Die Hospiz-Akademie Bamberg beging am Freitagabend, 15. Juli, mit Gästen aus Politik, Stadt, Kirche und Gesellschaft im Bistumshaus St. Otto ihren 20. Geburtstag. Für Erzbischof Ludwig Schick, der zeitgleich einer unaufschiebbare Verpflichtung nachkam, war Domkapitular Markus Kohmann gekommen.
Die Akademie braucht nach Auffassung von Festredner Rainer Simader noch mindestens 20 weitere Jahre, um mehr Wissen über die Palliativversorgung in allen Bereichen des Gesundheitssektors zu vermitteln: „Das bisher exklusive Wissen von wenigen muss breiter gestreut werden“, forderte der Leiter des Bildungswesens bei Hospiz Österreich. Der Wiener Simader, selbst Absolvent der Bamberger Akademie, verwies auf einschlägige Forschungsergebnisse, die einen wachsenden Bedarf an Hospizen und Palliativ Care belegen.
Zunahme von Sterbefällen
Gründe dafür seien die Zunahme von Sterbefällen auf Grund der demografischen Entwicklung sowie Fortschritte in der Medizin, die zu einem längeren Überleben von Krankheiten führten. Simader führte als Beispiel eine Studie aus England und Wales an, der nach es unter der Bevölkerung bis zum Jahr 2040 rund 25 Prozent mehr Sterbende geben werde. Bis zu 40 Prozent, insbesondere Hochbetagte, bräuchten mehr Hospize und Palliativversorgung.
Auch in anderen Ländern wie Deutschland stünde dem ein Mangel an Pflegenden und Ärzten gegenüber, so Rainer Simader. Dazu gäbe es immer weniger Ressourcen für Pflege und Betreuung im privaten Umfeld bei zunehmender Zahl an chronischen Erkrankungen und Menschen mit Demenz. So müssten alle Berufe aus dem Gesundheits- und Betreuungsbereich „vom Sozialarbeiter bis Seelsorger, also die Schlüsselkräfte der Palliativversorgung, eingebunden werden“, erklärte der Redner. Öffentliches Wissen schütze und schaffe Zugänge zu Informationen, Bildungsmaßnahmen müssten in der Kindertagesstätte und Grundschule beginnen.
Segen für die Region
Simader würdigte die Hospiz-Akademie Bamberg als „Segen für die Region, die mehr ist als eine bloße Bildungseinrichtung“. Die Akademie habe eine nachhaltige, richtungweisende und befähigende Rolle und Aufgabe für die Gesellschaft.
Die Angebote der Hospiz-Akademie zur Fortbildung von Ärzten, Pflegekräften, Fachkräften in psychosozialen Diensten und ehrenamtlich Tätigen werden bundesweit nachgefragt. Es geht um Hospizarbeit, Trauerarbeit, aber auch um Pflege und Palliative Care. Das Spektrum wird ergänzt um besondere Themen aus der Spiritualität, Seelsorge und Ethik. Leiter dieser Einrichtung ist der Diplom-Theologe Markus Starklauf.
Er erinnerte an die Gründerin der Akademie, Christine Denzler-Labisch, die bereits 1990 den Hospizverein Bamberg ins Leben rief und bayernweit für neue ethische Leitlinien für ein menschenwürdiges Leben bis zuletzt warb: „Die Hospiz-Idee in Bayern wird immer mit ihrem Namen verbunden bleiben“, betonte Starklauf.

Die Hospiz-Akademie Bamberg mit Büros, Einzelzimmern, Seminarräumen befindet sich im Hospiz „Christine Denzler-Labisch-Haus“ in Nachbarschaft zum Klinikum am Bruderwald. Der Hospizverein hat ebenfalls darin seine Büroräume. Im Südflügel befindet sich die Palliativstation in Trägerschaft der Sozialstiftung Bamberg.