass von Rotenhan nun die Staatshilfen für das Versandhaus Quelle als Grund seines Austritts heranziehe, zumal der Kredit zur Sicherung von Tausenden Arbeitsplätze bis Ende des Jahres zurückgezahlt werden müsse.
„Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass es für von Rotenhan besser und erfolgsversprechender gewesen wäre, aus der Partei heraus für seine Ziele und Vorstellungen zu kämpfen. Leider hat er diesen Weg nicht gewählt“, so Vogel in der Pressemitteilung.
Die Arbeit der CSU im Landkreis werde durch den Austritt von Sebastian von Rotenhan jedenfalls in keinster Weise beeinträchtigt. Und Vogel zuvor schon am Telefon: „Es wird nicht sein, dass die CSU jetzt zusammenbricht“.
Sebastian von Rotenhan sei ja bekannt für seine offene Sprache, dennoch sei dies der falsche Schritt gewesen – so reagierte Landrat Rudolf Handwerker auf den Austritt des früheren Landtagsabgeordneten aus der Partei und bedauerte den Schritt. Wenn von Rotenhan geglaube, die Partei habe den Weg der Tugend verlassen, dann hätte er mitwirken sollen, sie auf den seiner Meinung nach richtigen Weg zu führen. Der Austritt sei da der falsche Schritt gewesen.
„Nachvollziehen“ kann den Schritt von Sebastian von Rotenhan allerdings ein Weggefährte aus der „Ermershäuser Zeit“, Florian Schmucker. Wie Höhn und von Rotenhan gehörte Schmucker zu den Streitern für die Selbstständigkeit der Gemeinde. „Ich bin zwar überrascht, aber so kenne ich ihn: Wenn er etwas verfolgt, dann in aller Härte. Hü und hott gibt es dann nicht“.