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Falkner mit Leib und Seele

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Falkner mit Leib und Seele

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    15 Uhr im Schlosspark Tambach: Eine der letzten Flugvorführungen für die diesjährige Saison beginnt.

    Auf der großen Holztreppe sitzen gespannt die Zuschauer. Günther Gabold steht in der Wiese. Seine Weste und Hose sind grün. Die rechte Hand steckt in einem großen Lederhandschuh und an seiner Hüfte hängt eine große braune Ledertasche. Hinter ihm erscheint die barocke Fassade des Tambacher Schlosses. "Die Falknerei hat eine lange Tradition. Bereits vor 4000 Jahren richteten Reiternomaden im zentralasiatischen Steppengürtel ihre Greifvögel so ab, dass sie Wild jagen und erlegen konnten. Verbunden mit der Falknerei waren stets auch Haltung und Pflege der Greifvögel," erklärt der Falkner und macht weiter deutlich: "Um die Falknerei heute in Deutschland legal zu betreiben, muss man zuerst eine reguläre Jägerprüfung absolvieren und danach einen Falknerjagdschein erwerben".

    Der Bayerische Jagdfalkenhof hat sich mit seinem Vogelbestand im Wildpark niedergelassen. Einheimische Greifvögel werden mit ausführlichen Erläuterungen zu Biologie und Lebensweise durch fachkundige Falkner wie Gabold vorgestellt. Dann geht's los. Der erste Greifvogel schwebt dicht über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Es handelt sich um Steppenadler "Willi". Der Vogel fliegt brav zu Gabolds Kollegen, landet auf dessen Lederhandschuh und bekommt als Belohnung ein Leckerli - ein totes Küken. Das Küken, erklärt Gabold, stamme aus Massentierhaltung. Männliche Küken würden dort gleich nach der Geburt getötet. Der Bayerische Jagdfalkenhof kauft die toten Küken tiefgekühlt. Steppenadler "Willi" lässt es sich schmecken.

    Allerdings hat der Greifvogel dann keine Lust mehr, zu Gabold zu fliegen. Der Falkner nimmt's gelassen und mit Humor: "Willi ist heute mit mir beleidigt, da ich zwei Tage frei hatte". Diese unfreiwillige Einlage macht die Vorführung eher noch besser. Dann geht es routiniert - und planmäßig - weiter. Ein Turmfalke saust durch die Lüfte. Im Visier: das Federspiel. "Diese Beute-Attrappe ist das wichtigste Trainingszeug für Greifvögel, die gezähmt werden sollen." Das Federspiel ist ein Stoff- oder Lederkissen, auf dem beiderseitig Vogelflügel befestigt sind. Dieser "Köder" hängt an einer langen Schnur, die der Falkner mehrmals über seinem Kopf wie ein Lasso kreisen lässt - als Zeichen für den Vogel, dass er zu seinem Falkner zurückkommen soll.

    Nach einigen Versuchen bekommt der Vogel die Attrappe samt Fleischstück. Applaus. Nun kommen die großen Greifvögel dran und der Gänsegeier "Schneewittchen" mit einer enormen Spannweite von 270 Zentimeter schwebt dicht über die Köpfe des Publikum und landet sicher auf einer barocken Vase auf der Schloss-Balustrade. Die Zuschauer sind begeistert und einige Kinder lassen sich hinterher noch mit einem Falken auf der Hand für fünf Euro fotografieren. "Das Geld fließt in die Zuchtprogramme des Bayerischen Jagdfalkenhofs", erklärt Gabold nach der Vorführung. Er erzählt von seiner Auffangstation für verletzte und kranke Greifvögel im Landkreis Haßberge. Seit seiner Jugendzeit galt sein spezielles Interesse der Vogelwelt. "Schon mein Vater kümmerte sich um verletzte Vögel. Er war als Vogelvater im Landkreis Bamberg bekannt.

    Der brachte mir den Umgang mit den Tieren nahe. Das liegt gleichsam im Blut." In Stettfeld betreut der 60-jährige Witwer seit Jahren während seiner Freizeit verletzte Greifvögel. Auch ein großer Uhu wird dort derzeit wieder aufgepäppelt. Dort wartet auf Gabold viel Arbeit, wie zum Beispiel das mühsame Füttern verwaister Nestlinge mit der Pipette. Das Hauptziel: Die Vögel wieder in die freie Wildbahn fliegen lassen, wenn sie sich wieder selbst versorgen können. Und wer kümmert sich um die Schützlinge, wenn Gabold im Bayerischen Jagdfalkenhof in Tambach arbeitet? "Nachbarn und Freunde, ohne die ging es nicht," antwortet Gabold, der die Auffangstation selbst finanziert und dazu wenige Spendengelder von Vogelverbänden und dem Bamberger Tierschutz bekommt. Stichwort Falknerei Falknerei oder im engeren Sinne des Wortes Beizjagd, ist per Definition die Jagd mit einem abgerichteten Greifvogel auf frei lebendes Wild. Ein Falkner betreibt die Jagd mit Greifvögeln wie Falke, Sperber, Habicht oder Adler auf Federwild (zum Beispiel Rebhuhn) und kleines Haarwild (zum Beispiel Kaninchen, Hasen). Zur Falknerei gehört auch das Abrichten und die Pflege der eingesetzten Greifvögel.

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