Bei frühlingshaftem Wetter strömten die Menschen zur Zukunftsmesse in die Haßfurter Innenstadt, die sich in der oberen Hauptstraße in eine Fußgängerzone verwandelt hatte. Lange Schlangen an den Eisdielen, vollbesetzte Straßencafés und jede Menge Publikum, das das ein oder andere Schnäppchen in den verkaufsoffenen Geschäften oder den Ständen ergatterte, prägten das Bild in den Nachmittagsstunden.
Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, hatte der Aktionskreis Haßfurt Aktiv (AHA) wieder eine Ausbildungs- und Jobmesse in die Veranstaltung integriert. 20 Firmen und Institutionen informierten an ihren Ständen über ihre Arbeitsangebote und die beruflichen Chancen von morgen.
Beim Wettnagel kleine Preise gewinnen
Viel Aufmerksamkeit zog die Firma Schobert Bedachungen an ihrem Stand auf dem Vorplatz der Stadthalle auf sich. Dort konnten die Besucher ihr Geschick zeigen und beim Wettnageln kleine Preise gewinnen. Freilich zog das gerade Kinder und Jugendliche an, die sich daran versuchten, möglichst schnell einen langen Dachdeckernagel gerade in ein Stück Holz zu hämmern. "Mit dieser Aktion wollen wir auch das Interesse am Ausbildungsberuf Dachdecker wecken", sagte Firmeninhaber Johannes Schobert, den Nachwuchssorgen plagen.
Der Dachdeckermeister beschäftigt in seinem 2011 gegründeten Betrieb zwölf Mitarbeiter, darunter gerade einmal einen einzigen Auszubildenden. Dabei hat das Haßfurter Unternehmen Ausbildungskapazitäten frei und würde sofort zwei neue Azubis einstellen, wenn es denn Bewerber geben würde. "Wir arbeiten natürlich viel draußen bei Wind und Wetter", so Schobert, der davon ausgeht, dass das der Hauptgrund ist, warum er so gut wie keine Bewerbungen von Schulabgängern erhält.
Dabei ist der Beruf des Dachdeckers sehr vielseitig. Dachdecker/innen stellen Holzkonstruktionen für Dachstühle her und decken und bekleiden Dach- und Wandflächen mit Dachplatten, -ziegeln, -steinen, Schindeln oder anderen Deckwerkstoffen, heißt es im Online-Lexikon zur Berufswahl der Bundesagentur für Arbeit. Auch das Ausführen von Abdichtungen an Dach- und Wandflächen, Balkonen und Terrassen und viele andere Tätigkeiten gehören mit zum Berufsbild.
Zwar noch etwas jung für eine Ausbildung, aber trotzdem für vieles offen zeigte sich die neunjährige Janina Wächtler, die zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder die Zukunftsmesse für einen Stadtbummel nutzte. Momentan sieht die Grundschülerin ihre berufliche Zukunft vielleicht als Tierpflegerin oder aber in einem Büro. "Aber das kann sich natürlich auch noch ändern", sagte Mama Sabrina Wächtler augenzwinkernd. Vom Wettnageln war Janina jedenfalls begeistert und gewann sogar einen Preis. "Mit hat zwar etwas die Geduld gefehlt, aber ich habe mich durchgekämpft", so das zielstrebige Mädchen.
Ein weiterer Handwerksbetrieb, der keine Azubis findet, ist die Malermeister Helas GmbH aus Uchenhofen, die mit ihrer Teppichscheune auch ein Fachbetrieb für Fußbodenbeläge aller Art ist. Im großen Saal der Stadthalle präsentierte Firmeninhaber Holger Helas bei der Zukunftsmesse den 1978 gegründeten Familienbetrieb, den er vor einem knappen Vierteljahrhundert von seinem Vater übernommen hatte.
"Vor zehn Jahren haben wir unseren letzten Azubi ausgebildet", sagte der Maler- und Lackierermeister, der lieber heute als morgen einen Schulabgänger in dem Handwerksberuf ausbilden würde. Natürlich wäre auch ein Mädchen herzlich willkommen, alleine es fehlt an Interessierten. "Wir wissen schon nicht mehr, wann wir überhaupt mal eine Bewerbung auf dem Tisch liegen hatten", so Helas, der das Problem darin sieht, dass Maler als "dreckiger" Beruf verrufen ist. Freilich bleibe es nicht aus, dass die Farbe mal woanders als an der Wand lande, aber dafür gebe es ja Arbeitskleidung.
Sehr positive Erfahrungen hat Holger Helas dagegen mit einem jungen Mann gemacht, der zwar körperliche Einschränkungen hat, aber immer freundlich ist und mit anpackt. Über die Initiative "Menschen inklusive" der Lebenshilfe habe er seinen stets zuverlässigen Helfer gefunden, der mittlerweile schon knapp acht Jahre in seinem Betrieb arbeitet.
Persönlicher Kontakt wurde hergestellt
Bei dem Malerbetrieb suchten auch die 13-jährige Samantha Marutz und die 14-jährige Safira Marutz aus Sand das Gespräch. Die beiden Mittelschülerinnen, für die auch bald ein Schulpraktikum ansteht, zeigten sich generell an Handwerksberufen sehr interessiert. "Ich bin mehr die Macherin und will mit meinen Händen arbeiten", sagte Samantha, wobei sich ihre Schwester Safira außerdem auch eventuell einen Ausbildungsberuf beim Rettungsdienst oder der Bundeswehr vorstellen kann. Wer weiß, vielleicht findet Malermeister Helas in einem der beiden Mädchen seine zukünftige Auszubildende. Der persönliche Kontakt ist zumindest schon mal hergestellt.

