Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

MAROLDSWEISACH: Gaunerzinken sollte man ernst nehmen

MAROLDSWEISACH

Gaunerzinken sollte man ernst nehmen

    • |
    • |
    Verdächtige Zeichen: Ein Unbekannter hat ein rotes Kreuz und darunter einen grünen Strich oben rechts neben der Haustüre angebracht. Solche Symbole werden als Gaunerzinken bezeichnet.
    Verdächtige Zeichen: Ein Unbekannter hat ein rotes Kreuz und darunter einen grünen Strich oben rechts neben der Haustüre angebracht. Solche Symbole werden als Gaunerzinken bezeichnet. Foto: Foto: Privat

    Auf den ersten Blick fallen die zwei Zeichen nicht auf. Vielleicht sind die Bewohner des Hauses in einem Dorf im Raum Maroldsweisach schon seit Wochen achtlos in dem Wohnhaus ein- und ausgegangen, ohne die Kreidestriche zu bemerken. Erst jetzt, beim Hausputz, hat eine Bewohnerin die Striche entdeckt. Weil ihr das komisch vorkam, hat sie ihre Entdeckung bei der Polizei in Ebern gemeldet. Die ist sich sicher: Es handelt sich um so genannte Gaunerzinken. Erst vor wenigen Wochen hatten diese Zeichen in Würzburg für Aufregung gesorgt.

    Es sind uralte, bereits aus dem Mittelalter stammende Geheimzeichen, mit denen Hausierer, Bettler, Obdachlose oder fahrendes Volk bestimmte Anwesen kennzeichnen. Oft sind die mit Kreide oder Bleistift aufgemalten oder in Stein eingeritzten Zeichen am Briefkasten, am Hoftor, neben der Klingel oder neben der Eingangstür völlig unscheinbar, kaum größer als ein Fingernagel und für das ungeübte Auge selten erkennbar. Doch es gibt eine ganzen Katalog an Zeichen, anhand derer ein Hausierer oder Bettler sofort erkennen kann, mit welcher Masche er bei den Hausbewohnern Erfolg haben könnte oder ob sich das Klingeln überhaupt nicht lohnt.

    Bei den bei Maroldsweisach entdeckten Zeichen handelt es sich um ein rotes Kreuz und einen grünen querliegenden Strich. Im Gaunerzinken-Katalog bedeutet dies so viel wie „fromm stellen“ beziehungsweise „Hier gibt es nichts zu holen“. Denkbar ist aber auch noch eine andere Symbolik. Ein Kreuz, verbunden mit einem halbrunden Strich darunter, würde heißen: „Hier wohnt eine Witwe.“ Tatsächlich lebt in dem Haus eine alleinstehende Dame im Erdgeschoss.

    Im Nachbarlandkreis

    Absolute identische Gaunerzinken in der gleichen Farbgebung wie die jetzt bei Maroldsweisach entdeckten wurden schon Ende Mai 2014 in Trappstadt im Landkreis Rhön-Grabfeld der Polizei gemeldet. „Danach ist aber nichts Auffallendes, wie Einbrüche oder Diebstähle, in der Gegend passiert“, berichtet Polizeioberkommissar Reinhold Schorn von der Polizeistation in Bad Königshofen. Es habe zwar durchziehende rumänische Bettlergruppen gegeben, aber diese Personen seien systematisch von Haus zu Haus gegangen. Da hätten Gaunerzinken nur an bestimmten Anwesen überhaupt keinen Sinn gemacht.

    Es sei denkbar, so Schorn, dass Kinder oder Jugendliche einige der Zeichen angebracht hatten. So habe er beispielsweise an einem Rastplatz bei Saal an der Saale auf einer Steinbank einige entsprechende Zeichen entdeckt. „Welchen Sinn sollen aber solche Mitteilungen auf einer Sitzbank machen?“

    Doch neben offensichtlichen Kritzeleien von Kindern seien weitere Gaunerzinken entdeckt worden in einem so großen Radius, was gegen die Annahme spreche, dass bestimmte Kinder oder Jugendliche die Urheber sein konnten.

    „Viele wischen sie einfach weg“

    Die für den Maroldsweisacher Bereich zuständige Polizeiinspektion Ebern war auch schon mit Gaunerzinken befasst. „Das kommt ab und zu mal vor“, berichtet Polizeiobermeisterin Vanessa Schaf. „Viele Hausbesitzer wissen aber nicht, was die Zeichen bedeuten und wischen sie einfach weg.“ Dabei schade es sicherlich nicht, die Polizei zu informieren, falls im persönlichen Umfeld mutmaßliche Geheimzeichen entdeckt werden. „Man sollte dies schon ernst nehmen und vorsichtig sein“ – gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit, wo es erfahrungsgemäß wieder zu Wohnungseinbrüchen komme. Sie selbst, so erzählt die Polizeibeamtin, habe an ihrer eigenen Wohnung auch schon mal Gaunerzinken entdeckt. „Da habe ich schon drauf geachtet, dass alles zu ist.“

    Erst Ende September hatten Gaunerzinken im Würzburger Stadtteil Zellerau für Verunsicherung in der Bevölkerung gesorgt. Dort waren unter anderem ein umgedrehtes „T“ (Symbol für eine allein stehende Person) und eine „7“ (leichtgläubige Menschen) angebracht worden. Die gute Nachricht: Danach sind keine Straftaten passiert.

     

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden