Bei der Frage nach dem Warum kommt Ramona Reimann mit ihren Antworten gar nicht richtig hinterher. „Weil wir Spaß daran haben. Weil es Live-Musik ist. Weil es im Freien ist. Und weil es einfach schön ist“, sprudelt es aus der 56-Jährigen vor Begeisterung nur so heraus. Und Ehemann Karlheinz bestätigt den „Spaß an der Bewegung, den Spaß am Tanzen“.
Die beiden Fürnbacher fahren regelmäßig zum Tanzen. Aber nicht in irgendeine Tanzschule, die aufgrund der heißen Temperaturen ihre Kurse in die Natur verlegt hat. Ihr Weg aus dem Steigerwald führt sie vielmehr regelmäßig nach Ebelsbach, besser gesagt in den Biergarten neben der katholischen Pfarrkirche. Immer dann, wenn Frank Kaufhold zum „Biergarten-Dancing“ einlädt – einer Kombination aus Biergarten und Tanzarena.
Dazu hat der Besitzer der Gaststätte „Klosterhof“, zu welcher der große Biergarten gehört, eine umzäunte stationäre „Open-Air-Bühne“ inklusive Tanzfläche geschaffen. Das ist wohl einzigartig im weiten Umkreis. Und es stößt bei den Gästen, die ebenso aus der ganzen Region kommen, auf enorme Zustimmung.
Live ist besser als Konserve
„Das ist einmalig“, loben die Reimanns die Idee. Zwar habe es das früher öfter gegeben, dass in Biergärten auch Musik gespielt wurde. „Leider ist das in letzter Zeit in Vergessenheit geraten oder fast schon ausgestorben“, sagt der 64-Jährige und ergänzt: „Die Leute wollen das aber. Eine Band oder Blasmusik. Live ist einfach besser als Konservenmusik.“ Dann widmet sich Karlheinz Reimann wieder ganz seinen Tanzbeinen und natürlich seiner Frau Ramona, die laut eigener Aussage tanzt, „seit ich laufen kann“.
Einen Appell an Frank Kaufhold hat der gebürtige Oberpfälzer aber noch: „Der darf das ruhig öfter machen.“ Auch wenn zumindest Ramona Reimann danach „alles weh“ tut. „Wenn du auf allen Vieren gehst, ist das wurscht. Der Spaß war da“, lacht sie.
Auch Doris (49) und Jürgen Laubender (51) aus Gleisenau waren zum jüngsten Termin trotz subtropischer Temperaturen gekommen, um sich bei beziehungsweise mit dem bekannten Duo „California“, bestens bekannt als offizielle Hauskapelle in Feinkost Käfers Wiesenschänke beim Münchener Oktoberfest, zu vergnügen. Ihr Lob für die Tanzarena ist nicht minder euphorisch. „Super Atmosphäre, super Kulisse, alles o. k.“, schwärmen die beiden Stammtänzer, die es als „sehr praktisch“ empfinden, zu Fuß kommen zu können. Einen Tanzkurs haben die Eheleute nicht absolviert, doch das Interesse am Tanzen war schon immer vorhanden.
Ein bisschen Halligalli
Das „Biergarten-Dancing“ habe seinen Teil dazu beigetragen, dass sich beide jetzt wieder verstärkt bewegen. Dass sie bei Walzer, Slowfox oder Bachata von vielen anderen Gästen beobachtet werden, stört sie derweil in keiner Weise. „Das interessiert nicht. Es soll ja was los sein im Biergarten, Stimmung und – auf gut Deutsch – ein bisschen Halligalli. Wenn viele Besucher kommen, ist das doch sehr gut.“
Für Wolfgang Sawane ist der Ebelsbacher Biergarten „einer der schönsten weit und breit“. Und gerade bei den Tanzveranstaltungen ist er sprichwörtlich Feuer und Flamme. Die weite Anfahrt von knapp 45 Kilometern machen dem in Scheßlitz wohnenden Oberfranken nichts aus. „Wir haben unseren Spaß“, betont Sawane und spricht für seine Ehefrau Brunhilde gleich mit. Zudem ist der 63-Jährige ein ganz treuer Fan von „California“, die er als Fanklubleiter zusammen mit weiteren Anhängern jährlich „wenigstens 80 Mal“ live erlebt. Der letzte Besuch in Ebelsbach kann deshalb in die Kategorie „Pflicht“ eingeordnet werden.
„Es ist einfach wunderbar. Die Tanzfläche ist toll, das Essen ist gut, das Umfeld passt, das Ambiente ist prima“, lobt Sawane die Veranstaltungen allgemein. „Da hatte der Frank eine wunderbare Idee, die – wenn man sich umschaut – auch prima ankommt.“ Zwar gebe es in seiner Region auch schöne Biergärten. Es sei aber nirgendwo Tanz dabei. Da nimmt er die Fahrerei deshalb gerne auf sich.
Frank Kaufhold freut sich natürlich über das spezielle Lob sowie die große Akzeptanz. „Darauf bin ich wahnsinnig stolz, das muss ich ehrlich sagen“, sagt der ehemalige Quelle-Außendienstmitarbeiter.
Vorbild „Tanztenne“
Ausschlaggebend für ihn war eine Tanzveranstaltung mit „California“ in der „Tanztenne“ in Schwabthal. „Ich habe da zu meiner Frau gesagt: Wenn wir einmal etwas eigenes haben, errichte ich im Biergarten eine Tanzfläche und ,California‘ spielt zur Premiere“, erinnert sich der Zeiler und fügt hinzu: „Genau das habe ich dann Stück für Stück in die Tat umgesetzt.“
Dabei hatte er mit einigen Skeptikern zu kämpfen. Vor allem „am Stammtisch war das Wehklagen groß“, kann Kaufhold jetzt wieder darüber lachen. „Wie kann man eine Tanzfläche in einen Biergarten machen? Das passt doch hinten und vorne nicht“, lautete die Kernaussage der Zweifler.
Der 55-jährige Gastwirt ließ sich aber nicht davon beirren und verwirklichte seinen großen Traum. Er hat die Kombination Biergarten und Tanzen in einer Wirtschaft in Bad Füssing des Öfteren hautnah erlebt und sich dabei gedacht: „Was dort machbar ist, muss bei uns im Maintal auch machbar sein.“
Kaufhold hat Recht behalten und die „absolute Lücke“ erfolgreich gestopft. Die damals sehr kritischen Stammtischler sind derweil längst zu Fans geworden. „Sie meinen, dass die Tanzfläche manchmal nicht mehr ausreicht und ich vergrößern müsste“, sagt er lachend.
Die letzte Open-Air-Tanzveranstaltung im Ebelsbach Biergarten für dieses Jahr ist am Samstag, 10. August. Es spielen die „Flamingos“. Der Eintritt ist frei.