Es blutet einem das Herz, wenn man das ganze Ausmaß des verheerenden Großbrandes sieht, der am frühen Donnerstagmorgen das Ebelsbacher Wasserschloss (Lage) in Schutt und Asche gelegt hat. Bürgermeister Walter Ziegler sieht auf die qualmende Ruine und sagt sichtlich betroffenen nur einen Satz: „Es ist ein Katastrophe...“
Irgendwann nach Mitternacht wird im historischen Schloss wohl das Feuer ausgebrochen sein. Die beiden Bewohner sind verreist, der Brand kann sich unbemerkt immer weiter ausbreiten.
Es ist gegen 4.30 Uhr, als das Feuer den Dachstuhl des Schlosses erreicht und die Flammen das Schieferdach durchbrechen. Der komplette Dachstuhl steht in Flammen. Weithin sichtbar brennt das historische Gemäuer wie eine riesige Fackel. Nachbarn werden durch krachende Geräusche aus dem Schlaf gerissen, sie verständigen die Rettungsdienste.
Rund 170 Feuerwehrleute, an der Spitze Kreisbrandrat Josef Jüngling, eilen aus allen Himmelsrichtungen zum Brandort. Alarmiert sind die Feuerwehren Ebelsbach, Schönbrunn, Gleisenau, Stettfeld, Steinbach, Breitbrunn, Eltmann, Werksfeuerwehr FAG Eltmann, Haßfurt und Zeil.
Die Rettungsleitstelle Schweinfurt schickt mehrere Fahrzeuge des Roten Kreuzes mit sieben Einsatzkräften. Glücklicherweise, so Rettungsdienstleiter Helmut Schroll, müssen Notarzt und die Sanitäter nicht eingreifen, niemand verletzt sich. Das Technische Hilfswerk Haßfurt ist mit zwei Fachberatern vor Ort und steht in Bereitschaft.
Das Löschen des riesigen Gebäudes gestaltet sich schwierig. Es brennt an allen Ecken und Enden. Und: Nur das Erdgeschoss des Schlosses ist mit Bruchsteinen gemauert, die Geschosse darüber sind Fachwerkkonstruktionen. Immer wieder stürzen brennende Balken des Dachstuhls nach unten, der östliche Fachwerkgiebel stürzt unter lautem Getöse ins Gebäude-Innere. Und: Rund um das Schloss verläuft ein tiefer, trockengelegter Wassergraben. Nur eine einzige steinerne Brücke führt hinüber.
An ein Betreten des Gebäudes ist aber überhaupt nicht zu denken, ein gezielter Innenangriff ausgeschlossen. Es herrscht Lebensgefahr. Den Feuerwehrleuten bleibt nichts anderes übrig, als das Schloss über zwei Drehleitern und zahlreiche Strahlrohren von außen regelrecht zu fluten, um die Flammen einigermaßen eindämmen zu können.
Was das Feuer nicht zuvor schon zerstört und verbrannt hat, macht nun das Löschwasser zunichte. Die alten Zwischendecken – einst konstruiert aus Holzbalken, dazwischen gespannten Knüppeln und einem Lehm-Stroh-Gemisch – saugen sich mit Wasser voll und werden über kurz oder lang durchbrechen. Vielleicht sind einige Decken sogar durchgebrannt – man weiß es nicht, weil man nicht hinein kann.
Am Morgen gegen 7 Uhr sind die gröbsten Löscharbeiten beendet. Mit einer Wärmebildkamera wird von außen die Fassade abgetastet. Besonders im Turm scheint es noch einige Glutnester zu geben. Viel Wasser soll auch diese Glut noch ablöschen.
Noch in der Nacht ist Bürgermeister Walter Ziegler vor Ort. „Es ist eine Katastrophe“, sagt er. Sichtlich mitgenomme...
...fügt er nach einer Weile hinzu: „Das Schloss war das Wahrzeichen von Ebelsbach, die historische Keimzelle unseres Ortes.“
Inzwischen sind auch Beamte der Kriminalpolizei eingetroffen. Sie führen erste Sondierungsgespräche mit Zeugen, die Brandursache können sie natürlich noch nicht präsentieren. Dazu müsste man erst einmal das Gebäude betreten können. Polizeipressesprecher Heiko Sauer, der im Schlosshof Fernsehteams erste Interviews gibt, spricht von einem „Schaden in Millionenhöhe“.
Auch Landrat Rudolf Handwerker kommt nach Ebelsbach geeilt, um sich vor Ort über die Katastrophe zu informieren. „Das Ebelsbacher Wasserschloss war kunsthistorisch eines der wertvollsten, es war aber auch eines der schönsten Schlösser im ganzen Landkreis Haßberge.“
Der ideelle Wert, der in der Brandnacht zugrundegegangen sei, sei überhaupt nicht zu beziffern. Das Feuer zerstöre auch jüngste Pläne, so Handwerker, das sanierungsbedürftige Anwesen wieder auf Vordermann zu bringen. Eigentümer und Landratsamt hätten erst vor kurzem über die statische Sanierung des riesigen Dachstuhls beraten und nach Fördermöglichkeiten gesucht.
Bei Tageslicht wird die Tragödie dieser Nacht so richtig deutlich. Das Schloss ist gestorben. Ob es jemals wieder zum Leben erwachen wird, ist fraglich.
Nach dem Brand im Ebelsbacher Schloss gestalten sich die Ermittlungen der Brandfahnder schwierig, da das Gebäude einsturzgefährdet ist. Ein genauer Sachschaden lässt sich derzeit noch nicht beziffern. Schon während der Löscharbeiten waren Teile des Dachstuhls eingestürzt. Zwischenzeitlich sind auch Teile der Decken bis nach unten durchgebrochen, so dass ein Betreten des Schlosses für die Beamten der Kripo Schweinfurt nicht möglich ist. Auf Grund dessen lassen sich derzeit auch zur Ursache des verheerenden Feuers noch keine Angaben machen.
Im Laufe des Montags wird ein Spezialist des Landeskriminalamtes zusammen mit den Brandfahndern der Kriminalpolizei Schweinfurt den Brandort untersuchen. Fest steht, dass ein Schaden in Höhe von einigen Millionen Euro entstanden ist. Näheres wird sich ergeben, wenn sich auch die Denkmalschutzbehörde ein Bild vom Geschehen gemacht haben.